Liebe Wanderfreunde,

Welt-Naturisten-Tag ! Was könnte es für einen besseren Anlass geben, für unseren Lebensstil zu werben, als diesen internationalen Aktionstag ? Bei sommerlichen Temperaturen um die 27 Grad wollen wir es entspannt angehen und die ein-oder-andere Badestelle nicht auslassen – was bietet sich da mehr an, als einmal „Entspannt durch Polenztal“ zu wandern ?

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Losgehen sollte es bereits in Dohna, nachdem der Wanderleiter ausreichend geknuddelt wurde – teilweise schon nachts durch so manchen Teddy, als auch am Morgen von Udo und Anja aus dem Vogtland – ging es nach Hohnstein. Keine leichte Aufgabe, denn in Pirna gibt es einige Baustellen und auch wenn eine Spur vollständig gesperrt ist, sucht man hier eine Umleitung vergebens. Mit Umweg übers Mockethal fanden wir dennoch einen Weg nach Lohmen und über Teile der alten Rennstrecke des Großdeutschlandsrings ( die heutige Wartenbergstraße ) nach Hohnstein zum Parkplatz „Eiche“. Mit wenigen Sekunden Verspätung konnte unsere Wanderung dann auch starten.

Zu Beginn ging es zunächst durch den Ort, vorbei am wunderschönen Rathaus und den vielen kleinen Häusern, der immer noch sehr mittelalterlich geprägten Stadt. Stets über dem Ort wacht die Burg Hohnstein – seit 1924 Jugendherberge, damals sogar die Größte und Schönste …

Einen Grafen sucht man hier heute vergeblich, auch wenn die Berken von der Dubá hier einst ihren Stammsitz inne hatten, durch Erbteilung zersplitterte sich der herrschaftliche Besitz und aus den einstigen Rittern wurden Raubritter und Wegelagerer – klingt bekannt ? Kein Wunder, zu den Sächsischen Naturistentagen vor zwei Jahren wandelten wir auf den Spuren der Berken und ihrer Kumpanen. Doch heute wollen wir dieses Kapitel hinter uns liegen lassen, gemeint sind nicht die Naturistentage, sondern die mittelalterlichen Geschichten. Über den Bärengarten erreichten wir den Schindergraben, nicht ohne zuvor einen Blick auf die schwierige Alternative der Wanderung zu werfen: Die Ritterstiege ward gefunden, wie sie im weiteren Verlauf für so manche Überraschung sorgt, wird später verraten.

Der Schindergraben erhielt seinen Namen übrigens vom Hohnsteiner Schinder, auch Abdecker genannt, denn der Gehilfe des Henkers wurde einst damit betraut, Tierkadaver und Leichen im nahegelegenen Wald zu vergraben, damit Ratten und anderes Ungeziefer den Städten fern blieben. Die Arbeit war undankbar und so wohnten die Abdecker zumeist am Rande der Stadt – daher auch der Begriff „Schinderei“.

Nicht weit, wurde es an der Zeit, das erste Bad des Tages in der Polenz zu nehmen. Fredo wollte natürlich nicht allein ins kühle Nass, doch wir waren etwas zu faul, uns von Schuhen und Socken zu trennen. „Etwas später gibt es noch eine Badestelle in der Sonne“, erwiderte ich. Natürlich waren wir bei angekündigten 27 Grad nicht allein unterwegs, Anja, Christian, Jörg, Renate und Udo waren ebenfalls mit von der Partie, zusätzlich zu vielen Familien, die sich zu einer Pfingstsonntagswanderung entschieden. Dabei war auch ein kleiner Junge, der für den ersten Lacher des Tages sorgte:

Man geht nicht durch den Wald nackig.

Sein Vater antwortete darauf:

Warum denn nicht ?

Die weiterführende Diskussion bekamen wir leider nicht mit, ob der Kleine nun noch fragte, warum die Familie denn dann nicht auch nackig sei. Auf jeden Fall waren wir von der Antwort des Vater begeistert.

Unaufhörlich näherten wir uns der Waltersdorfer Mühle, ein Stück zuvor noch fand sich jene Badestelle, die etwas mehr in der Sonne lag, aber auch flacher war. Sozusagen ein Test, wessen Bäuchlein aus dem Wasser schaut – ob Fredo gewinnen würde ? Na aber sicher doch, denn nur Udo war mutig, sich neben ihm und mir anzuschließen. Die Mädels, Christian und Jörg beobachteten das Schauspiel vom Wegesrand aus und nachdem Fredo schon wieder aus dem Wasser war, fand ich dann endlich auch eine Stelle, die tief genug war. Gewonnen 😄 ?!

Wir lagen sehr gut in der Zeit und so fanden wir uns bereits gegen 11:30 Uhr an der Waltersdorfer Mühle ein – ungefähr die Hälfte der Wanderung lag somit schon hinter uns. Für eine Mittagspause schien es – an der unweit zur Mühle entfernten Badestelle – noch zu früh, so dass wir dem Schulzengrund hinauf in Richtung Brand folgten. Die Route wich von diesem Moment etwas von der Planung ab, doch die Mitwanderer wollten sich die Aussicht vom Brand bzw. der benachbarten Thümmelgrotte nicht entgehen lassen. So ging es also hinauf … teilweise steil, teilweise wieder gemächlich, doch am Ende erreichten wir die Brandstraße – gut besucht, wie es zum Pfingstsonntag auch sein soll, die Betreiber der Brand-Baude würden sich bestimmt freuen.

Unweit der Brand-Baude – der Thümmelgrotte – legten wir dann auch unsere wohlverdiente Mittagspause ein, die Strapazen des Aufstiegs lagen hinter uns und so konnte die mitgebrachte gefüllte Paprikaschote mit Reis aus dem Rucksack befördert werden …

Ihr habt richtig gelesen. Gefüllte Paprikaschote mit Reis und Tomatensoße. Zu Pfingsten kann man auch mal von der üblichen Schnitte oder dem Sandwich abweichen und da im Kühlschrank ohnehin etwas Platz geschafft werden musste, bot sich diese Wanderverpflegung auch sogleich an. Ein bisschen Restwärme war ebenfalls noch vorhanden, so dass das Menü nicht kalt verspeist werden musste. Wir genossen die Sonnenstrahlen, sowie die Aussicht für gut eine Dreiviertel Stunde, doch leider blieb den wachen Augen des Wanderleiters der Anblick einer jungen Dame nicht verwehrt, die sich entschied im Wald eine Zigarette zu rauchen. Leider denken nicht alle Wanderer an die Natur und auch so manche Freunde aus unserem Freundeskreis verstehen nicht, welche Gefahren Flugasche und ein schlechtes Beispiel bergen – aber so sind sie eben, die Dresdner 😒. Da war es auch nicht verwunderlich, dass ihr Sprössling die Eierschalen einfach auf den nächsten Stein warf. „Fridays for Future“ lassen grüßen. Würden die Städter doch genauso viel Initiative im Nationalpark und der Natur beweisen, wie sie es jährlich demonstrativ zur Reinigung ihrer geliebten Elbwiesen zeigen, dann würden wir unsere Wälder nicht wieder erkennen.

Doch genug der Aufregung, die Sonnenstrahlen begannen ihre Spuren zu hinterlassen und so wurde es an der Zeit wieder aufzubrechen.

Über die Brandstraße ging es zurück, bis wir den Räumigtweg erreichten, dabei begegneten wir auch einer Familie, bei der Fredo letztendlich nur einfiel, dass die bestimmt einen BMW fahren würden – auch das gibt’s eben zu Pfingsten, aber wir ließen uns von den Kommentaren nicht beirren. Vorbei ging es an der gleichnamigen Wiese des Weges, der Räumichtwiese, durch die inzwischen ein gut sichtbarer Weg auf die andere Seite führt. Unser Ziel war jedoch der Begangsteig – wir wollten durch den „Kleinen Kuhstall“. Derer gibt es in der Sächsischen Schweiz zuhauf, meist entstanden sie zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, als sich die Bevölkerung ( oder das Vieh ) umliegender Dörfer in dem nur schwer zugänglichen Gelände in solchen Höhlen versteckte. Auch in späteren militärischen Konflikten, wie den napoleonischen Befreiungskriegen oder den Weltkriegen fanden die Bewohner Hohnsteins hier Schutz vor den feindlichen Truppen …

Unterhalb der Berken-von-der-Dubá-Wacht fand sich dann auch der Kleine Kuhstall. Beim Anblick der Höhle wollte nicht jeder hindurchkraxeln, obwohl sie nur etwas länger als 10 Meter war und knapp 1,5 Meter hoch. Es fand sich auch ein Weg außen herum, einige Steine wollten dennoch erklommen werden, Grund genug, eine weitere Pause einzulegen. Die Sonne macht sich allmählich bemerkbar, denn im Wald tauchten immer wieder kleinere Wärmeinseln auf, so dass wir abwechselnd die kühlen, als auch die warmen Punkte begrüßten.

Jede Pause kennt einmal ihr Ende und so ging es auch schon kurz darauf weiter. Wenige Schritte später fanden wir uns auch schon vor dem Halbenweg wieder, vorbei ging es an der Diebshöhle. „Ob hier vielleicht der Sachsenschatz aus dem Einbruch ins Grüne Gewölbe versteckt sei“, fragte sich Christian, bevor wir ein wenig den aktuellen Stand der Dinge diskutierten – es bleibt zu hoffen, dass die kostbaren Schätze eines Tages wieder auftauchen, denn die fehlenden Stücke sind nur in der kompletten Sammlung von Wert. Glücklicherweise finden sich noch einige Teile davon im Grünen Gewölbe, so dass hier ein kleiner Lichtblick besteht.

Unser Weg schlängelte sich entlang von Klettergipfeln, wie „Brandpyramide“ oder „Drachenkopf“, ehe wir unweit des „Kleinen Halben“ in Richtung Gautschgrotte abbogen. Sommer, wie Winter tröpfelt es hier aus luftiger Höhe hinab – für ein gepflegtes Bad Bedarf es allerdings vieler Sprünge, so dass wir kurze Zeit später auch schon wieder aufbrachen. Nass waren wir sowieso: Entweder vom Schweiß oder dem kurzen „Bad“. Auf dem Rückweg kamen wir mit einem älteren Herren ins Gespräch, der uns aufklärte, dass im vergangenen Jahr der große Eiszapfen an der Gautschgrotte erklommen wurde – dieses seltene Naturschauspiel trägt sich nur alle paar Jahre zu und es Bedarf einiger frostiger Wochen, dass der Zapfen von oben und unten wachsen kann. Letztes Jahr wurde diese Formation sogar als „Eisengel vom Polenztal“ tituliert.

Gegenüber vom Kleinen Halben fand sich auch der Gipfel „Großer Halben“, an ihm ging es vorbei, unaufhörlich in Richtung Bärengarten. Die letzte Herausforderung des Tages stand an: Wer würde es wagen, die Ritterstiege hinauf zu klettern ? Anja begann wie üblich zu Grinsen, als ich von der Beschaffenheit des Weges berichtete, jenen Teil, den wir auch schon vom Weg aus sahen, versprach recht interessant zu werden. Nach kurzer Fragerunde waren wir uns einig, dass wir alle den Aufstieg nehmen würden …

Zu Beginn des Wanderberichts sprach ich von einer Überraschung, die wir erleben würden und dem war auch so. Bei den Stiegenfreunden fand sich ein altes Foto der Stiege: Über einen Baum ging es den Sandstein hinauf – Tritte, Griffe und Stufen gab es reichlich. An der schwierigsten Stelle fand sich nun jedoch eine improvisierte Eisenleiter, diese wurde nicht im Boden verankert, so dass sie wohl einige Zeit an Ort und Stelle verbleiben dürfte. Ob die Leiter am Ende ein ähnliches Schicksal ereilt, wie dem Gastelsteig am Beuthenfall, bleibt abzuwarten. Wir begrüßten die Kletterhilfe, da Anja’s Rücken ihr etwas zu schaffen macht und auch Udo noch nicht vollständig genesen ist. Fredo – die letzten Jahre ein selten gesehener Gast während unserer Wanderungen, konnte auch das ein-oder-andere Wehwehchen aufzählen.

Zum Abschluss der Wanderung erhielten wir nochmal einen wunderschönen Blick auf die Burg Hohnstein – die Wanderung stand somit ganz im Zeichen der einstigen Herrscher, sei nun der Weg durch den Schindergraben, der Kleine Kuhstall, unterhalb der Berken-von-der-Dubá-Wacht oder die Ritterstiege, irgendwie blieben uns die Ritter stets erhalten. Und ohh … im Bärengarten wurden dereinst Bären für die Jagd gehalten. Ein wunderschöner Tag neigte sich somit dem Ende entgegen. Christian und Jörg – separat angereist – verließen uns schon kurz nach Ankunft auf dem Rittersitz – jener Aussicht mit Blick auf Hohnstein, während die restliche Gruppe um Anja, Fredo, Renate, Udo und mich uns entschieden, die Sonnenstrahlen auf uns wirken zu lassen. Bis zur Einkehr in der Hocksteinschänke blieb noch ein wenig Zeit, denn schon in der Frühe wurde von Udo festgelegt, dass ich zum Essen eingeladen sei, Fredo würde schließlich bezahlen 😂 …

Nach dem Essen ging es nochmal kurz hinüber zur Hocksteinaussicht, wir wollten eben jeden Moment nutzen, denn das Wetter der kommenden Tage versprach zunächst wenig Sonne, dafür aber einiges an dringend benötigtem Regen. Der Wanderleiter wurde nach Ankunft in Dohna am Abend genauso verabschiedet, wie er begrüßt wurde: Knuddelnd.

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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