Liebe Wanderfreunde,
hach wie haben wir es vermisst: Die Wanderberichte, das Nacktwandern und natürlich euch, als treue Leser unseres Blogs. In den vergangenen Wochen sind wir immer wieder zu kleineren, wie größeren Wanderungen aufgebrochen – egal, ob nun in der Böhmischen Schweiz oder zu Erkundungswanderungen für die kommenden Sächsischen Naturistentage. Erlebt haben wir viel – nicht jedes dieser Erlebnisse wurde jedoch zu digitalem Papier gebracht.
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Nicht so heute: Es ging erneut auf Erkundungswanderung, diesmal in Gruppe, denn die aktuelle Route kannte ich bereits von einer Wanderung Anfang Mai, als ich im Bus ins Gespräch kam. Dank Kontakt zu Mitarbeitern der Nationalparkwacht wusste ich, dass die Horstschutzzone rund ums Jortanshorn nicht aufrechterhalten wurde – Schwarzstörche sollten zwischen den Klettergipfeln Schwarzer Zinne und Jortanshorn brüten, außer ein paar Federn einer Taube fand man allerdings nichts. Wahrscheinlich zogen die Störche einfach weiter, so dass die Sperrung des Wanderweges aufgehoben wurde und wir wieder frohen Mutes die Grotte am Jortanshorn erkunden können.
Start der – recht langen – Wanderung ( geplant waren 16 Kilometer und etwas mehr als 700 Höhenmeter ) sollte der Parkplatz an der Neumannmühle sein. Hier, in den Tälern und Schluchten entlang der Kirnitzsch ist es nicht nur etwas kühler, als in den umgebenden Wäldern, sondern es ist auch der Startpunkt für viele Wanderer. Und so ist es verständlich, dass wir bei knackigen 13 Grad vorerst die Klamotten anbehielten, als es über die Straße in Richtung Buschmühle ging. Zu Christi Himmelfahrt – manche Mitmenschen kennen ihn nur unter „Vatertag“ bzw. „Männertag“ – war es hier noch etwas ruhiger, als an der Neumannmühle. Kein Wunder, öffneten die Pforten des Gasthauses erst 11:30 Uhr, so dass wir mit einer Mitarbeiterin ins Gespräch kamen. Etwas kurz angebunden war sie schon, so dass wir nach kurzem Plausch den ersten Anstieg des Tages nahmen. Kein Leichter und es folgten gute 40 Höhenmeter bis zum ersten Anstieg. Andrea, noch ein wenig angeschlagen von einem grippalen Infekt, kannte diesen Abzweig noch nicht, so dass aus der Verkürzung der Wanderung nicht viel wurde. Kein Problem, sind wir doch zu Beginn der Wanderung stets voller Energie und nehmen uns gern Zeit für das ein oder andere Späßchen …
Unser Weg schlängelte sich entlang des gut ausgebauten Waldweges, der einfach nur den Namen „Flügel E“ trägt, ein wenig erinnert dies ans Osterzgebirge, wo die Schneisen durchnummeriert und die Flügel ebenfalls von A-Z benannt sind. Der Wunsch, die Route zu verkürzen kam übrigens nicht nur von Andrea, sondern auch Conny konnte die Nacht kaum schlafen und auch Rainer war dem nicht abgeneigt. Lediglich Roberto und meine Wenigkeit waren ob der geplanten Länge der Wanderung unerschrocken geblieben. So wurde natürlich jeder Abstecher abgewogen: Gegen eine Mittagspause hatte niemand etwas einzuwenden, doch wo sollten wir einen ruhigen Platz finden ? Aus der Erinnerung heraus, war es auf dem Großen Teichstein stets ruhig, so dass dieser in Erwägung gezogen wurde – am Zeughaus könnte es etwas voll werden. Und so nahmen wir die rund 710 Meter und 67 Höhenmeter in Kauf, um mit einer grandiosen Aussicht auf den Rosenberg in böhmischen Landen, sowie die Affensteine und den Blick in die Tiefen des Großen Zschands, belohnt zu werden …
Entgegen aller Erwartung – sollten wir nicht allein sein. Eine Familie mit Freunden nutzte die Aussicht für eine Pause und begrüßte uns mit dem kleinen Faschingslied: „Ein schöner weißer Arsch“ 😄. Wie ließen ihnen ihren Spaß und genossen die letzten Sonnenstrahlen, bevor es allmählich zuzog. Roberto fand wie immer den besten Pausenplatz – hoch über dem Alten Zeughaus. Unsere Pause währte einige Minuten, bis Andrea in einen Hustenanfall verfiel, den wir kurz abwarteten, bis es anschließend weiterging. Ich bot ihr an, ob wir die Wanderung vielleicht lieber abbrechen sollten, bevor es ihr noch schlechter geht, doch sie meinte, dass es nichts bringe, wenn sie im kühlen Auto und Zuhause den Rest des Tages hustend verbringt. So ging es zurück zum Aufstieg vom Teichstein – nicht ohne zuvor nochmal für ein Foto die Klamotten fallen zu lassen …
Warum nur für ein Foto ? Und warum gibt es dann überhaupt einen Wanderbericht ? Nun es war an gerade solch exponierten Aussichten doch etwas zu kühl, um bei 14 Grad und Sonnenschein ( die Wolken zogen zusätzlich noch gegen Mittag auf ) nackt zu wandern. Auf unserem Weg in die Schlüchte des Großen Zschands entschied ich mich dann doch noch für eine gute halbe Stunde alle Klamotten in den Rucksack zu verstauen – auch wenn das nackte Erlebnis nur kurz war, so erfreute sich der Körper jedes wärmenden Sonnenstrahls. Da sei auch dem Borkenkäfer – mehr oder weniger – gedankt, dass er den Fichtenwald so ausdünnte. Es ging in die Weberschlüchte, doch zuvor wollen wir euch noch an einem kleinen Erlebnis während unseres Abstiegs vom Teichstein teilhaben lassen: Während jeder von uns entsprechend der Witterung gut in seinen Klamotten verpackt war, entschied sich Roberto, wenigstens sein Jäkel überzustreifen und sein Hös’l im Rucksack zu verstauen. Ob des Anblicks des halb-bekleideten Nacktwanderers, kam uns ein junges Pärchen entgegen, die so belustigt über den Anblick des Wanderers waren, dass sie aus dem Lachen nicht mehr rauskamen. Menschen zum Lachen zu bringen ist eben doch schwerer, als diese zu Tränen zu rühren – auf der einen Art ist es auch schön, dass wir mit unserem Lebens- und Wanderstil den Menschen ein wenig Freude schenken.
Doch zurück zur Weberschlucht: Hier war es nicht nur sonnig und windgeschützt, sondern es fanden sich auch die letzten Hinterlassenschaften der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren, als sie sich einen Weg in den Großen Zschand bahnten und den größten Waldbrand der Geschichte der Sächsisch-Böhmischen Schweiz zu bekämpfen: Um Steiganlagen auszulassen, wurden einfach mehrere Stämme entlang des Weges gelegt, so dass ein Aufstieg selbst für weniger geübte Wanderer möglich wird. Für uns natürlich kein Problem, ging die Einladung zur Wanderung doch nur an einen kleinen Kreis, denn im Verlauf der Route bewegen wir uns auf einer Variante für Entdecker – und diese Routen bleiben unseren Premium- bzw. Vereinsmitgliedern vorbehalten. Im Verlauf der Sächsischen Naturistentage möchten wir diese Routen ebenfalls anbieten – allerdings exklusiv jenen Bewohnern der Gemeinschaftsunterkunft. Kurze Zeit später erhob sich das mächtige Jortanshorn über die tief eingeschnittene Schlucht …
Dass es in der Sächsischen Schweiz schon einmal einen großen Brand gab, das belegt eine in Stein gehauene Gedenktafel in den Weberschlüchten: „Andenken an den Großen Brant von 1842“. Was war geschehen ?
Im Jahre 1842 brach unweit des Prebischtors ein Brand aus und griff von hier bis auf die sächsische Seite des Elbsandsteingebirges über. Insgesamt wütete das Feuer auf 236 Hektar Waldfläche, davon 141 Hektar in Sachsen und 95 Hektar in Böhmen. Das Feuer konnte durch das Anlegen von Brandschneisen und einsetzenden Regen eingedämmt werden. Am 16. September 1842 galt das Feuer als gelöscht. Menschen kamen nicht zu Schaden.
Kleiner Tipp: Wer mehr zum historischen Waldbrand von 1842 erfahren möchte, dem sei die Skizze von Friedrich Bernhard Störzner ans Herz gelegt.
Wochenlang löschten die Kameraden der Feuerwehren diesseits und jenseits der Grenze den Brand. Es weckt Erinnerungen an jüngere Katastrophen, die jenen Brand in den Schatten stellen – speziell auf böhmischer Seite des Nationalparks.
Übrigens, wer Rainer kennt, der weiß, dass er nie um einen flotten Spruch verlegen ist, doch genauso wie er den Menschen direkt sagt, was ihm passt – oder eben nicht – so wissbegierig ist er auch: Da die Thüringer Naturistentage dieses Jahr weitgehend im Holzland stattfinden, begab er sich auf die Suche, warum dieser Landstrich ausgerechnet diesen Namen trägt. Und er wurde fündig: In der Region zwischen Gera und Jena wurde einst auf die Holzproduktion gesetzt: Einige Städte und Gemeinden wurden durch ihre Leitern aus Fichtenholz bekannt und vielleicht so mancher alter Gewölbekeller hat sie noch: Jene echten Thüringer Leitern. Andere Dörfer wiederum produzierten Rechen – und jetzt aufgepasst – auch dieser Beruf der Rechenmacher stirbt aus, so dass ein alter Herr, der im Familienbetrieb mit seiner Frau noch bis heute Rechen herstellt, geneigt war zu sagen:
Wir sind das einzige Rechenzentrum in Thüringen.
Mit diesem kleinen Scherz möchten wir die Wanderung ausklingen lassen, denn es folgt nicht mehr viel: Durch die Richterschlüchte folgten wir dem Weg in Richtung Zeughaus, bevor es über die gut ausgebaute Zeughausstraße und die ihr folgende Zschandstraße zurück zum Parkplatz an der Neumannmühle ging. Es erweist sich immer wieder als Glücksfall, die Besitzer des Gasthauses so gut zu kennen, so dass wir nicht nur einen Platz neben einer dreiköpfigen Männergruppe erhielten, welche im Laufe des Tages die Starke Stiege, Rübezahl-, Zwillings- und Häntzschelstiege bezwang. Erinnerungen an unsere Wanderungen lassen da grüßen – mal sehen, ob wir dies in Zukunft noch einmal schaffen. Immerhin kommen auf so einer Kraxelwanderung schnell 15 bis 17 Kilometer und mindestens 700 Höhenmeter zusammen. Auch wenn wir heute nah an diesen Werten waren, wollten wir es doch eine Spur entspannter zum Feiertag angehen. Sind wir doch mindestens einmal pro Woche in unserem Heimatgebirge unterwegs. Hier draussen, in der bizarren Sandsteinfelsenwelt, wie sie weltweit einmalig ist und wo Freunde eben echte Freunde sind, denn wie sagten schon die alten Kletterer:
Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,Am Berg entscheidet sich, wer dein Freund ist.
euer Martin