Liebe Wanderfreunde,

von Zeit zu Zeit erkunden wir neue Wanderrouten, um so unseren Gästen ein breites Portfolio anzubieten. In Vorbereitung auf eine der kommenden Sächsischen Naturistentage, wollten wir heute so manch bekannter Aussicht rund um Waitzdorf einen Besuch abstatten. Die Waitzdorfer Aussicht – erlangte darunter mit der Heimatfilmreihe „Der Ranger – Paradies Heimat“ größere Bekanntheit, selbst wenn die vordere Umgebung hierfür noch etwas retuschiert werden musste.

Start der Wanderung war kurz nach 10 Uhr in Waitzdorf – der Weg ins kleine Dörfchen am Malerweg gestaltete sich schon interessant, denn auf der einzigen Straße in den Ort sollte einem nach Möglichkeit kein Auto entgegenkommen. Ausweichstellen gab es so gut wie keine. Die Straße schlängelte sich durch den Wald auf der einen und des Hangs entlang auf der anderen Seite. Unsere Wanderung sollte in Form einer Acht angelegt sein, denn die Waitzdorfer Aussicht fand sich auf einem kleinen Teilstück der Strecke, wollte aber unbedingt mit eingebunden werden.

Bereits nach wenigen hundert Metern, entschieden sich Christian und Roberto die Hosen in den Rucksack zu verstauen, Andrea und mir war es jedoch noch etwas zu frisch. Keine fünf Minuten später erreichten wir auch schon die erste Aussicht des Tages und wir stellten fest, dass diese recht häufig besucht wird: Eine Rentnergruppe, zuvor noch am Parkplatz gesehen, genoss die Aussicht auf Papststein, Gohrisch, Pfaffenstein, Lilienstein, Kleiner und Großer Bärenstein, sowie den Rauenstein und die Bastei …

Wir zogen es nach einem kurzen Foto vor, die Schleife zurück nach Waitzdorf zu laufen, in der Straße „Zum Dorfgrund“ blieb die Möglichkeit, die Wanderung abzukürzen und sich wieder ins Auto zu setzen, nur wollte den Vorschlag niemand so richtig annehmen 😄. Knapp 100 Meter verlief unser Weg durch den beschaulichen Ort, bevor es über den Holländerweg in Richtung der Felder um Waitzdorf gehen sollte. Auf unserem Weg verfolgten uns die aufmerksamen Blicke einiger Galloway-Rinder, welche hier unter Aufsicht der Nationalparkverwaltung gehalten werden, sowie einiger Schafe, die nicht sonderlich beeindruckt von den vier Gestalten schienen. Kurz vor unserem Abzweig in Richtung der nächsten Aussicht, der Waitzdorfer Höhe, entschieden wir uns die Klamotten in den Rucksack zu verstauen. Andrea ging noch auf Nummer sicher, denn der aufziehende Wind kündigte bereits das Wetter der nächsten Tage an.

Auf der Waitzdorfer Höhe genehmigten wir uns bei 414 Metern eine erste Pause. Es wurde aber auch an der Zeit, Andrea zu verarzten, denn auf ihrer gestrigen Wanderung mit „Winterwanderleiter“ Jens ging es ein-ums-andere Mal durch Brombeeren hindurch – keine sonderlich schöne Erfahrung und so half ein Pflasterspray zumindest die größeren Wunden zu verschließen.

Wie schon während unserer Wanderung vom 23. März, klingelte das Telefon und Annika, Tochter der beiden Haselbachtaler, befand sich am anderen Ende der Leitung. Auch wenn wir ein Stückchen entfernt saßen bekamen wir mit, wie gern sie zur der heutigen Wanderung dabei gewesen wäre. Daher einfach ein kleines Angebot: Annika, wenn du diese Zeilen ließt, wir sind im Mai und Juni sicherlich auch mehrfach am Wochenende unterwegs, wenn du willst, kannst du uns gern begleiten.

Irgendwann wurde es aber Zeit, wieder aufzubrechen. Über den Leichenweg ( die Herkunft des Namens lässt sich leider nicht belegen ), kamen wir auch an einem Jagdstand vorbei, Christian wollte hier einen Blick hineinwerfen, doch die Tür schien von innen verriegelt zu sein. Auch ein zweiter Blick half hier nicht weiter und so zogen wir weiter und erblickten die ersten kleinen Fotomotive des Wandertages …

Wenn Lärchen blühen, die Buschwindröschen an allen Ecken aufgehen und es summt und brummt, dann weißt du, der Frühling hat begonnen. Und so waren es jene Fotos, die uns am Ende den Tag versüßen sollten. Da hatten es auch die Galloway-Bullen und der Ziegenbock unter ihnen schwierig, Aufmerksamkeit zu erhaschen, dennoch statteten wir ihnen einen kurzen Besuch ab, bevor wir uns wieder den Buschwindröschen am Wegesrand widmeten …

Der Blick auf Waitzdorf war vielenorts atemberaubend, doch irgendwie konnten die Aussichten nicht mit den kleinen Frühblühern am Wegesrand mithalten – wohl auch ausgelöst durch Roberto, der den Pflanzen mehr Aufmerksamkeit schenkte, als so manch imposanter Aussicht. Dass wir uns im Einzugsgebiet des Polenztals befinden würden, stellten wir alsbald auch fest: Entlang des Holländerweges ragten die Buchen in die Höhe – von Borkenkäfern befallene Fichten suchte man hier vergebens, auch so etwas kann es in der Sächsischen Schweiz geben. Und wer Abgeschiedenheit und Ruhe sucht, für den ist diese Wanderroute in der Tat etwas, denn bisher trafen wir ( außer in Waitzdorf selbst und rund um die namensgebende Aussicht ) keine weiteren Wanderer.

Im Tiefen Grund angekommen, sollte es über den Brandweg wieder hinauf gehen – das Höhenprofil ignorierte ich diesmal bei der Planung der Route völlig und so stellten wir recht bald fest, dass wir uns fast wieder auf Ausgangshöhe befanden, als es aus dem Tal des Tiefen Grundbachs wieder hinauf ging.

Allmählich wurde es Zeit für eine Mittagspause – es blieben zwei Optionen: Über den Ringflügelweg würden wir in einer guten halben Stunde die Napoleonschanze oder – über den Brandweg – in einer knappen Dreiviertel Stunde die Brandaussicht bzw. die benachbarte Thümmelgrotte erreichen. Wir entschieden uns für die kürzeste Route zum Mittag, somit blieb die Kurzvariante der Route außen vor. Der Ringflügelweg, nach der ersten Abzweigung ging dieser in den Lupinenweg über, gab uns die Möglichkeit auf so manches kleines Wehwehchen einzugehen, was Andrea und Roberto sich tags zuvor zugefügt hatten. Andrea blieb auf jener Wanderung mit Winterwanderleiter Jens und Roberto an einer Flussquerung nur die Möglichkeit, den Schmerz zu intensivieren: Der erste Schritt aus dem kühlen Nass hinaus führte direkt in die Brombeeren. Nun – mittendrin stehend – konnte es nur noch schlimmer werden, aber sie biss die Zähne zusammen und vielleicht half auch die Verarztung oben auf der Waitzdorfer Höhe 😉. Da ist es hilfreich, stets ein paar Schuhe im Gepäck zu haben, doch zu Andrea’s Rettung: Die Route war nicht so geplant und entstand erst infolgedessen, dass die beiden Männer eine Wiese in sonniger Lage entdeckten – bei Ankunft war allerdings auch die Sonne wieder weg.

So viel „Pech“ blieb uns heute zum Glück verwehrt, als wir den Lupinenweg verließen und den direkten Weg über einen Feldweg zur Napoleonschanze nahmen …

Christian schien heut in Jäger’s Laune zu sein, denn erneut fand er einen Jagdstand und diesmal sogar ein Weg nach oben. Alles versteckt ? Na dann kann ich ja auf den Auslöser tippen 😄.

An der Napoleonschanze genossen wir bei leicht aufziehendem Wind, unser Mittag – Gänsehautfeeling pur. Ob der Geschichte zur eigentlich Schanzberg und zuvor „Kretzscheleiberg“ bzw. „Kretzschelei Höhe“ genannten Erhöhung südöstlich von Hohnstein ist es auch nicht verwunderlich, denn dieser ist ein Zeitzeugnis der napoleonischen Befreiungskriege von 1813 bis 1815. Nach der Niederlage im Russlandfeldzug 1812 wollte Napoleon im Jahr 1813 mit neuen Truppen die mit Preußen verbündeten Russen zurückdrängen. Die Befehlshaber ließen durch die ansässige Bevölkerung mehrere Feldbefestigungen errichten. Einst gab es hier drei Geschützstellungen, um die wichtigen Transportwege nach Böhmen abzusichern.

Als der Wind dann letztendlich das Wetter der nächsten Tage mit allem Nachdruck anzukündigen versuchte, entschieden wir uns aufzubrechen. Während unseres Abstiegs kam es noch zu einer kurzen Diskussion mit einer Wanderin, wir ignorierten sie jedoch und zogen unseres Weges weiter.

Direkt an der Brandstraße gelegen, fanden wir eine weitere Pausenstelle, windgeschützt. Doch die Mittagspause lag hinter uns, so dass wir auch die Sitzmöglichkeit am Waldborn links liegen ließen – der Brunnen war offenbar ( noch ) außer Funktion. Wie gut, dass die Wasserflaschen gut gefüllt sind – im Sommer allerdings willkommene Erfrischung. Über den Rundweg gelangten wir zurück auf die Brandstraße, welche uns nun direkt zur Aussicht führte. Unweit zum „Balkon der Sächsischen Schweiz“ kam die Frage auf, ob das Restaurant schon geöffnet sei, denn das Personal war bereits extrem umtriebig unterwegs – eine Baustelle direkt vor dem Haus der Nationalparkinformationsstelle ließ daran allerdings so manche Zweifel aufkommen. Also ging es wieder zur benachbarten Thümmelgrotte – hier genossen bereits vereinzelte Wanderer die Sonne, so dass auch wir die Pause ein wenig in die Länge zogen. Als der Vorschlag kam, jene ein „wenig weiter oben“ für eine Viertelstunde auszudehnen, fanden wir uns kurze Zeit später oberhalb des Steins der Thümmelgrotte wieder. Roberto wollte einen alternativen Aufstieg nehmen, musste aber am Stein doch kapitulieren, denn hier gab es nur einen Weg …

Eine halbe Stunde ( oder war es doch länger ? ) später brachen wir wieder auf. Die letzte Aussicht des Tages sollte uns einen Blick auf die „Hafersäcke“ ermöglichen, gemeint ist hier eine Gruppe von Steinen, die aufgrund von Verwitterung aussehen, als ob sie oben zugebunden seien. Natürlich entstand auch das obligatorische Gruppenfoto und wir erhielten bereits einen Vorgeschmack auf das, was noch kommen möge: Waitzdorf vor Augen, doch dafür mussten wir zunächst noch einmal in den Tiefen Grund hinabsteigen. Knapp zwei Kilometer Wegstrecke lagen noch vor uns, doch es sollte auch ca. 120 Meter hinab und wieder hinauf gehen. Wem taten bei dieser Vorstellung nicht jetzt schon die Füße weh 😄 ?

Doch wir nahmen die Brandstufen mit Humor, so dass ich wieder in den Malerweg-Modus umschaltete und die Stufen hinunterrannte. Roberto versuchte zu folgen und hatte mich fast eingeholt, als aus dem Wald plötzlich zwei Männer auf uns trafen. Sie kamen vom Frinzberg, der „Weg“ sei allerdings etwas schwierig zu begehen und führte ein-ums-andere Mal an so mancher Kante entlang. Roberto schien neugierig zu sein, doch nach einem kurzen Blick auf die Karte, entgegnete ich mit dem Argument, dass „Christian doch nach Hause wolle“. So musste dieser „Weg“ erstmal außen vor bleiben – am Ende der Brandstufen klärte ich Roberto auf, dass es sich hier um keinen Weg gehandelt habe und die beiden einfach querfeldein gelaufen sind – in der Kernzone kann das richtig teuer werden … und ohh, das Polenztal, sowie der Tiefe Grund zählen zu eben jener schützenswerten Zone des Nationalparks. Die Diskussion wäre anders verlaufen, wenn in der Verwaltung des Sachsenforsts nicht nur sture Bürokraten sitzen würden 🙄.

Vom Tiefen Grund aus ging es die Straße hinauf bis zum Abzweig nach Waitzdorf und der Dorfgrund brachte uns zurück in jenen malerischen Ort, der direkt im Nationalpark liegt – zugleich auch der Einzige. Christian schien schon am Auto zu sein, wartend mit laufendem Motor, um sich endlich verabschieden und nach Hause fahren zu können, so weit war er uns enteilt. Ganz so schlimm kam es dann doch nicht: Er wartete an der Straße „Zum Dorfgrund“ auf die Fotografen und wir nahmen gemeinsam den Weg zum Parkplatz. Ein schöner Wandertag näherte sich so mit den letzten wärmenden Sonnenstrahlen dem Ende.

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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