Liebe Wanderfreunde,

habt ihr schonmal was vom „Wundervogel auf der Lausche“ gehört ? Nein ? Dann solltet ihr unbedingt einmal den höchsten Berg des Zittauer Gebirges besuchen, denn neben einer fantastischen Aussicht, bietet diese Wanderung so manch lustige Fotogelegenheit mit den Wichteln des Waldes und vielleicht kann ja sogar jener Wundervogel gesichtet werden …

Sammelparkplatz

Der Parkplatz in Waltersdorf bietet Platz für 20 Autos. Alternativ besteht auch – nach Absprache – die Möglichkeit, dass wir uns am Parkplatz vor dem Eingang des Waldcampingplatzes in Pirna-Copitz an der Äußeren Pillnitzer Straße 18 in 01796 Pirna treffen.

TreffpunktParkplatz in Waltersdorf
KoordinatenN50.865822° E14.648882°
 N50° 51.949341′ E14° 38.932934′
 N50° 51′ 56.9605″ E14° 38′ 55.9761″
AdresseAm Kirschhübel 7, 02799 Großschönau OT Waltersdorf
Einfache Variante ( Z-11A )
5:007,92 km439 m439 m
Schwierige Variante ( Z-11B )
5:007,93 km458 m458 m

Verlauf der Wanderung

Unsere Wanderung startet bei rund 414 Höhenmetern am Parkplatz in Waltersdorf – im Verlauf der Tour werden gut 379 Meter hinzukommen. Vom Parkplatz halten wir Ausschau nach einigen Gebüschen, hinter diesen verläuft ein Weg, der uns durch den Naturparkgarten führen wird. Interessierte Wanderer können hier entlang eines Barfußweges wandeln und so schauen und sich so einen ersten Eindruck von den Gegebenheiten während der kommenden 7,9 Kilometer zu verschaffen. Große Teile der Wanderstrecke verlaufen über Wiesen und Waldwege, es bietet sich also an, die Schuhe im Auto zu lassen.

Rund 330 Meter legen wir durch den Naturparkgarten zurück, an dessen Ende uns die erste Pausenstelle erwartet – wir ignorieren sie und genießen viel lieber das Panorama, mit Blick auf unser Wanderziel: Die Lausche …

Wir folgen dem Weg durch die Wiese, bis wir zur Sängerhöhe und deren Aussicht gelangen. Früher wurde der – heute vollständig mit Laubwald bewachsene – 20 Meter hohe Gipfel auch Unglückstein genannt, weil der Sage nach ein Mädchen vom Felsen stürzte und getötet wurde, als sie versuchte, eine verirrte Ziege zu fangen. Im 19. Jahrhundert wurde Stein auf dem Gipfel gebrochen und später ein Aussichtspunkt errichtet, von dem heute noch Reste zu sehen sind. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts fanden hier Aufführungen von Gesangsvereinen statt, von denen der Hügel seinen heutigen Namen hat. Auf der abgebrochenen südöstlichen Seite des Felsens wurde eine kleine Plattform für Gesangsdarbietungen eingerichtet, später wurde eine größere erhöhte Terrasse unter dem Wald am südöstlichen Fuß gebaut. Vom Waldrand aus hat man einen schönen Blick auf Waltersdorf mit dem Gipfel der Lausche, ferner auf den Sonneberg mit Buchberg, Butterberg, Steinberg, Breiteberg und andere Hügel in der Umgebung.

Von der Sängerhöhe begeben wir uns einen schmalen Pfad über die Wiese entlang in Richtung des Ottobergs – dieser, von Weitem sichtbare Hügel führt uns direkt in Richtung des Waldes und zum Heideweg. Wir spüren bereits, wie die Lausche in die Nähe kommt, denn über knapp 470 Meter nehmen wir gut 70 Höhenmeter. Vom Ottoberg erhalten wir eine wunderschöne Sicht auf das vor uns liegende Land.

Es geht weiter bergauf. Der Abzweig zum Heideweg ist gut hin sichtbar, den Abzweig zur Rechten, der nach gut 230 Metern folgt, ignorieren wir und nehmen dem Heideweg bis zur nächsten Kreuzung – nach insgesamt 540 Metern können wir uns entscheiden, ob es gemütlich oder doch etwas herausfordernder vonstatten geht.

( Z-11A ) Mir sinn so gemiedlich wie mir sprechen …

Der Sachse mag es gemütlich, warum also sollte es seinen Gästen anders ergehen ? Wir nehmen den Weg auf der Kreuzung geradeaus und es geht noch einmal bergan. Das letzte Stück des Heidewegs führt uns – nur wenige Meter von der deutsch-tschechischen Grenze entfernt – zum Naturlehrpfad. Wer es besonders gemütlich mag, kann im Verlauf des Weges eine kleine Abkürzung wählen – haltet euch in jedem Falle an der Kreuzung links, um zum Naturlehrpfad zu gelangen.

Der Naturlehrpfad führt über weichen Waldboden und schlängelt sich für rund 430 Meter durch den Wald. Zur Linken erblickt ihr unweit eines Jägerstands einen schmalen Weg hinab – die Himmelsstiege.

( Z-11B ) Wir hamm, wenn’s sein muß, Dinamit im Blut …

Der Sachse kann aber auch anders – wenn es sich denn lohnt oder er nicht anders kann. Wir nehmen den Weg zur Linken und folgen dem Waldweg für ein Stückchen. Vorbei geht es am Bauplatz des Sachsenforsts, die hier ihre Jagdstände errichten, bis wir wieder einen schmalen Pfad im Wald erreichen. Nach etwas mehr als 450 Metern gelangen wir zum „Aussichtspunkt“ mit Blick auf Waltersdorf …

Von dieser wunderschönen Aussicht verläuft unser Weg noch rund 160 Meter weiter, bis wir rechter Hand ein Schild entdecken, welches uns auf die Himmelsstiege verweist. Dieser – mit Laub bedeckte – Steig führt uns 35 Höhenmeter auf 150 Metern hinauf zum Naturlehrpfad. Doch keine Sorge: Klettern müsst ihr hier nicht, der Steig besteht lediglich aus Treppen und vereinzelten Wurzeln, über die ein Weg gefunden werden will.

Nuff vor e Schäälchen Heeßen …

Der Naturlehrpfad wird noch für reichlich 200 Meter unser Begleiter bleiben, bevor wir auf den Weichen Weg abbiegen – er führt uns auf den Kammweg und gegen Ende hin geht es noch einmal „leicht bergan“, so dass wir uns inzwischen auf 705 Höhenmetern befinden. Wir folgen dem Kammweg, bis zur nächsten Kreuzung, an der sich unteranderem auch der Lauscheborn befindet und halten uns rechts. Es folgt ein steiler Anstieg hinauf zum Gipfel der Lausche, der übrigens wegen seiner augenfälligen Gestalt 1538 noch im Waltersdorfer Kirchenbuch als „Spitzer Stein“ oder auch „Spitzberg“ bezeichnet wurde. Erst 1631 tauchte die heutige Bezeichnung „Lausche“ auf. Der Name leitete sich entweder vom alttschechischen „louče“ für Scheidung, Trennung, Grenze ab oder von „luschen“, was „auf Wild lauern“, „im Verborgenen liegen“ bedeutet.

Noch bis 1851 wurde dieser Zugang genutzt, um vom Lauscheborn mittels Eseln das Wasser über 120 Höhenmeter hinauf zum Gipfel zu transportieren, denn Carl Friedrich Mathes ist es zu verdanken, dass die Lausche ab 1805 touristisch erschlossen wurde. Angeblich ein Traum inspirierte ihn, 1823 den serpentinigen Lausitzer Weg und die Lausche-Baude, zunächst ein einfaches Holzhäuschen, zu errichten. Bis zur Erteilung einer Schankkonzession am 31. Juli 1824 kam noch ein Pavillon hinzu.

Dereinst sprach Mathes wanderfreudige Naturfreunde mit Inseraten in den „Priviligierten Zittauischen Nachrichten“ und pries besonders Aussicht, Sonnenauf- und -untergänge an. Die Werbung führte zu einem sprunghaften Anstieg der Besucherzahlen, so dass wenig später noch eine Kegelbahn und ein Tanzplatz hinzukamen. Zeitgenossen berichteten von Harfnerinnen, Drehorgelspielern und Tänzen zum Geigenspiel. Der Blick von der 1833 angefügten, kleinen Aussichtstribüne wurde vielfach mit jenem von der Schneekoppe im Riesengebirge gleichgesetzt. Die Lausche-Baude wurde in der Folgezeit durch die Nachkommen von Carl Friedrich Mathes mehrfach umgebaut und so konnten die Gäste zwischen dem Sächsischen Gastzimmer und den Böhmischen Stüberl wählen. Die Namen waren nicht zufällig gewählt, denn mitten durch den Hausflur führte die Staatsgrenze zwischen dem Königreich Sachsen und dem Kaisertum Österreich – sowohl Ferdinand der Gütige, Kaiser von Österreich und König von Böhmen, als auch Friedrich August II., König von Sachsen waren hier zu Gast.

Heute findet sich auf der Lausche keine Baude mehr, denn nach dem Zweiten Weltkrieg verlief hier die Staatsgrenze zwischen der Tschechoslowakei und der Sowjetischen Besatzungszone – dem Vorläufer der Deutschen Demokratischen Republik – womit der Touristenstrom versiegte. Am 8. Januar 1946 besuchten viele Waltersdorfer eine Landfilmvorstellung. Beim Wechsel der Filmrollen gegen 18 Uhr sprach sich die Schreckensnachricht schnell herum – die Lausche-Baude brennt. Nach dem weithin sichtbaren Feuer blieben nur die bis heute erkennbaren Grundmauern übrig. Oder wie der Sachse verärgert feststellen würde: Wie nüscht mehr mid’m Schäälchen Heeßen ? Die Unglücksursache konnte und sollte nie geklärt werden …

Heute befindet sich auf der Lausche ein neuer Aussichtssturm. Freigegeben wurde er am 21. August 2020, dem Tag der Oberlausitz und ermöglicht einen Blick auf unsere Nachbarländer Polen und Tschechien. Bei guter Sicht kann man hier sogar das 30 Kilometer entfernte Braunkohle-Großkraftwerk Turów in Polen erkennen. Etwas unterhalb des Gipfels findet sich eine kleine versteckte Aussicht wieder, die wir als zusätzlichen Pausenplatz nutzen können und vielleicht haben wir ja Glück, denn nur ausgesprochen selten lässt sich auf der Lausche ein Vogel von wunderlicher Gestalt beobachten:

Sein Kopf und Schnabel scheinen von einem Lämmergeier zu stammen, die großen Fittiche vom Fregattvogel, der Schwanz vom Sekretär und der Ständervom Storch. Das wunderschöne Gefieder ist von einzigartiger Farbenpracht. Dieses so seltsame anmutende Tier ist nichts anderes als ein mit einem bösen Fluch belegter Prinz aus dem Böhmerlande. Der Jüngling galt wegen seines schönen Gesichtes und der reizenden Gestalt, der Fertigkeit in allen Künsten und Wissenschaften seiner Zeit, der menschenfreundlichen und wohltätigen Wesensart als das vollkommene Leitbild eines Fürsten. Nur ein Laster haftete ihm an, er frönte etwas zu übereifrig der Jagd.

Es geschah bei einem Streifzug an den Ausläufern der Lausche. Zur Mittagsstunde umkreiste ein majestätischer Adler den Berg. Vom Bogen des Prinzen ausgesandt traf ein weit wie niemals zuvor fliegender Pfeil den König der Lüfte und dieser stürzte aus dem Himmel gen Boden. Der unglückliche Zufall wollte es, dass er in einen damals auf der Lausche befindlichen Garten eines Zauberers fiel. Der in den schwarzen Künsten bewanderte Mann schreckte durch das dabei verursachte Getöse aus seinem Mittagsschlaf empor und ward wütend über die Schäden an den Sträuchern und Blumen. Als er den Schützen mit seinem Bogen gewahr, griff der Magier zu seinem Zauberstab, berührte ihn damit und sprach die Worte: „Sei einer des Geschlechts, wovon du einen getötet, so lange, bis dich ein Jäger, der seiner Herrschaft nie etwas veruntreut hat, erlegt !“ Der Prinz wartet bis zum heutigen Tag auf seine Erlösung.

„Die Sage vom Wundervogel auf der Lausche“, aus dem „Großen Oberlausitzer Sagenbuch“ klingt zweifelsfrei interessant, doch ob wir ihn zu Gesicht bekommen, den Wundervogel ? Wer weiß.

Irgendwann wird es dann doch an der Zeit abzusteigen und so folgen wir dem Weg vom Gipfel, bis zum Lauscheborn, wie wir ihn gekommen sind. An der Quelle angekommen, begeben wir uns rechts auf den Waldweg, und steigen sogleich erst einmal knapp 50 Höhenmeter hinab, ehe wir an einer Kreuzung auf den Schwarzen Graben Weg treffen. Wir folgen diesem, vorbei am Eingang zur Seilerstiege, bis zur Wändebruchstiege. Vom 16. bis ins 20. Jahrhundert wurde hier, am Nordhang der Lausche in bedeutendem Umfang Sandstein abgebaut. Die Wändebruchstiege führt uns entlang eines alten Steinbruchs zur Linken, dabei gilt es auf die Stufen Acht zu geben. Kurz darauf erreichen wir auch schon die Kreuzung „An der angesägten Kiefer“ und der Steinbruchweg führt uns weiter hinab. Wir halten uns in Richtung des Talwegs, bevor dieser nach knapp 120 Metern in den Hohlweg übergeht.

Unser letztes Ziel des Tages ist der Sorgeteich, samt zugehörigem Festplatz. Ein Bad können wir hier nicht nehmen, dennoch verspricht der Rundweg noch so manche schöne Sicht auf den Teich, bevor wir die Alltagsbekleidung aus dem Rucksack hervorholen müssen, denn die letzten 850 Meter der Wanderung legen wir durch Waltersdorf zurück: Wir folgen dazu der Straße „Neu Sorge“ in Richtung der Hauptstraße, biegen an der Kreuzung anschließend links ab, um durch den historischen Kern Waltersdorfs zu laufen, bevor uns nach nicht einmal 250 Metern ein Schild den Weg in Richtung Parkplatz weist. Die Straße „Am Kirschhübel“ geht es noch einmal hinauf, bevor wir ins Auto steigen.

Besonderheiten

Zu Beginn der Wanderung begeben wir uns über den Barfußweg im Naturparkgarten Waltersdorf. Wenn ihr schon immer mal mit dem Gedanken gespielt habt, die Schuhe während einer Wanderung im Auto zu belassen, bietet sich dieser Erlebnispfad an.

Beschaffenheit der Wege

Die gesamte Route ist für Barfuß-Wanderer bestens geeignet, da wir uns fast ausschließlich über Wiesen und Waldwege bewegen. Der Aufstieg der Lausche ist teilweise mit groben Steinen übersät und auch der Abstieg kann etwas fordernd sein. Am Ende der Wanderung laufen wir über asphaltierte Straßen in Waltersdorf.

Download der Routen

Wenn du über ein GPS-Gerät oder eine App auf deinem Smartphone besitzt, kannst du dir die Route herunterladen und uns bei der Wanderung unterstützen. Je mehr Wanderer die Route besitzen, um so eher können die Fotografen unter uns sich die Zeit für ein perfektes Foto nehmen.

„Sachsen_Z-11A.gpx“
Vorschau & Herunterladen

„Sachsen_Z-11B.gpx“
Vorschau & Herunterladen

Download der Routenbeschreibung

Du möchtest einmal unabhängig von uns diese Wanderung unternehmen ? Kein Problem, lade dir dazu einfach die Routenbeschreibung herunter, welche den obigen Text, sowie die Daten zu Parkmöglichkeiten, Dauer und Länge der Wanderung enthält.

„Sachsen_Z-11.pdf“
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Hinweis: Wenn du die Routenbeschreibung auf deinen Computer herunterladen möchtest, so klicke einfach mit der rechten Maustaste auf den Link und wähle „Verknüpfte Datei laden“ bzw. einen vergleichbaren Eintrag aus.

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …