
Liebe Wanderfreunde,
es gibt Tage im Leben, an die erinnert man sich gern zurück und es gibt auch nur eine Chance, diese zu erleben. Der erste Kuss, die eigene Jugendweihe oder eben Schuleinführung. Nur ganz selten erhält man die Chance, aus dieser Auswahl mehrfach zu feiern. Für Matthias sollte heute dieser Tag kommen, an dem er zur Schuleinführung gebeten wird – na Prost, wie lang er nun noch bis zur Rente hat 😃. Natürlich kam unser „Junior“ dabei auf die Idee, seine Feier an einem ganz besonderen Ort zu verbringen …
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Treffpunkt war zunächst einmal die Wohnung des Wanderleiters in Dohna und … ohhh Schreck, Rainer, unser Fahrer steckte im Stau. So konnten wir statt um 10 erst gegen 10:30 Uhr am Parkplatz in Schmilka starten. Doch Christian und Roberto vertrieben sich derweil die Zeit, während wir an so manchem Verkehrsteilnehmer verzweifelten. Roberto indes fuhr mit gut 150 Kilometern pro Stunde über so manche Landstraße und ließ auch einen Mercedes-Fahrer hinter sich, da er selbst Befürchtung hatte, zu spät zu kommen. Wie gut, dass der Wanderleiter den Start der Wanderung spontan ändern kann. 10:30 Uhr ging es dann aber doch endlich los.
Die ersten Meter der Wanderung verliefen durch den beschaulichen Ort an der Elbe – bekleidet. Erst kurz nach dem letzten Haus – der Nationalparkinformationsstelle – entschieden wir uns die übliche Wanderbekleidung anzulegen. Die Freude war bei allen Wanderteilnehmern groß und auch eine Wette zwischen Matthias und mir konnte noch einen zweiten Platz feiern: Wer würde dieses Jahr zuerst zu einer Nacktwanderung teilnehmen ? Erik, Matthias oder Torsten ? Erik errang den ersten Platz bereits im Zittauer Gebirge, als wir das Wochenende zuvor auf Erkundungstour unterwegs waren. Torsten, im Gespräch mit Roberto vertieft, stellte erst ein wenig später fest, dass Matthias bereits dabei war die Klamotten in den Rucksack zu verstauen – zugegeben ich habe ihn auch ein wenig „angefeuert“ 😄. Bis zum Abzweig unweit der Zwieselhütte zogen wir uns bereits ein wenig auseinander – so blieb der Wanderleiter beim Fahrer und wir nahmen in aller Ruhe die ersten Höhenmeter …
Den ersten Höhenmetern folgte ein ordentlicher Anstieg: Den Lehnsteig nahmen wir zuletzt während einer Wanderung über die Rübezahlstiege vor einigen Jahren – in Erinnerung geblieben ist letztlich nur das obere Stück und so wollte dieser Weg einfach mal wieder begangen werden. Wie schlimm der Aufstieg werden sollte, lässt schon ein Blick auf die nackten Zahlen erahnen: 250 Höhenmeter auf weniger als einen Kilometer. Rainers Puls wurde hier auf eine harte Probe gestellt, doch Matthias wollte auch einfach wissen, wie gut die Kondition noch ist. In Anbetracht des ganzen Gepäcks keine leichte Aufgabe, denn die Verpflegung wollte ebenso mitgenommen werden, wie die kleinen „Mutmacher“. Zeitweilig war Rainers Puls bei gut 160 Schlägen angelangt, doch er kämpfte sich den Berg hinauf. Am Ende wurden wir nicht nur mit dem Versprechen auf eine nahe Aussicht gelockt, sondern auch mit der ersten Pause des Tages.
Wir folgten dem Lehnsteig bis zum Reitsteig und waren überrascht: Noch vor ein paar Jahren fand sich hier die erste größere Fläche, die infolge der Trockenheit, des Borkenkäfers und zahlloser Stürme für zahllose umgefallene Fichten sorgte. „Katastrophe oder natürliche Auslese“, wird diese Stelle heute genannt. Die Nationalparkverwaltung richtet hier nun einen Informationspfad zu genau diesem Schwerpunkt ein, denn neben den Affensteinen ist insbesondere der Große Zschand und die Kirnitzschklamm betroffen. Wir nutzten die Chance uns erkundeten den – noch im Bau befindlichen – Informationspfad, der im Sommer 2022 eröffnet werden soll. Vielleicht ist dieser bereits zu den Sächsischen Naturistentagen fertiggestellt, so dass wir euch hier einmal durchführen können …
Wir wollten weiter zur nächsten Aussicht und unserer Mittagspause. Doch der Borkenkäfer ließ es sich in den letzten Jahren gut schmecken und so fielen ihm auch oberhalb der Rübezahlstiege Fichten zum Opfer – für uns eine kleine Herausforderung, denn wir wollten zur Frühlingsaussicht, oberhalb einer der ältesten Steiganlagen in der Sächsischen Schweiz. Der Weg verlief das ein-ums-andere Mal über und unter den Baumleichen hinweg, doch wir gelangten zu einer Aussicht – nicht ganz zur geplanten, diese befand sich auf der anderen Seite der Schlucht, doch zu einer Aussicht, mit Blick auf die Kaiserkrone, den Zirkelstein und die Zschirnsteine. Wir nahmen uns die Zeit für einige Fotos, Matthias packte die Zuckertüte aus und freute sich anhand der zahlreichen Leckereien, die vor ihm ausgebreitet wurden …
Roberto und ich unterdes wollten es wieder einmal wissen und so erschien ein nahegelegener Stein ideal, um hier zu rasten. Der erste Schritt war zugleich der Schwierigste, denn gut ein Dreiviertel Meter wollte überwunden werden. Da ist es hilfreich, wenn man ein paar Zentimeter größer ist ( nicht immer, wie sich wenig später herausstellen sollte 🤕 ). Ein großer Sprung und ich fand mich drüben wieder – Roberto schaffte es mit einem kleinen Überfall und schon konnten wir beide den Ausblick genießen.
Jede Pause kennt einmal ihr Ende und nach einem kleinen „Mutmacher“ konnte es auch schon weitergehen. Kurz vor Ende unserer Pause kam noch ein junger Mann auf uns zu, ausgerüstet mit Kletterhelm und reichlich Tatenkraft, wollte er die Rübezahlstiege von oben bezwingen. Ich riet ihm davon ab, da er diese Stiege besser von unten zuerst begehen solle, birgt sie doch so manch tückische Stellen zu Beginn, aber auch in der Höhle kurz vor ihrem Ende. Selbigen Weg, wie wir ihn kamen, folgten wir ihm auch zurück – zumindest so gut es ging. Das nächste Ziel sollte nicht weit entfernt sein – die Aussicht zu „Hund“ und „Marder“, wie sie auf der Route beschrieben ist, aber auch der Frühstücksplatz. Wer sagt, dass es in den Affensteinen keine Möglichkeit zum Baden gibt, der irrt übrigens gewaltig: Weit oberhalb des Kirnitzschtals, geprägt vom gleichnamigen Fluss, finden sich so manche „Rabenbäder“ oder „Opferkessel“, die eigentlich nur von Zschirnstein oder Pfaffenstein bekannt sind und in einem nahm Matthias auch sogleich Platz – ein wenig mehr Wasser hätte es dann aber vielleicht doch sein können.
Zurück am Reitsteig, kamen wir wenig später mit einer Frau ins Gespräch, die Schönheit einigen Jahren nicht mehr in der Sächsischen Schweiz wandern war. Sie wollte wissen, wie sich unser Wanderstil nennt und Rainer entgegnete ihr zunächst mit „Naturistenwandern“, doch ich korrigierte ihn kurz darauf und so erfuhr sie ein wenig mehr über das Nacktwandern, den Zusammenhalt in der Gruppe, aber auch die rechtliche Situation in Deutschland. Dabei gibt es immer wieder diese eine Frage: Gibt es hier viele Probleme und wie reagieren die entgegengekommenen Wanderer ? Es ist schön, im Osten Deutschlands zu sein und so immer wieder erzählen zu können, dass wir überhaupt keine Probleme mit Textilwanderern haben. Infolge der vergangenen Jahre konnten wir so auch ein Stück weit zur Normalität und Akzeptanz beitragen, dass in der Sächsischen Schweiz, aber auch in Thüringen und rund um den Rätzsee nackt gewandert wird. Mit unseren Erkundungstouren im Zittauer Gebirge wollen wir so auch den Gedanken einer gesünderen Lebensweise „exportieren“.
Die Heilige Stiege sollte unser nächstes Ziel werden. Über die längste Steiganlage unseres Heimatgebirges ging es hinab zum Unteren Terrassenweg, natürlich nicht ohne ein Foto unserer Wandergruppe auf digitalen Film festzuhalten – wie zu erwarten, waren wir nicht allein und als Rainer dann einen Spruch losließ, war der Lacher groß. Christian und Torsten – ein paar Meter entfernt – vernahmen ihn nicht und so waren sie zunächst etwas verwundert, warum ich aus dem Lachen nicht mehr rauskam 😂 …
Wer Rainer kennt, weiß dass er nie um einen Spruch verlegen ist. Dabei ist es auch sein Einfallsreichtum, der uns immer wieder verblüfft: Im Zittauer Gebirge rettete er so einen Abend, als Erik und er beim Einkauf feststellen mussten, dass es in Tschechien keine Bratwürste gibt, wie wir sie kennen.
Der Untere Terrassenweg wird auf der Karte mit einer Schwierigkeit von T5 angegeben – maximal gibt es in der Sächsischen Schweiz Wege, welche mit „T6“ markiert sind. Dass diese Einstufung gerechtfertigt ist, durften Christian, Matthias und Rainer recht früh feststellen, denn während auf der rechten Seite immer der Kontakt zum Stein gesucht werden konnte, ging es zur linken Seite steil hinab. An der Heringsgrundnadel konnten wir dann noch zwei Kletterern während ihres Hobbys zuschauen – der Herr im Vorstieg war bereits ganz oben, während sein Kletterkamerad bereits ein Drittel des Ziels erreicht hat. Es ist immer wieder erstaunlich, Menschen bei diesem Hobby zuschauen zu können und dank meines Nachbarn konnte ich so auch die ersten Momente am Fels erleben …
Der weitere Verlauf des Terrassenwegs stellte uns zunächst vor kein nennenswerten Probleme. Erst unterhalb der Kletterfelsen „Großer Falknerturm“ und „Kleiner Falknerturm“ wurden wir auf eine harte Probe gestellt. Der Kletterzugangspfad wies den Weg nach oben aus, doch wie hinauf kommen ? Einige Steine sollten den Aufstieg erleichtern, halfen jedoch nicht viel uns so versuchte es Torsten zunächst durch die rechte Spalte. Er rutsche jedoch im Verlauf ab und der Kratzer an der Wade war da. Nach dem Motto: „Echter Indianer kennt keinen Schmerz“, ging es zur linken Seite und irgendwie fanden Christian, Roberto und Torsten dann doch noch einen Weg hinauf. Matthias, Rainer und ich hingegen entschieden uns für eine offensichtlich leichtere Route, diese wurde jedoch in der Vergangenheit immer kategorisch ausgeschlossen, obwohl der Weg durch die Höhle bei genauerer Betrachtung einfacher zu bewältigen war. Die Zeit hinterlässt also ihre Spuren, sowohl bei uns Menschen, als auch am Sandstein, denn aus der Erinnerung heraus war diese Stelle früher schon schwer, aber es fand sich ein Weg hinauf – inzwischen fehlen allerdings wichtige Tritte und Griffe im Stein.
Ende des Unteren Terrassenwegs markiert der Zugang zur Starken Stiege, wir ignorierten diese Steiganlage und folgten dem Weg durch den Rauschengrund. Hier wollte ein Weg durch das Rauschentor, zwischen den Gipfeln „Rauschentorwächter“ und „Klimmerstein“ gefunden werden. Doch der geplante Weg sorgte zunächst für ein wenig Verwirrung, fand sich doch am Baum ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund – ein Hinweis auf einen gesperrten Weg. Das Kreuz hingegen war nur noch schwer erkennbar und ein Blick in die gedruckte Wanderkarte mit Stand Mai 2019 verriet, dass der Weg zu diesem Zeitpunkt noch eingezeichnet war. Dass innerhalb von drei Jahren Farbe so stark an nur einer Stelle systematisch verwittert, bezweifelten wir und so ging es den letzten Anstieg hinauf in Richtung des Winklerturms. Matthias konnte bereits im vorletzten Jahr einen Blick auf jenen Turm werfen, während unserer Wanderung entlang des Mittelwändesteigs und Oberen Terassenwegs. Da war es klar, dass es zu seinem Geburtstagswunsch zählte, hier zu Füßen jenes Gipfels seine Schuleinführung zu feiern …
Wir genossen eine ausgedehnte Pause, bevor es die letzten Meter hinab in Richtung Schmilka ging. Da Roberto keine Schuhe im Rucksack hatte, musste hier noch einmal kurz umgeplant werden und so entschieden wir uns über das Roßsteigel abzusteigen. Der Rest ist Geschichte und am selben Ort, wo wir heute Morgen die Klamotten in den Rucksack verstauten, kamen sie auch wieder zum Vorschein. Am Abend ging es abschließend ins Restaurant „athen“ in Dohna, unweit zur Wohnung des Wanderleiters, um hier die Kalorien wieder zu sich zu nehmen, welche wir über den Tag verbrannten.
Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin