Liebe Wanderfreunde,

die Sächsischen Naturistentage ’23 sind vorüber und während fröhlich weiter an den Zeilen des Wanderberichts geschrieben wird, bleibt natürlich hin-und-wieder Zeit, über Wanderkarten zu fahren, dabei neue und alte Wege zu entdecken und somit zu einer Erkundungswanderung zu laden. Bereits seit einigen Monaten liebäugelte ich mit einer Besichtigung des Luchssteins, von dem ich zufällig im Internet las: Der Gedenkstein stammt aus dem Jahre 1743 und erinnert an den letzten nachweislich erlegten Luchs in der Sächsischen Schweiz durch den Revierförster Johann Gottfried Puttrich. In Verbindung mit dem Altarstein, ging es so an eine Planung einer Wanderroute im entlegensten Zipfel der Hinteren Sächsischen Schweiz um Hinterhermsdorf. Anfängliche Ideen wurden schnell wieder verworfen, Wanderungen mit Jenseits der 15 Kilometer waren einfach nicht sinnvoll, um sie auch in größerer Gruppe zu begehen. Am Ende kam eine – nach erneuter Korrektur – relativ angenehme Strecke mit 13,2 Kilometern heraus …

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Start unserer Wanderung war der Parkplatz „Buchenpark“ direkt gegenüber des Cafés Buchenparkhalle in Hinterhermsdorf. Die meisten Wanderer starten hier zu einer Kurzwanderung gen Obere Schleuse, um mit der Kahnfahrt zur Himmelsleiter zu gelangen, bevor es wieder zurück zum Parkplatz geht, doch wir wollten ein wenig Action und Neues sehen. Schließlich wollen wir noch viele Jahre neugierig bleiben und so nicht nur bekannte und unbekannte Aussichten und Pfade auf unseren Abenteuern in der heimatlichen Felsenwelt entdecken. Mit gut 41 Minuten Verspätung ( halb so schlimm, die Sonne entwickelte bereits ihre volle Kraft auf dem Parkplatz 😉 ), aufgrund der Vollsperrung des Tunnels auf der A17, waren Rainer und Thomas gezwungen, über die verstopfte B172 zu schleichen. Immer wieder hielten wir dabei nach Rainers blauem Škoda Ausschau, doch er wollte nicht kommen … irgendwann tauchte dann aber Thomas‘ VW vor unseren Augen auf – ebenfalls in einem Blauton und nach Verteilung von Speis und Trank konnten wir dann endlich starten.

Das erste Ziel der Wanderung ward schnell erreicht: Die Grünstellige, nicht weit vom Königsplatz entfernt, bot uns eine herrliche Aussicht auf die Böhmische Schweiz, sowie den Schluckenauer Zipfel. Besonders fiel uns dabei ein Gipfel mit einem hohen Turm ins Auge, ganz am Horizont erhielten wir sogar noch einen Blick auf die Lausche im Zittauer Gebirge – zu markant war ihr Gipfel, als dass wir diesen nicht erkennen würden. Doch um welchen hohen Turm würde es sich handeln ? Wie so üblich bleibt während einer Wanderung kaum genug Zeit für solch eine Recherche – dafür fehlt dann doch ein wenig die Ruhe. So bleiben die Momente des Suchens auf der Karte eben meiner kleinen dunklen Kammer vorbehalten – heute nicht ganz so dunkel, entsteht der Wanderbericht doch auf der Zugfahrt entlang der Sächsisch-Böhmischen-Semmeringbahn. Und so fand sich dann recht schnell die Erklärung für jenen Gipfel: Der Jedlová, 776 Meter hoch, vulkanischen Ursprungs und zugleich dritthöchster Berg des Lausitzer Gebirges, zwischen Krásná Lípa und dem Grenzort Varnsdorf gelegen. Direkt daneben übrigens liegt der Tolštejn, hier finden sich nicht nur ein Gasthaus und mehrere Aussichten auf dem Gipfel, sondern auch die Überreste einer der bedeutsamsten mittelalterlichen Burgen Nordböhmens – so zumindest verrät es uns die Karte ( vielleicht Ziel einer zukünftigen Wanderung in der Böhmischen Schweiz ? ) …

Von der Grünstelligen ging es in Richtung des nahegelegenen Königsplatz, sogar Friedrich August II., König von Sachsen, verweilte gern an diesem Ort. Zu sehen gab es hier ein wenig mehr von der Böhmischen Schweiz, aber auch die Affensteine, der Frienstein und der Große Winterberg blieben uns nicht verborgen. Wir waren nicht allein: Eine Grundschulklasse, vermutlich aus Sebnitz begab sich ebenfalls auf Wanderschaft und bekam so einen Eindruck von den Naturschönheiten vermittelt. Probleme mit Lehrern oder Erziehern hatten wir übrigens keine – im Gegenteil: Einige Kinder wünschten uns von der etwas erhöhten Aussicht noch „Einen schönen Tag“, sowie „Viel Spaß“. Wir erwiderten die Wünsche und zogen von dannen.

Von nun an ging es erst einmal bergab: Bis zur Kirnitzsch waren es gut 160 Höhenmeter, die mal über barfußtaugliche Pfade und mal über gut ausgebaute Wanderwege bzw. Radwege verliefen. Ein Teil der Strecke folgte auch der „Radroute im Nationalpark“, auf 40 Kilometern können Radfahrer hier ihrer Freunde in der einzigartigen Sandsteinfelsenwelt nachkommen. Im Verlaufe des Tunnelwegs findet sich natürlich auch ein kurzer Tunnel – von Mutter Natur errichtet, von den Zeiten verändert, wollte nun ein Baumstamm umgangen werden, der noch vor wenigen Monaten nicht an dieser Stelle zu finden war. Kein Problem für den geübten Wanderer, doch Rainer warf einen Blick auf die umgebenden Steine, die mal über uns, als auch neben uns zu finden waren. Thomas meinte, dass alles noch recht gut hält, denn schließlich wurde ein Stein von einem Spinnennetz getragen 😂 – dem stärksten Material. Der Lacher war natürlich auf seiner Seite …

Die Höllstraße markierte zunächst das Ende des barfußfreundlichen Weges für Sven, da half eben alles Training der Welt nichts, dieser kleine Schotter reduzierte sein Tempo derart, dass es nur hieß: Zähne zusammenbeißen. Der schöne Ausblick ( auf seine Frau Madi ) entschädigte für die Strapazen, auch wenn ich mich zweimal ins Bild schmuggelte 😄.

Der Bauch grummelte und so langsam bekamen Rainer und Christian Hunger – am Königsplatz war es beiden noch zu früh für eine Mittagspause, nun blieb die Hoffnung auf jenen Picknickplatz unterhalb der Rabensteine. Madi entdeckte plötzlich auch an den Rabensteinen eine kleinere Brandfläche vom Waldbrand des vergangenen Jahres, doch Sven widersprach ihr zunächst, aber Madi sollte recht behalten. Es weckte die Erinnerung an einen Brand vom 28. Juli 2022 an den Rabensteinen, zunächst dachte man an Funkenflug, doch das Waldbrandgebiet war zu dieser Zeit auf böhmischer, wie sächsischer Seite zu weit entfernt. Erst wenig später entpuppte sich, dass Wanderer eine illegale Feuerstelle nicht ausreichend löschten. Mal abgesehen davon, dass es während der Trockenheit letzten Sommer eine dämliche Idee ist, ein Feuer zu machen, zeugt es nicht gerade von weitreichender Intelligenz, wenn wenige Kilometer entfernt der größte Waldbrand der Region tobt.

Glücklicherweise konnte der Brand seinerzeit schnell gelöscht werden, ebenso wie unser Hunger. Kein Wunder, leerte doch Rainer seinen Rucksack ebenso wie Sven, Christian und Thomas aus. Der Tisch kam somit an seine Grenzen. Die Schokolade fand Thomas dann doch etwas zu spät, so dass wir uns diese für die Kaffeepause aufhoben. Von nun an sollte es spannend werden, war doch der bisherige Weg sehr gut bekannt, durch die unterschiedlichsten Wanderrouten, betraten wir nun Neuland: Die Kirnitzschtalstraße in Richtung der Wüstung Hinterdittersbach bzw. Zadní Jetřichovice kennt wohl jeder Wanderer, der schon einmal Richtung Böhmen gelaufen ist, doch der Brückengrund wird – trotz opulenter Holzbrücke über die Kirnitzsch – nur selten besucht. Da halfen auch Waldarbeiten und großzügige Freischnitte nichts, hier im hintersten Teil der Hinteren Sächsischen Schweiz finden sich eben nur Wege, zu sehen gibt es neben Wald nicht viel, so dass unser Weg bis zum Abzweig Brückengrund / Königsjagdweg / Lindengründel nur wenig Abwechslung versprach. Dafür gab es einige Höhenmeter zu bewältigen. An der Kreuzung hieß es sich zunächst einmal zu orientieren: Welcher Pfad führt ins Lindengründel ? Wie so oft natürlich der schmalste aller verfügbaren Wege und die frisch genommenen Höhenmeter wurden sogleich wieder egalisiert – sehr zu Volkers Leidwesen, der zwar an der Kreuzung warten wollte, es sich aber nicht nehmen ließ, uns zu begleiten.

So ging es für die ganze Gruppe hinunter zum Luchsstein. Keine einfache Aufgabe, denn der schmale Pfad nur wenige Meter von der Grenze entfernt, wird recht selten von Wanderern oder gar Kletterern auf dem Weg zum Klettergipfel „Gemeinschaftsturm“ unter die Füße genommen. Wahrscheinlich waren die sechs Nacktwanderer und ihre Begleitung die ersten Menschen, die seit dem Frühjahr hier entlangliefen. Fußspuren fanden sich höchstens von vereinzelten Tieren, wie die Hufabdrücke eines Rehs oder Wildschweins ( an denen ich vorbeigerannt bin, so dass sich hierzu nichts Genaueres sagen lässt ). Nach gut einer knappen halben Stunde gelangten wir dann endlich am Luchsstein an, wie schon Eingangs erwähnt, erinnert er an den letzten nachweislich erlegten Luchs in der Sächsischen Schweiz durch den königlichen Revierförster Johann Gottfried Puttrich. Idealer Zeitpunkt für ein Gruppenfoto, doch zuvor wollte die Inschrift gedeutet werden – eine wahre Herausforderung, an der auch die moderne ( mitgeführte ) Technik scheiterte, manchmal helfen eben Papier und Blei- bzw. Kohlestift mehr, doch diese Ausrüstung findet sich eben nicht im Rucksack eines Wanderers. Also bleibt auch hier nur die Recherche im Netz, die Erstaunliches zutage förderte:

Allhier habe ich Joh. Gottfr. Puttrich
Königl. Förster aus Hinterhermsdorf einen Luchs
mit einem Selbstschuß erlegt ao 1743

Auf linkselbischer Seite in der Böhmischen Schweiz fanden sich allerdings noch bis 1785 Luchse, denn in diesem Jahr wurde der letzte Luchs am 4. Februar während einer Treibjagd in der Nähe von Kristin Hrádek, nördlich des Hohen Schneebergs erlegt. Ironie der Geschichte: Seit den 1960er Jahren gibt es wieder regelmäßige Beobachtungen von Luchsen, Ende 2010 und im Februar 2011 konnten erstmals im Hinterhermsdorfer Gebiet wieder Luchsspuren eindeutig dokumentiert werden.

Vom Luchsstein ging es jenen Weg zurück, wie wir ihn kamen. An der großen Kreuzung zwischen Brückengrund, Königsjagdweg und Lindengründel, entschieden wir uns für einen unbenannten Weg, der um den Raumberg herum zum Altarstein führte. Der Pfad schlängelte sich recht schmal immer mal wieder am steilen Hang entlang, ehe er am Altarstein in den Stimmersdorfer Weg überging. Am Altarstein verriet uns die Inschrift ein wenig mehr zu dessen Namensherkunft, denn dieser wurde tatsächlich einmal als Altar verwendet, wenn auch das Jahr 1630 schon ein Weilchen länger in der Vergangenheit zurück liegt: Kaiser Ferdinand II. ließ die böhmischen Protestanten unter seiner Herrschaft verfolgen, so dass diese ihren Glauben im Schutze der heimischen Wälder praktizierten. So eben auch am Altarstein, der für Gottesdienste genutzt wurde – von der Abgeschiedenheit des hintersten Winkels der ( damals noch nicht sogenannten ) „Sächsischen Schweiz“ wussten eben nur wenige Bescheid. Vielmehr bezeichnete man unsere Heimat um diese Zeit nur als „Meißner Hochland“, „Meißnerisches Oberland“ oder „Heide über Schandau“. Vom Stimmersdorfer Weg zweigt übrigens auch der Treppengrund ab, welcher zur Hickelhöhle und – in Verlängerung – zum Zeughaus führt. Volker schlug vor, dass man doch mal einen kurzen Abstecher in Richtung der Hickelhöhle unternehmen könne, als ich ihm allerdings von den zu erwartenden Höhenmetern erzählte, begrub er diese Idee recht schnell wieder. So begaben wir uns gemütlich entlang des gut ausgebauten Wirtschaftsweges wieder hinab zur Kirnitzsch, um nicht unweit des Lindengründels eine passable Badestelle im kühlen Nass des kristallklaren Gebirgsflusses zu finden …

In Anbetracht der Temperaturen von etwa 23 Grad und des recht sonnigen Streckenverlaufs, kam die Abkühlung genau zur rechten Zeit, stand doch der nächste Aufstieg über das Lindigtgründel an. Sven konnte nicht genug bekommen, so dass er sich an seine Grenzen tastete. Das kleine Bad kam wie gelegen, denn während des Aufstiegs zur Lindigtstraße, in dem wir gut 80 Höhenmeter auf 800 Metern nahmen, gerieten wir so gut wie gar nicht ins Schwitzen. Sehr zum Leid von Christian, Rainer und Volker, die sich einem Bad verwehrten – auch wenn Christian am Ende unserer Badepause meinte, dass er ja auch reingehüpft wäre, wenn denn nicht die Schuhe und das Abtrocknen wären.

Das letzte Stück unserer Wanderung ist schnell erzählt, denn jeder wollte irgendwie nach Hause, ob es an der Uhrzeit lag ? Kann vielleicht sein, denn immerhin war es schon Viertel Fünf ( oder für unsere Leser aus den gebrauchten Bundesländern: 16:15 Uhr ). So gab es natürlich eine kleine Diskussion um das letzte „Highlight“ der geplanten Tour: Ein Besuch der Waldhusche bei Hinterhermsdorf stand ohnehin mal wieder auf dem Plan, doch die Drachenhöhle, unterhalb des Aschehübels sagte mir so rein gar nichts. Fündig wurde ich auch erst auf den Karten von Rolf Böhm, sowie der von Sachsen-Kartographie. Nachdem ich mich beim Besuch der Waldhusche noch durchsetzen konnte, …

… blieb es am Ende an mir, die Drachenhöhle zu finden. Das Lohnendste am Besuch der Höhle war sicherlich die Erklärung zu „Steter Tropfen höhlt den Fels“, wie sie aber an so manch anderer und imposanterer Höhle besser aufgehoben wäre, hier sei nur einmal die Baumannhöhle unterhalb des linkselbisch gelegenen Quirls zu erwähnen, oder aber auch die Marienhöhle, welche sich in Nachbarschaft zu den Bärfangwänden und des Wintersteins im Nationalpark befindet. Bis zum Auto war es somit auch nicht mehr weit und sicher freute sich jeder ob des kühlen Schöfferhofers, welches Rainer in seiner Kühltasche aufbewahrte.

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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