
Liebe Wanderfreunde,
Wanderberichte entstehen aktuell an allen möglichen Orten: Egal, ob im Bus auf der Fahrt zu einer Wanderung, in Bad Schandau an der Elbe oder eben eine Mischung aus beidem. Eins haben sie alle gemein: Es geht ums Nacktwandern, mit Freunden und Mitgliedern unseres Vereins. Natürlich verlieren wir dabei nie den Fokus auf die Natur oder ihre Schönheiten – so auch zur heutigen Tour, welche uns auf den Gamrig und in die Honigsteine entführte.
Start der Wanderung war für die restliche Gruppe am Parkplatz „Füllhölzel“, nicht jedoch für ihren Wanderleiter, denn der startete bereits in Kurort Rathen – mit der Fähre ging es über die Elbe und sogleich wurde auch das Wander-Training auf der Watch gestartet. Der Luftkurort – Ausgangsbasis für tausende Wanderer in Richtung Bastei und Schwedenlöcher – wurde recht schnell hinter mir gelassen, im Wald fielen dann auch die Klamotten, denn Anfang September wollte jeder noch verbleibende Sonnenstrahl des Jahres genossen werden, zumal ab Mittwoch das Wetter deutliche Abkühlung mit sich bringt. Die Aussichten sollen jedoch die heutige Tour nicht trüben und so traf ich nach einer knappen halben Stunde und zwei Kilometern am Parkplatz ein. Alles bereit ? Dann kann es ja – nach erfolgter Begrüßung – losgehen. Bereits am Parkplatz kamen wir mit einem Paar aus Cottbus ins Gespräch: „Ist das erlaubt ?“, fragte der Mann in die Runde und wir gaben ihm eine kurze rechtliche Aufklärung zum Thema „Nacktwandern“. Schließlich sind wir schon seit etwas mehr als 15 Jahren in der Region unterwegs – seit diesem Jahr auch als Verein. Felix war es zunächst noch etwas zu kalt, doch Frank, Thomas und Uwe ließen alsbald ihre Klamotten im Rucksack verschwinden. Wer die Tour kennt, der weiß, dass es erst einmal ins Tal des Mordgrunds hinab geht und der Weg keine sonderlichen Schwierigkeiten verspricht. Ein idealer Weg also, um das Gesprächsforum mit Verantwortlichen des Nationalparks und Vertretern von Kommunen und Landkreis im SoliVital Sebnitz auszuwerten. Zu besprechen gab es einiges, wer mehr darüber erfahren möchte, den weisen wir auf unseren gesonderten Beitrag zu diesem Thema hin.
Mitten im Mordsgrund teilt sich der Weg: Während der Füllhölzelweg weiter in Richtung Kurort Rathen verläuft, zweigt der Gamrigweg zur Linken in Richtung des gleichnamigen Felsens ab. Auf unserem Weg kam uns eine Gruppe Jugendlicher entgegen – schnell waren wir das Thema und so drehte es sich nicht nur darum, dass man bereits im Internet von uns las, sondern es kam auch ein Kommentar seitens eines Mädels, dass sie ja auch im Bikini hätte laufen können. Ganz ehrlich ? Warum im Bikini 😉 ? Unsere Einstellung zu Badeklamotten ist sicher bekannt, auch in der freien Natur sollte ein Mensch lieber zu seinen Wurzeln finden und das bedeutet eben im Einklang nackt in der Natur zu leben und seine Mitwelt zu respektieren.
Auf dem Gamrig angekommen, wurde es natürlich an der Zeit, für die obligatorischen Fotos und auch wenn wir gefühlt alles schon dutzende Male fotografiert haben, sind es doch die Momentaufnahmen, die es verdienen, in die Fotosammlung zu wandern: Ein paar Kletterer an den Gipfeln „Waltersdorfer Horn“ oder „Gamrigwächter“, ein Blick auf Rathen und Wehlen auf der anderen Seite. Auch wenn sich die Gipfel der Hinteren Sächsischen Schweiz, rund um Schrammsteine, Affensteine und Zirkelstein kaum verändern, werden auch sie Jahr für Jahr auf digitalem Film festgehalten …
Na was kommt jetzt ? Erfahrene Leser kennen die Route bestimmt im Schlaf und so stiegen wir vom Gamrig hinab in Richtung der gleichnamigen Höhle. Ein Vorteil, wenn immer mal wieder andere Freunde dabei sind, ist, dass man so als Wanderleiter immer mal wieder mit Wissen auftrumpfen kann. Wenn Thomas dann auch als Doktor der Chemie mal etwas hinzulernt, freut mich das um so mehr. Dafür gab es aber auch im Vorfeld des Aufstiegs zum Gamrig eine kleine Schleimattacke: Dass Felix der Jüngste der Gruppe ist, ist ein Thema, aber wenn Thomas den Wanderleiter um fünf Jahre verjüngt, dann rutscht man beinahe vom Stein runter – in der Höhle des Talwächters folgte ein weiterer Anfall 😂. Doch zurück zur Gamrighöhle, denn eine Aufklärung bin ich euch noch schuldig:
Unter den überhängenden Felsen, egal ob Sandstein, Granit oder was auch immer, bildet sich nachts Tau und dieser löst die enthaltenen Salze bzw. verbindet sich mit Stickstoff zu Salpeter, zerstört das Gestein und damit wird die Höhle allmählich nach oben und nach hinten erweitert.
Es ging zurück in Richtung Rathen, wir verloren uns ein weiteres Mal in der Auswertung des Treffens im SoliVital, besonders das Thema „Wege im Nationalpark“ lag mir am Herzen, wie auch vielen anderen Teilnehmern. Ob sich hier etwas ändert, wird die Zukunft zeigen – da halfen auch die markigen Sprüche des Landrats erst einmal wenig. Wir fanden uns am Ende des Ortes wieder, erneut ging es bergab, um auf anderer Seite wieder ein paar mehr Höhenmeter zu nehmen. Oberhalb von Rathen erhält man nicht nur einen traumhaften Blick auf das Elbtal, sondern eben auch auf so manch Besonderheit im Sandstein: Wie etwa den Mönch im Basteigebiet ( nur von der Felsenburg Neurathen bekommt man ihn noch besser zu Gesicht ). Die Sächsische Schweiz wäre nicht die Sächsische Schweiz, wenn sie auch hierzu eine Geschichte auf Lager hätte, denn so kam es, dass ein Mönch und eine Nonne sich unsterblich ineinander verliebten. Während auf der einen Seite der Elbe ein Nonnenkloster lag, so fand sich auf Rathener Seite ein Mönchskloster. Getrennt vom reißenden Strom der Elbe, konnten beide sich nie in die Arme schließen und so blieb ihnen nur übrig, auf einen Gipfel zu klettern und sich zuzuwinken – beide Gipfel sind heute nur für Kletterer zu erreichen und während der Mönch auch heute noch Wanderern zuwinkt und die Geschichte lebendig hält, versteckt sich die Nonne unterhalb des Rauensteins im Wald. Sie wartet eben immer noch auf ihren Liebsten.
Etwas abenteuerlich wurde es für uns dann unterhalb des Talwächters: Wir entschieden uns für die mittlere Schwierigkeit, der drei zur Verfügung stehenden Routen zwischen Gamrig und Honigsteinen, somit war auch die kurze Steiganlage am Jungfernstieg dabei. Den Anfang nahm wie immer der Wanderleiter, auch, um auf das Drei-Punkt-System und wichtige Griffe am Sandstein hinzuweisen:
- nur eine Hand oder Fuß wird zum Weitergreifen oder -steigen bewegt
- beim Weitergreifen der einen Hand hält andere Hand einen Griff und beide Füße stehen auf Tritten
- beim Weitersteigen steht der andere Fuß auf einem Tritt und beide Hände halten sich an Griffen
- durch konstanten Felskontakt an drei Haltepunkten ist Kontrolle des Schwerpunktes deutlich einfacher
Wirklich eine Herausforderung war diese kurze Kletterpassage für keinen von uns, so dass wir uns genüsslich der Mittagspause widmeten … übrigens: Das schöne an der Höhle im Talwächter ist, dass es Morgens, Mittags oder auch in den Abendstunden stets eine Seite gibt, die in der Sonne und eine weitere, die im Schatten liegt. Daher konnte so jeder Wanderer, egal ob Sonnenanbeter oder Schattenkind zufrieden gestellt werden. Einziger Nachteil: Als ich eine bequeme Stelle fand und gut eine halbe Stunde pausieren wollte, drängte der Rest der Gruppe dann doch, so dass wir wenige Minuten später aufbrachen. Sonnenbrand gab es am Ende des Tages sowieso, aber das alte Hausmittel Wassertrinken und Feuchtigkeitsmilch bzw. Body Lotion helfen ungemein. Am Klettergipfel „Lithostein“ trafen wir auf einige Kletterer, überhaupt war es einer der Tage, wo wir so viele Kletterer, wie lange nicht mehr am Sandstein entdeckten. Da lockte wohl die Aussicht auf die letzten Sonnenstrahlen nicht nur die Nacktwanderer aus ihren Behausungen. Einmal vorbei am Gipfel, ging es hinab in die Ausläufer des oberen Saugrunds – er verbindet den Amselsee mit den Honigsteinen. Wanderer nehmen den Weg eher selten, obwohl er nicht als Kletterzugangspfad markiert ist, nur wenige Meter neben den Touristenströmen entdeckt man also ganz gern entspannte Wege, auf denen man den Klängen der Natur lauschen kann. Vom Saugrund ging es alsbald wieder bergan, denn unser Ziel sollten die Honigsteine sein. Es folgte eine kleine Kletterpartie auf einem Weg, der mit der höchsten Schwierigkeit ( T6 ) für Wanderwege nach Einstufung des Schweizer Alpenclups bewertet wurde. Nennenswerte Schwierigkeiten gab es, ob der Einstufung keine, man musste aber zumindest ein bisschen am Fels klettern. Belohnt wurden wir nicht nur mit einer Aussicht auf die Lokomotive, sondern auch einem Gruppenfoto …
Dieser erste – „schwierige“ – Weg war jedoch nur der Auftakt für das, was noch kommen sollte: Während an der Honigsteinscheibe einige Kletterer am Werk waren, verlief unser Weg am Abgrund entlang, denn um zum Maiturm zu kommen, Bedarf es nicht nur den Bauch einzuziehen, sondern eben auch Griffe am Sandstein zu suchen und den passenden Tritt zu finden. Alles halb so wild. Und so wurde der Maiturm umrundet, gefolgt von einem: „Unbedingt rechts halten“, denn auch wenn der schmale Pfad den Eindruck vermittelt, dass es hier auf gleicher Höhe weitergeht, so steht doch der nächste Felskontakt an. Uwe begab sich in den „Vorstieg“, schließlich sollte es auch ein paar Fotos fürs private Familienalbum geben. Der Auslöser ward schnell betätigt und nach zweimaligem Klicken, verschwand das iPhone auch schon im Rucksack: Hier ist es wichtig, dem Drei-Punkt-System Folge zu leisten und mit ein bisschen angebotener Hilfe fand jeder seinen Weg nach oben. Es ging noch einmal am Abgrund entlang und so manche Erinnerung an die Sächsische Nacktwanderwoche aus dem Jahr 2016 wurde geweckt: Pascal, unser Gast aus dem Elsaß, versicherte uns tags zuvor, dass die geplante Strecke in den Honigsteinen für ihn kein Problem sei – trotz Höhenangst. Tja, manchmal kommt es eben auf die tägliche Verfassung an – das merken wir selbst – und so kam es, dass Pascal sich an jedem Heidestrauch und meinem rechten Oberarm festkrallte 😄. Solche Aktionen würden uns heute erspart bleiben und so erreichten alle frohen Mutes das Massiv der Honigsteine.
Hier oben waren erneut so manche Kletterer dabei, ihrem Hobby zu frönen, darunter auch eine Gruppe etwas in die Jahre gekommener Männer, welche „beklagten“, die Nacktwanderer immer nur in den Honigsteinen zu sehen – dafür aber auch mit Sicherheit einmal im Jahr. Seltenes Glück, wandern wir doch in der gesamten Sächsisch-Böhmischen Schweiz bis zu ihren entlegensten Winkeln.
Letzter Höhepunkt der heutigen Tour war – mit Blick auf die gut gefüllte Basteibrücke und die nicht weit entfernte, aber ebenso frequentierte Aussicht – die Lokomotive, sowie das ihr vorgelagerte Lamm. Dass die Lokomotive, mit ihren Klettergipfeln „Esse“ und „Dom“ auch tatsächlich so aussieht wie jene Erfindung, für die James Watt mit der Dampfmaschine den Grundstein legte, ist genau der Grund, warum wir diese einzigartige Felsenlandschaft mit irren bizarren Gipfeln so lieben. Dazu gesellte sich – unterhalb der Lokomotive und am Ende des Kletterzugangspfades – eine ideale Pausenstelle mit Blick auf den Amselsee. Natürlich ließ es sich niemand von uns nehmen, diese Kulisse ausreichend auf Film festzuhalten – von wo fotografiert wurde, das blieb allerdings jedem selbst überlassen …
Zeit für den Abstieg, denn nach einer knappen halben Stunde war es dann doch soweit, aufzubrechen. Auch wenn es über den Kletterzugangspfad nur noch bergab ging und uns Pionierweg, gefolgt von Knotenweg und Füllhölzelweg vor keine Herausforderungen mehr stellten, waren wir am Ende des Tages doch froh, am Parkplatz anzubelangen. Zwei kleine Begegnungen möchten wir nicht unerwähnt lassen: Direkt beim Abstieg kam uns eine Frau, schwer atmend, entgegen. Wir staunten nicht schlecht und so kam kurz die Frage auf, ob es Asthma sei und ob wir ihr vielleicht Hilfe anbieten sollten. Thomas meinte jedoch, das es klüger sei, lieber weiterzulaufen, zumal sie auch recht verhalten ob des Anblicks der fünf schönen Männer war. Die andere Begegnung war weniger erfreulich, denn ein Herr mittleren Alters kam auf die Idee, sich im trockenen Wald eine Zigarette anzustecken 🙄. Die Empörung unsererseits war groß, zumal sich direkt unterhalb des Weges zahlreiche Tote Fichten und trockene Nadeln fanden. Im Nachhinein war die Lösung nicht unbedingt die Beste, stattdessen kam ich auf die Idee, ihn lieber zu ermutigen, allerdings mit dem Hinweis darauf, dass wenn er sich die Kippe ansteckt, ich auch ein Foto von ihm machen würde. Das Recht am eigenen Bild wird dann außer Kraft gesetzt, wenn eine Straftat festgehalten wird, zumindest sofern keine systematische Überwachung der Straffälligen erfolgt. Dass Aufklärung ein Thema während des Gesprächsforums im SoliVital war, ist hinlänglich bekannt und daher möchte ich mit einem Auszug aus dem Gesetzestext abschließen:
Der Umgang mit offenem Feuer im Wald ist unabhängig von den ausgegebenen Waldbrandgefahrenstufen ganzjährig verboten. Damit sind das Rauchen, das Grillen, das Zünden von Lagerfeuern oder die Inbetriebnahme von Himmelslaternen generell untersagt. Grundlage dafür ist das Waldgesetz für den Freistaat Sachsen ( § 15 SächsWaldG ). Zuwiderhandlungen stellen Ordnungswidrigkeiten dar und werden mit Bußgeldern durch die unteren Forstbehörden der Landkreise und Kreisfreien Städte geahndet.
Zusätzlich verursachen Waldbrände hohe Kosten bei Gemeinden, so rechnete die 50.000 Einwohner zählende Stadt Lohmen nach dem Waldbrand in der Nähe des Hirschgrundes im Jahre 2018 mit zusätzlichen Kosten von bis zu 100.000 € – in der Folge gab es eine Haushaltssperre, so dass Schulen und weitere soziale Einrichtungen der Stadt Lohmen und mit ihr verbundene Gemeinden keine Investitionen tätigen konnten.
Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,Wer vorsätzlich oder fahrlässig im Wald oder in einem Abstand von weniger als 100 Meter von einem Wald entgegen § 15 Absatz 35 SächsWaldG im Wald raucht, hat mit einem Verwarnungsgeld von 60 bis 1.000 €, sowie einem Bußgeld von bis zu 2.500 € und in besonders schweren Fällen von bis zu 10.000 € zu rechnen.
euer Martin