Liebe Wanderfreunde,

knapp drei Wochen ist es nun her, dass die letzten Glutnester im Bereich der Partschenhörner im Großen Zschand durch die Kameraden der Feuerwehren unseres Landkreises gelöscht wurden. Natürlich interessiert uns, welche Schäden an Wanderwegen und Vegetation entstanden sind, um so ein umfassendes Bild zu gewinnen, welche Wege auf längere Sicht gesperrt bleiben. Unsere beiden Vogtländer, Anja und Udo, wünschten sich, einmal das Waldbrandgebiet zu besuchen, was würde sich da besser anbieten, als sich einmal zum Winterstein zu begeben, denn im Bereich der Bärenfangwände gab es ja auch das ein oder andere Feuer.

Doch bevor es richtig los geht, zunächst noch ein Hinweis für unsere Freunde aus nah und fern: Wie einige wenige von euch sicher schon erfahren haben, kämpft das Restaurant „Neumannmühle“, welches wir auch zu den Sächsischen Naturistentagen besuchten, ums Überleben. Zu Beginn der Saison wurden die Betreiber der Neumannmühle, wie auch andere Wirte und Hoteliers der Region durch die COVID-Auflagen eingeschränkt, so dass hier bereits ein beträchtlicher Teil der Einnahmen verloren ging. Zwei Jahre unter den Auflagen verschiedener Gesundheitsminister führen dazu, dass die finanziellen Reserven erschöpft sind und man überlegt sich, den Betrieb einzustellen. Zu allem Übel kam nun noch der Waldbrand hinzu, der in der Hauptsaison für zahlreiche Stornierungen sorgte. Wer will in einem Wald wandern gehen, der bis auf die eine Kiefer an der Bastei komplett in Flammen steht ?

Gefühlt hatten wir den Eindruck, dass manche Touristen durch die Berichterstattung so dachten. Dass man in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz nicht nur wandern kann, zeigte der Tourismusverband und bat Touristen zu bleiben, sowie Buchungen nicht zu stornieren. Geholfen hat es leider nicht viel – so gab es Stornierungen bis Ostern 2023 …

Daher möchten wir euch bitten, falls ihr in der Region zu Gast seid, schaut bei Familie Galle vorbei – das Essen und die Gastfreundschaft sind auf jeden Fall erstklassig. Wer ein Zimmer sucht, um von hier aus über den Malerweg zu wandern, wird genauso fündig, wie Kletterer, die im Großen Zschand oder den Affensteinen die Gipfel erklimmen möchten.

Berghütte & Wirtshaus „Neumannmühle“
Kirnitzschtalstraße 4
01855 Sebnitz OT Ottendorf
Webseite

Hinweis: Für einen Besuch im Wirtshaus bitten die Galle’s bis auf Weiteres um vorherige telefonische Reservierung.

Doch kommen wir zur Wanderung ! Start war – wie nicht anders zu erwarten – der Parkplatz an der Neumannmühle. Während unsere beiden Vogtländer schon warteten, entschied ich mich im Vorfeld kurz mit den Betreibern der Neumannmühle zu sprechen – Ursprung der obigen Bitte. Kleiner Hinweis: Wir erhalten und erwarten hier keine Gegenleistung seitens den Betreibern der Neumannmühle. Dabei erfuhr ich auch, dass die Zeughausstraße nach wie vor gesperrt sei, obwohl die Absperrung nur noch halbseitig vorhanden ist und es wohl erste Gedanken gibt, diese für den Wanderverkehr dauerhaft zu schließen. Dies wäre gerade mit Hinblick auf die Neumannmühle – nicht nur Berghütte und Wirtshaus, sondern auch technisches Denkmal – ein großer Verlust, bietet doch der Parkplatz für rund 70 Autos Parkmöglichkeiten. Auf den Hinweis hin, dass auch die Spitzsteinschlüchte nach wie vor gesperrt sind – diese Informationen aktualisieren wir regelmäßig in unserem Beitrag „Unser Wald – Ein bedrohter Lebensraum“ – begaben wir uns in jene Schlüchte. Lediglich der obere Teil ist hier etwas „gefährlich“. Wer in den Wald geht, der weiß, dass hier jederzeit und überall Gefahren lauern können: Von der kleinsten Zecke, über den Fuchsbandwurm, umstürzende Bäume, und Steinschlaggefahr hat sich die Natur allerlei „Liebenswürdigkeiten“ einfallen lassen, um die Stadtbevölkerung von ihr fernzuhalten 😂 …

Für all jene Wanderer, die vom Land kommen, stellt dies natürlich kein Hindernis dar: So werden umgestürzte Bäume zum Spielplatz, die Brombeeren außer Reichweite des Fuchsbandwurms direkt vom Strauch gegessen und die nahen Steine der Umgebung entlang des Weges erklommen. Barfuß macht eine (Nackt-)Wanderung dann allerdings noch mehr Spaß, dachte sich Torsten aus dem Spreewald und so blieben die Schuhe gleich zu Beginn der Wanderung im Rucksack bzw. im Auto. Auf dem Lorenzweg, unterhalb des Kleinen und Großen Lorenzsteins, angekommen, entschied sich auch Udo die Schuhe in den Rucksack zu packen – der Weg war allem Anschein nach barfußtauglich, die Erinnerung an den weiteren Zustand aber schon etwas verblasst. So entledigte auch ich mich meiner Schuhe. Von nun an ging es – barfuß bis zum Kinn – über die Knorre, doch leider war der Weg so steinig, dass Udo und ich uns wenige hundert Meter später entschieden, die Schuhe doch lieber wieder anzuziehen. Torsten hingegen hielt durch und erzählte uns von seinen Erlebnissen in Frankreich, wo er die letzten drei Monate verbrachte.

Am Ende der Knorre – die Kreuzung zur Zeughausstraße lag schon vor uns, entdeckten wir dann auch die ersten Brombeeren der Wanderung. Leider teilweise schon vertrocknet, fanden sich eine Etage darunter noch die letzten saftigen Beeren, die so rein gar nichts mit dem chemischen Element Brom gemein haben.

Das Wort Brombeere hat sich ausdem althochdeutschen Wort brāmberi‚ Dorngebüschbeere oder Beere des Dornstrauchs, entwickelt.

Es ging hinab – Anja und Udo wollten der Zeughausstraße geradeaus weiter folgen, doch Anstiege werden in Sachsen, wie in Thüringen von ganz unten angegangen. So kamen noch einmal wenige Höhenmeter hinzu, als es durch die Buchschlüchte hinauf zum Winterstein ging. Vorbei an der „Bärenfanggrube“, nicht die einzige im Gebiet des großen Zschands ( wobei Dr. Rölke in seinem Wanderführer „Felsenlandschaft zwischen Bad Schandau und Hinterhermsdorf“ doch eher von den Resten einer mittelalterlichen Wach- und Kontrollstelle des Hinteren Raubschlosses ausgeht ), erblickten wir etwas oberhalb von uns zwei Wanderer, die sich auf dem Königsweg einen Weg suchten. Über die Raubsteinschlüchte – das ein oder andere Mal mussten wir uns dann doch einen neuen Weg, ob der umgefallenen Fichten suchen – näherten wir uns dem Zustieg zum Winterstein, im Volksmund auch „Hinteres Raubschloss“ genannt. Ob hier wirklich Raubritter und Wegelagerer ihr Unwesen trieben, lässt sich nicht belegen …

Ein Blick in die Geschichtsbücher …

  • Wahrscheinlich im 13. Jhd. errichtet und 1379 erstmals urkundlich erwähnt
  • Eine markgräflich-meißnerische Besatzung lag auf dem Winterstein zwischen 1406 und 1408
  • 1451 gelangte der Winterstein, nach Jahren unklarer Besitzverhältnisse an Sachsen
  • Bevölkerung bezeichnete den Winterstein an die angeblich dort lebenden Raubritter als „Hinteres Raubschloss“

Zuletzt waren wir übrigens zu den Sächsischen Naturistentagen im Jahre 2020 zu Gast – insofern wurde es mal wieder Zeit hier vorbeizuschauen. Es freut mich, Wanderer immer wieder an ihre Grenzen zu bringen und gerade Anja ist hier ein schönes Beispiel, denn wenn es eins gibt, was sie nicht mag, dann sind es freistehende Leitern. Tjaaa wie ungünstig, dass ausgerechnet am Winterstein eben so eine Leiter zu finden ist: Sicher, gut verankert, sind es dennoch sieben Meter, die es hier zu überwinden gilt.

Da fluch ich lieber a bissl und schimpf en Weng, dann is auch wieder besser.

- Anja -

Und so ließ es sich Anja auch nicht nehmen, im Verlauf des Weges zur Aussicht zu schimpfen, was das Zeug hielt – wir wussten natürlich, dass dies eher spaßig gemeint war, dennoch war sie froh oben zu sein und die Messlatte für die nächste Herrausforderung wieder ein Stück höher gesetzt zu haben.

Es kündigte sich ein leichter Schauer an und so genossen wir etwas unterhalb des Gipfels unsere Pause, bevor es die letzten Meter hinauf zur Aussicht ging. Lang weilten wir nicht an jenem Ort, an dem einst die Felsenburg Winterstein stand, an den Ruinen des Wohnturms findet sich heute eine Informationstafel mit einem Rekonstruktionsversuch der Burganlage zu ihrer Blütezeit. Leider nur eine Fotomontage, doch Torsten wies daraufhin, dass es so vielleicht auch besser sei, denn sonst wäre der Winterstein heute ähnlich touristisch erschlossen wie die Bastei oder die Festung Königstein. Mitten im Herzen des Nationalparks wollen wir das lieber doch nicht. Udo wünschte sich einen Blick auf das Waldbrandgebiet – gar nicht so einfach, denn von oben sahen wir erstmal … nichts. Im Bereich der Bärenfangwände brannte es ebenfalls und so kam der Gedanke, über den Bärenfangwändesteig hinauf zur Goldsteinaussicht zu laufen.

Doch findest du den Eingang, dann ist das schon der halbe Weg zum Ziel. Wir begaben uns hinab durch die Raubsteinschlüchte und stellten fest, dass der untere Eingang völlig mit abgestorbenen Fichten zugefallen war – hier ging es zumindest nicht weiter. Was nun ? Wir entschieden uns, die Goldsteinaussicht vom Zeughaus zu erklimmen, im Nachhinein gar nicht mal so verkehrt, denn so trafen wir im Verlauf des Roßsteigs auf zwei ältere Herren, die uns den Tipp gaben, in Richtung der Richterschlüchte zu laufen und sie erzählten uns kurz von ihren Erlebnissen auf dem Weg. Anjas Freude ob des zu bewältigenden Anstiegs war phänomenal – 176 Höhenmeter über knapp 1,2 Kilometer warteten auf uns, dies entspricht einer Steigung von gut 15%. Stellenweise waren es natürlich mehr. Wir waren alle froh, als wir dann endlich oben an der Aussicht ankamen – zwei Bauarbeiter ( oder sollte man sagen „Modellbauer“ ) waren gerade dabei, den infolge der Löscharbeiten stark in Mitleidenschaft gezogenen Weg in seinen natürlichen Zustand zu versetzen – dabei erinnert es ein wenig an die Kunst beim Modellbau …

Selbstverständlich legten wir auf der Goldsteinaussicht eine längere Pause ein. Torsten nahm dies zum Anlass, die letzten Sonnenstrahlen des Tages zu genießen, denn der Himmel zog langsam zu. Udo war allmählich etwas „enttäuscht“, denn auch von hier aus erblickten wir keine verkohlten Wipfel oder sahen irgendwelche anderen Spuren des Waldbrandes. Medial wurde so viel darüber berichtet, so dass man – selbst als Sachse – den Eindruck erhielt, dass vom Boden, bis zu den Wipfeln große Teile der Hinteren Sächsischen Schweiz niedergebrannt seien. Doch vor Ort sieht man davon an den Aussichten erstmal nichts. Sicher gibt es auch Aussichten, wie jene an der Wolfsnadel, oder der Idagrotte, an der die Schäden auf digitalen Film festgehalten werden können. Ein Grund seinen Urlaub zu stornieren ist das aber unserer Meinung nach nicht.

Und so dauerte es nicht lang, bis wir auf unserem Weg zu den Richterschlüchten an der Kreuzung zum Gehackten Weg auf einem Baum den Hinweis „P8 Rathen“ lasen – für die achte Pumpstation. Harald, unser Wanderfreund aus Thüringen, einst selbst Feuerwehrmann, erklärte mir zu den Thüringer Naturistentagen, wieviel Wasserdruck verloren geht pro hundert Höhenmeter und ebener Wegstrecke – im Nachhinein hätte man sich diese Zahlen notieren sollen, aber vielleicht ließt er ja jene Zeilen und informiert uns darüber, so dass wir euch diese nachreichen können 😉.

Kurz darauf war es dann doch so weit: Im Verlauf des Roßsteigs erblickten wir im tiefen Wald die ersten verkohlten Überreste der vom Borkenkäfer befallenen und durch zahllose Stürme umgestürzten Fichten. Mysteriös war auch eine plötzliche Stille, welche alsbald vom Zwitschern der Vögel unterbrochen wurde, dennoch fiel auf, dass es etwas ruhiger war. Wir waren fasziniert vom Anblick des Weges zur Linken und Rechten, denn zwischen all den verbrannten Fichten wuchs bereits neues Leben: Farne, bereits einen halben Meter hoch, erste kleine Birken und Heidekraut fanden hier im nährstoffreichen Boden einen idealen Platz für einen Neuanfang. Die Nationalparkverwaltung verweist selbst auf das Brandgebiet an der Bastei, welches vor vier Jahren in den Fokus rückte: Heute findet sich hier ein üppiger Wald aus Birken, Kiefern, Fichten, Buchen und anderen Pflanzen wieder …

Warum sollte es also hier, im Großen Zschand, nahe der Kernzone zur Sächsischen Schweiz anders sein ? Menschen trifft man in diesem Teil des Nationalparks eher selten, so dass die Natur hier genügend Ruhe und Zeit findet, ihre Artenvielfalt zu entwickeln. Wie lang das außen verkohlte Holz hier liegen wird, lässt sich nur schwer beurteilen, meint Udo, selbst Waldbesitzer, denn die verbrannten Stellen des Holzes bieten einen besseren Schutz gegen die Witterung. Früher wurde diese Erkenntnis genutzt, um Holzpfähle im Boden gegen äußere Einflüsse witterungsbeständig zu machen. Nicht jeder Baum fiel dem Feuer zum Opfer: Birken hielten der Hitze stand, so entdeckten wir immer wieder vereinzelte Laubbäume, deren Blätter und Rinde angesengt waren, doch die Kronen waren stellenweise grün. Auch die Wipfel der Nadelgehölze waren unberührt – den Flammen fiel also weitestgehend nur Totholz zum Opfer ( glücklicherweise ist dies – nach Aussage der Nationalparkverwaltung – im Jahresmittel immer feucht 🤔 ). Eine Erklärung, warum von den Aussichten kaum etwas zu sehen ist.

Vorbei am Katzenstein, bogen wir in die Richterschlüchte ein – hier war schon bedeutend mehr vom Waldbrand zu sehen und so war der gesamte obere Teil der Schlucht verbrannt. Fotografisch spätestens jetzt ein Highlight der heutigen Tour: Das viele Grün, im Kontrast zur einsetzenden Laubfärbung und den verbrannten Überresten. Wir werden in den kommenden Wochen und Monaten sicher mehrere Ausflüge in die Waldbrandgebiete unternehmen 😉 …

Ein Vorteil für die Nationalparkverwaltung und den Sachsenforst: Hier muss in nächster Zeit niemand im großen Stil irgendwelche Wege von umgestürzten Fichten befreien. Auf der anderen Seite tat es auch weh, die Feuerschäden am Sandstein zu sehen, hier wird die Natur wesentlich länger als am Boden brauchen, um die Spuren der Katastrophe zu verwischen. Wieviele Kletterrouten hier in Mitleidenschaft gezogen wurden, lässt sich aktuell ebenfalls noch nicht sagen, doch auch hier hat der Große Zschand wieder einen Vorteil: Das Hauptklettergebiet liegt in den Affensteinen, dem Bielatal, am Falkenstein und in der Vorderen Sächsischen Schweiz. Also gibt es so auch für Kletterer erst einmal keinen Grund, ihren Urlaub zu stornieren.

Wer entlang des Malerwegs laufen möchte, dem wird diese besondere Kulisse sicher gefallen, zeigt sie doch eine lebendige Natur, denn wer weiß, wie lang dieser Anblick zu sehen sein wird ? Die Farne lassen schnell die am Boden liegenden Fichten verschwinden, das Heidekraut bedeckt den restlichen Boden und geschützt zwischen den Pionieren des Waldes wachsen Birken, Kiefern, Fichten, Buchen und zahllose weitere Arten unter deren Schutz. Dass dies kein Wunschdenken unsererseits ist, zeigt das folgende Foto, entstanden im oberen Verlauf der Richterschlüchte …

Anfangs dachten wir, dass dies ein sehr langwieriger Prozess sein wird, bis die ersten Pflanzen ihren Weg durch die Asche finden, doch dank der Aufklärung einiger Mitwanderer lernten wir, dass die Asche eines Waldbrandes die meisten Nährstoffe aufweist – Bäcker werden es vielleicht kennen, denn auch die Type des Mehls wird so ermittelt. Selbst das Krinitzgrab, in Erinnerung an Gotthard Krinitz, der am 1. August 1908 an seiner Begräbnisstätte beraubt und im Unglück verschieden ist, war noch intakt – nur die Kunstblumen litten ein wenig in der Hitze der nahen Flammen.

Nach einiger Recherche fanden wir heraus, dass Gotthard Krinitz ein Student war, der 1908 einem Mord zum Opfer fiel: Er wanderte im Sommer 1908, 19-jährig, während seiner Semesterferien durch das Elbsandsteingebirge. Zuletzt übernachtete er in der Nacht zum 1. August in Rosendorf, auf der böhmischen Seite. Von dort wollte er zum Prebischtor und weiter auf dem Fremdenweg laufen. Seine genaue Route ist aber nicht bekannt. Als der junge Gotthard am Ende des Urlaubs nicht zu seinen Eltern zurückkehrte, entschieden sich diese eine Vermisstenanzeige aufzugeben, zunächst ohne Erfolg. Ein Jahr später fand im Sommer 1909 eine Beerensammlerin seinen Leichnam im dichten Unterholz der oberen Richterschlüchte. Die Geldbörse war leer und seine Uhr verschwunden, die Inspektion zeigte einen gebrochenen Fuß. Vermutet wurde, dass Krinitz von der Felswand hinter dem Fundort hinuntergestürzt oder gestoßen wurde. Da ein Abtransport der Leiche in dem unwegsamen Gelände nicht möglich war, wurde er an Ort und Stelle begraben. Seine Eltern ließen ihm dort einen Grabstein mit folgender Inschrift setzen:

Hier ruht in Gott unser
unvergesslich lieber Sohn u. Bruder
der strebsame und hoffnungsvolle Schüler
v. d. Königl. Gewerbe-Akademie z. Chemnitz

Gotthard Krinitz

geb. d. 13. Oktbr. 1888 in Frankenberg i./Sa.
am 1. August 1908 an seiner Begräbnisstätte
beraubt, im Unglück verschieden.

Die genaue Todesursache konnte angesichts des bereits skelettierten Leichnams nicht mehr festgestellt werden. Weitere Ermittlungen der Polizei führten ebenfalls zu keinem Ergebnis, auch wenn ein Gastwirt aus Herrnskretschen, dem Ort unterhalb des Prebischtors, ihn noch drei Wochen nach seinem Verschwinden gesehen haben wollte.

Angeblich soll ein Leierkastenmann aus Herrnskretschen auf dem Sterbebett den Mord an Gotthard Krinitz gestanden haben. Dieser Leierkastenmann hatte sich bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts zur Unterhaltung der Wanderer am Fremdenweg postiert und auch eine kleine Hütte errichtet. Ob er tatsächlich den Mord an Krinitz bekannt hat, ist nicht nachweisbar.

So ruht Gotthard Krinitz nun seit mehr als 110 Jahren an diesem Ort und nur er kennt sein Schicksal. Wir hofften, dass es uns hinab des Weges durch die Richterschlüchte nicht ähnlich ergehen möge, doch die Zeit, in der dir Menschen nach dem Leben trachteten, gehört – zumindest hier, in der Hinteren Sächsischen Schweiz – der Vergangenheit an. Auch Bären und Wölfe sind im wildesten Teil des Elbsandsteingebirges nicht mehr heimisch. Bleibt also nur noch die Angst vor den Kalorien, jenen kleinen Tierchen, welche über die vielen Nächte unsere Wanderkleidung so eng nähten, dass uns nichts mehr anderes übrig blieb, als nackt zu wandern 😄. Der untere Teil der Richterschlüchte versprach noch einmal ein leichtes Fluchen seitens Anja, denn hier war es nicht nur feucht und rutschig, sondern es gab auch so manch größere Stufe(n) zu überwinden. Und so entstand am Ende des Tages eine durchaus sehr interessante Wanderung, deren Verlauf wir euch nicht vorenthalten möchten …

12,7 km519 m519 m230 m464 m

Der letzte Teil unserer Wanderung verlief entlang der Straße durch den Großen Zschand, vorbei am Zeughaus, ging es über die gesperrte Zeughausstraße zurück in Richtung der Neumannmühle. Ein Dank für das Freiräumen der Zeughausstraße gebührt übrigens nicht der Stadt Sebnitz, sondern den örtlichen Feuerwehren, die infolge der Waldbrände den Wander-, Rettungs-, und Zulieferweg freigeräumt haben.

Abschließend möchten wir noch einmal allen Helfern danken, die während der Waldbrände an und über ihre Grenzen hinaus gegangen sind, um unsere einzigartige Heimat in ihrer ganzen Artenvielfalt zu retten. Euch gebührt unser Dank !

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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