Liebe Wanderfreunde,

manchmal ist es hilfreich auf der Suche nach Abenteuerpfaden im Sandstein die Augen offen zu halten und so gingen wir erneut eine Route an, deren erste Erkundung bereits am 17. Juni erfolgte: Dem ersten Besuch auf der Domstiege würde sich heute ein weiterer anschließen – natürlich mit einigen Änderungen, so dass aus der reinen „Kraxelei im Dom“, ein etwas weiter gefasstes Wandergebiet wurde. Das Gebiet des Doms sollte dennoch das Highlight bleiben, wir bewegen uns eben auf einer der „Traumtouren in der Sächsischen Schweiz“ …

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Starten wollen wir unsere Wanderung – wie jede – am Parkplatz. Der Nasse Grund sollte es sein und nachdem jeder begrüßt wurde, konnte es auch endlich losgehen. Doch wie ? Nackt ? Bekleidet ? Das Thermometer versprach zunächst kühle 14 Grad und doch kamen wir zum Entschluss, am Parkplatz die übliche Wanderbekleidung anzulegen. Schnellen Schrittes folgten wir der Straße durch den Nassen Grund, bevor es über den Jordanweg in Richtung des Sandlochs ging. Schon am Parkplatz waren wir etwas verwundert, dass Andrea diesmal allein erschien – Roberto lag mit Kopfschmerzen im Bett – wir hofften, dass es ihm bald wieder besser geht, damit er vielleicht in der kommenden Woche zu einer der Wanderungen anwesend sein kann ( um den Ausgleich zu halten, damit Andrea dieses Jahr nicht einmal mehr in der Sächsischen Schweiz gewandert ist 😄 ). Wenn Rainer, Andreas und Thomas aufeinandertreffen kann man sich zumindest sicher sein, dass die Wanderung eine gewisse „Leichtigkeit“ aufweist und so wurden schon zu Beginn des Tages allerlei Witze gerissen.

Drei Frauen unterhalten sich: „Mein Mann ist Arbeiter. Er taucht Kekse in Schokolade und verdient monatlich 800 Mark.“ – „Mein Mann ist Automechaniker. Er taucht Kotflügel in Farbe und verdient monatlich 1300 Mark.“ – „Mein Mann ist SED-Funktionär. Er taugt gar nichts und verdient monatlich 2000 Mark.“

- Andreas -

Immer wieder schön, wenn man was zu lachen hat und das Gute daran: Auch wenn manche Witze alt sind, verlieren sie doch nie ihren Humor.

Und so erreichten wir alsbald die Kreuzung zum Sandloch – es ging in das Gebiet des Großen und Kleinen Doms. Wie der Name es verrät – ging es hier durch ein großes Sandloch, und auch der Abzweig in Richtung der Domstiege versprach sandig zu werden. Nanu, was war das ? Das Schleifen eines Karabiners verriet zwei Kletterer, beim Aufstieg des benachbarten Gipfels „Zitadelle“. Andrea, die sich im Verlauf des Jordanwegs ebenfalls von einem Teil ihrer Klamotten befreite, erinnerte sich, dass wir hier schon einmal waren. Den Kletterpfad „Großer Dom“ hielt ich zu Beginn der letzten Wandersaison noch für die Domstiege, doch fehlten im Verlauf des Kletterpfades so manche Eigenheiten, wie unteranderem jene Sandsteinplatte und die Kette am Stein – die Erkenntnisse zur Wanderung über den Kletterpfad fanden dann doch ihren Platz in der Route „Carola, Jägerin der Schrammen„, als dritte Wanderroute im Gebiet der Schrammsteine.

Nach diesem Aufstieg hatten wir uns eine Pause mehr als verdient und so nutzen wir eine gefällte Fichte unterhalb des Klettergipfels „Zerborstener Turm“, um die Sandwiches und Brote auszupacken. Hier gilt einmal mehr der Dank an Rainer, der uns zu jeder Wanderung so vorzüglich versorgt. Und so wurden neben den herzhaften Köstlichkeiten auch weitere Leckereien verteilt – mal süß und mal wieder herzhaft. Wir nutzten die Pause auch aus, um Erik’s Insta 360, eine 360-Grad-Kamera – zu testen. Ein Foto davon gibt es in diesem Wanderbericht allerdings noch nicht, dazu bedarf es noch einiger Änderungen an einer Erweiterung auf unserer Webseite ( wie immer ist dafür der kühle und verregnete November ein hervorragender Zeitpunkt ).

Jede Pause kennt einmal ihr Ende und so brachen wir nach einer guten viertel Stunde wieder auf. Die Obere Affensteinpromenade würde uns zu den letzten Ausläufern des Zurückesteigs und der Heiligen Stiege führen – bei Ankunft kamen wir kurz ins Gespräch mit einigen Wanderern, ehe wir weiterzogen. Wir erreichten die Kreuzung Reitsteig / Abzweig Heilige Stiege und verloren uns kurzzeitig untereinander im Gespräch. Erst als Andreas fragte, wo unser Weg denn weiterführe, ging es in Richtung des Langen Horns. Über die Absperrung zur Häntzschelstiege – diese darf nur im Aufstieg benutzt werden – näherten wir uns dem mittleren Teil der Wolfsfalle. Diese verbindet die Wilde Hölle mit dem Königsweg und wird im unteren Verlauf selbst zur Steiganlage – die benachbarte Wolfsstiege weist hier wesentlich weniger Charakteristika einer Stiege auf, dennoch wurde ihr der Name zugesprochen, doch das ist eine andere Geschichte. Wie es zum Namen „Wolfsfalle“ kam, ließ sich leider nicht ergründen, vielleicht hat es aber etwas mit den nahegelegenen Klettergipfeln Wolfsfalle und Wolfsspitze auf sich ? Auch hier konnten wir zwei Kletterern bei der Ausübung ihres Hobbys über die Schultern schauen …

Das nächste Ziel war auch nicht mehr weit: Die Aussicht an der Wolfsnadel. Um zu dieser zu gelangen, bedurfte es allerdings einmal mehr über die abgestorbenen Fichten zu steigen. So war es auch Andreas, dem folgender Ausspruch beim Anblick der toten Fichten zuzuschreiben ist:

Wir haben einen gesunden Totholzbestand.

Infolge der Waldbrände in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz ( wir haben intensiv auf Twitter und im Beitrag „Unser Wald – Ein bedrohter Lebensraum“ darüber berichtet ), folgte auch einiges an Kritik am Sachsenforst und der Landesregierung, diesem schließen wir uns gern an – zum Teil auch aufgrund eigener Erfahrungen. Um eins schon vorweg zunehmen: Zur Einkehr im Lichtenhainer Wasserfall erfuhren wir, dass die versprochenen Hilfen an teilweise absurde Bedingungen gekoppelt sind. So legt man erneut die Geschäftszahlen von 2019 zugrunde und möchte auf Basis dieser den betroffenen Gastronomen und Hoteliers der Städte Bad Schandau und Sebnitz helfen. Die aktuelle Inflation wird hier allerdings genauso wenig berücksichtigt, so dass die Hilfen teilweise nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Dazu kommt das übliche Chaos in der öffentlichen Verwaltung, die eine schnelle Auszahlung verhindern. So kommt es erneut zu Entlassungen und welche Gastronomen in der ohnehin angespannten Lage zum Ende der Saison das Handtuch werfen, bleibt die Frage. Wir – als Freunde des Natourismus ( einem Kofferwort aus Natur und Tourismus ) – stehen zur Seite, wenn es brenzlig wird. Daher möchten wir am Ende einer Wanderung den Tag – optional – in einem Restaurant in der Nähe ausklingen lassen, bevor es nach Hause geht.

Doch zurück zur Wanderung, denn es wir Zeit für die nächste Pause – wie schon erwähnt – an der Aussicht zur Wolfsnadel …

Wir genossen die Sonne und Andrea wohl auch den Anblick des sich langsam regenerierenden Waldes. Bei genauem Blick auf den Kleinen Winterberg fand sich sogar eine Stelle, an der das Feuer gewütet hat – aus der Erinnerung heraus sah diese kleine Stelle anders aus.

Nachdem das ein oder andere Panorama und Andrea selbst zur Genüge auf digitalem Film festgehalten wurden und sich die Pause mit Ankündigung dem Ende neigte, brachen wir auf in Richtung des oberen Teils der Häntzschelstiege. In der DDR wurden nicht nur Witze über die Fähigkeiten des Staatsrates und deren Vorsitzenden gerissen, sondern es gab auch jene Menschen, die sich mit dem wenigen Material, was zur Verfügung stand, zu helfen wussten, wie der Sebnitzer Rudolf Häntzschel mit dem Bau seiner Steiganlage eindrucksvoll bewies:

Der Sebnitzer Rudolf Häntzschel legte diesen Klettersteig in den 1960er Jahren an, dabei verwendete er Material, dass er teilweise von Schrottplätzen gewonnen hatte. Für den Bau benötigte er rund 10 Jahre – im Bestreben, den Erhalt gegenüber den Behörden zu sichern, benannte er den Steig nach der 1943 hingerichteten Widerstandskämpferin Herta Lindner. Dauerhaft durchsetzen konnte sich der Name allerdings nicht.

Vor dem Eingang in den Kamin des oberen Teils folgte die Frage, welche Route wir denn begehen wollten: Als Alternative stand auch ein Weg entlang der Oberen Affensteinpromenade zur Debatte, doch nachdem Erik schon den ersten Aufstieg in Richtung Häntzschel’s Stiege unternahm, versank diese Debatte im Sand. Zum zweiten Mal diesen Jahres sollte es die Häntzschelstiege hinauf gehen und obwohl Sonnabend war, trafen wir auf keine Wanderer, die sich mit ihren Klettersteigsets das Leben unnötig erschwerten. Erik wollte zwar sein Set immer mal wieder mitnehmen, doch allein nur um uns zu ärgern ? Ich glaube das funktioniert dann doch nicht und so musste er zum zweiten Mal ohne sein Klettersteigset die Häntzschelstiege hinauf 😎. Die erste Stufe im Kamin wurde von allen locker gemeistert und auch der Hinweis, im oberen Teil Vorsicht walten zu lassen, da einer der Abstandshalter des Stahlseils entfernt wurde, war inzwischen überflüssig. Die Nationalparkverwaltung besserte hier großzügig nach, so dass die neuen Abstandshalter wohl einige Jahrzehnte der Witterung und den unzähligen Wanderern Stand halten dürften. Mit diesem neuen Sicherheitsgefühl wurde auch der Schritt über die Spalte innerhalb des Kamins bewältigt – auch diesmal bleibt ein Foto aus, denn an dieser Stelle zu fotografieren, bietet sich nur an, wenn man über eine Helmkamera verfügt. Und mit Helm sieht ein Nacktwanderer nun nicht mehr schön aus, drum lassen wir ihn lieber weg 😉 …

Das erste Foto der Häntzschelstiege entstand dann aber doch – mit Andrea ( und Rainer im Schlepptau ). Freudestrahlend erreichten wir unser Ziel: Das Lange Horn. Lang wollten wir hier nicht verweilen und folgten dem Weg in Richtung der Wolfsfalle – diesmal sollte der obere Teil in Richtung Wilde Hölle folgen. Leider kamen wir auf unserem Weg nicht umher, einen Wanderer zu ermahnen, dass im Wald ein absolutes Rauchverbot gilt – glücklicherweise war die Zigarette schnell aus, denn eine Katastrophe, wie jene vor wenigen Wochen wollen wir nicht noch einmal erleben, so entstehen die meisten Waldbrände durch Fahrlässigkeit im Umgang mit offenen Zündquellen. Wir kamen hier auch einer Bitte der Nationalparkverwaltung nach und hoffen auf weitere couragierte Wanderer und Kletterer.

Noch eine Bitte an alle Waldbesucher: Bitte sprecht jeden an, den ihr im Wald rauchen oder Feuer machen seht. In allen Wäldern Sachsens gilt ein ständiges Feuer- und Rauchverbot. Eine solche Katastrophe darf sich nicht wiederholen.

Der Umgang mit offenem Feuer im Wald ist unabhängig von den ausgegebenen Waldbrandgefahrenstufen ganzjährig verboten. Damit sind das Rauchen, das Grillen, das Zünden von Lagerfeuern oder die Inbetriebnahme von Himmelslaternen generell untersagt. Grundlage dafür ist das Waldgesetz für den Freistaat Sachsen ( § 15 SächsWaldG ). Zuwiderhandlungen stellen Ordnungswidrigkeiten dar und werden mit Bußgeldern durch die unteren Forstbehörden der Landkreise und Kreisfreien Städte geahndet.

Wir kreuzten den Abstieg des mittleren Teils der Wolfsfalle, und begaben uns in Richtung einer der bekanntesten Aussichten der Sächsischen Schweiz: Jener auf dem Carolafelsen, benannt nach Carola, Prinzessin von Wasa, die durch spätere Heirat mit Albert von Wettin, einem Sohn von „König Johann von Sachsen“, letzte Königin Sachsens wurde. Neben einem grandiosen Blick auf die Schrammsteine, den Falkenstein und die Rohnspitze im Tal des Doms ließ sich sogar der Dresdner Fernsehturm am Horizont erspähen. Auf dem Carolafelsen kamen wir auch mit einem jungen Pärchen ins Gespräch, am Ende konnte ich es mir dann doch nicht verkneifen, sie darauf hinzuweisen, dass Rauchen im Wald verboten sei. Etwas irritiert von meiner Aussage, verwies ich auf die vor ihr liegenden Zigaretten inklusive Feuerzeug und sie lenkte schließlich ein …

In der Folge kam ich mit Andreas ins Gespräch und erörterte ihm einen Gedanken, der schon seit einiger Zeit Teil meiner Gedanken war: Ein Waldführerschein. Grundlegende Verhaltensweisen in der Natur sollten wieder in Schulen unterrichtet werden, wie dies auch noch wenige Jahre nach der politischen Wende stattfand. Schulgärten dienten so nicht nur dem Kontakt mit der Natur, sondern vermittelten den Kindern auch einen direkten Bezug zu den Pflanzen unserer Heimat. Dazu müsste auch die Nationalparkverwaltung aktiv werden und den Schülern vermitteln, wie schwer es ist einen Waldbrand zu löschen – gern auch hier in Kooperation mit der Feuerwehr. Letztendlich entsteht nur so ein gesundes Bewusstsein zur Natur, von der wir alle profitieren – Nacktwanderer, wie Textilwanderer und Kletterer.

Das letzte Ziel unserer Wanderung sollte die Domerkeraussicht sein: Mit Blick auf die Schrammsteine, den Falkenstein, den Großen und Kleinen Bärenstein, den Rauenstein, das Basteigebiet, die Hohe Liebe und die Dörfer oberhalb des Kirnitzschtals. Natürlich konnte auch wieder der Dresdner Fernsehturm erblickt werden – es sollte das letzte Foto des Tages werden, …

… bevor es über die kleine Domstiege – eine hölzerne Treppe – zum Sandlochweg und dem Sandloch hinab ging. An der Kreuzung zum Jordanweg begegneten wir dann zwei Herren, gerade im Abstieg inbegriffen, die ihren Augen nicht so ganz trauen konnten. Wir kamen einige Minuten ins Gespräch und einer der Beiden entschied sich ( für ein Foto ) die Klamotten fallen zu lassen. Fotografieren wollte ursprünglich sein Kumpel, doch dieser wurde ebenfalls von uns aufs Bild delegiert und so war Rainer derjenige, welcher den Auslöser betätigen durfte. Auf die Frage hin, ob Rainer mit einer Canon klarkommt, antwortete er nur: „Klar, Canon hat jeder“ 😂. Das zweite Foto stellte den Herrn dann auch zufrieden und er kam zum Entschluss, dass er so doch zurück zum Parkplatz laufen könne. „Kein Problem“, erwiderten wir und klärten ihn kurz über die rechtliche Situation auf. Offenbar wusste er dann doch nicht so recht wohin mit seinen Klamotten und zog sich wieder an – aus kurzzeitig sieben Nacktwanderern wurden so wieder sechs. So konnten wir den Rückweg über den Zeughausweg nehmen, bevor es durch die Eulentilke in Richtung des Parkplatz im Nassen Grund ging.

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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