
Liebe Wanderfreunde,
zuletzt wurde es etwas still um uns – an Wandern war aufgrund der zum Teil schon herbstlichen Temperaturen in den letzten zwei Augustwochen nicht zu denken und so entschieden wir uns, die ersten Entscheidungen für die Sächsischen Naturistentage im kommenden Jahr zu treffen. Das Ferienhaus ist gebucht und auch die ersten Wanderrouten sind bereits fix. Die Apple Watch erinnerte am 1. September dann aber doch an das schöne Wetter und schlug eine Herausforderung vor, in der 290 Kilometer gehend, laufend oder wandernd absolviert werden wollten …
Die ersten Tage der Herausforderung stellten kein Problem dar, einer längeren Einkaufstour nach Pirna folgte eine – spontan entschlossene – Wanderung tags darauf, die ersten 44 Kilometer lagen hinter mir und als Erik aus Leipzig wenige Tage später verkündete, dass er die Absicht habe, das Wochenende vom 9. bis 12. September bei mir zu verbringen, sollte die Hälfte der Herausforderung erreicht werden. Doch beginnen wir von vorn: Geplant war eine Wanderung zum Großen Pohlshorn, wie wir sie schon einige Male unternahmen, diesmal allerdings sollte die zweite Aussicht uns nicht zum Teichstein, sondern zu den Brüdersteinen und dem Lindigtblick bei Hinterhermsdorf führen. Wieder – spontan – entschieden wir uns Donnerstagabend beim freundlichen Griechen um die Ecke, dass wir Freitag wandern gehen würden, Rainer aus Geringswalde wurde sogleich informiert und er entschied sich die Tagesplanung zu ändern, um den schönen Tag mit Wanderfreunden aus dem Elbsandstein zu verbringen – Erik, Rainer … ideale Vorraussetzungen dafür, dass die Wanderung lustig wird ( wer die beiden noch nicht kennt, dem empfehlen wir, an einer Wanderung oder der SNT teilzunehmen ) 😄.
Start unserer Wanderung sollte der Parkplatz unterhalb von Sturmbauer’s Eck sein. Nach kurzer Stärkung, ging es auch schon über die Kirnitzschtalstraße auf den Malerweg, der uns entlang des Saupsdorfer Bachs aus dem Nationalpark führte. Unser Weg verlief über die Straße und die ersten Höhenmeter sollten sogleich in den Mühlschlüchten folgen: Gut 600 Meter ging es reichlich 100 Höhenmeter hinauf, bevor wir am Ende des Aufstiegs auf die niederländische Reporterin Inge Mol und ihre männliche Begleitung trafen. Wir unterhielten uns eine Weile auf Englisch und klärten sie ein wenig über den Naturismus, sowie unsere Aktivitäten auf, bevor wir Kontaktadressen tauschten. Vielleicht sehen wir sie ja im kommenden Jahr zu den Sächsischen Naturistentagen – Interesse ihrerseits war auf jeden Fall vorhanden. Vorbei am Abzweig zum Kleinen Pohlshorn, ging es über abwechselnd feuchten und trockenen Waldboden zu dessem großen Bruder …
Die Aussicht war wie immer spektakulär, dies fand auch eine Gruppe junger Männer, die gerade aufbrachen. Auf dem Großen Pohlshorn überlegten wir dann, ob der virtuelle Geocache an der Kleinsteinhöhle nicht etwas mit jener Aussicht zu tun habe, auf der wir gerade standen – Ziel war es fünf Buchstaben und drei Zahlen ausfindig zu machen, aus denen anschließend eine Mail-Adresse gebildet werden sollte. Leichter gesagt, als getan und so standen wir irgendwie im Walde, ohne die passende Lösung parat zu haben. Was nun 🤔 ?
Wir ließen den Geocache zunächst ungeloggt und nahmen – nach kurzem Gespräch mit einem Ehepärchen – den Abstieg über den Dreisteigensteig. Noch vor wenigen Monaten galt es hier zahllose umgestürzte Bäume zu erklimmen und sich einen Weg zu bahnen, wo mal einer war. Dank der unermüdlichen Arbeit der Mitarbeiter des Nationalparks und des Sachsenforsts, ist auch dieser Weg wieder begehbar. Dafür ein herzliches Dankeschön von uns 😃.
An der Dreisteigenbrücke angekommen, bogen wir auf die Kirnitzschtalstraße ab und folgten dieser für knappe 1,6 Kilometer, bevor wir zum nächsten Abzweig gelangten. Auf unserem Weg begegneten uns zahlreiche Radfahrer, die am Bohemian Border Bash CAMP teilnahmen, Start der Tour war im Intercamp Mosquito in Jetřichovice auf der böhmischen Seite des Nationalparks. An der Kreuzung Dorfbachgrund / Kirnitzschtalstraße entdeckten wir dann auch eine Badestelle, die sogleich genutzt wurde …
Heute ist das Baden in der Kirnitzsch möglich, bis ins 20. Jahrhundert wurde hier Holz geflößt – so wurde das Wasser nicht nur an der Oberen Schleuse, auf der heute die Kahnfahrt betrieben wird, sondern auch an der Niederen Schleuse angestaut. Die Kirnitzsch galt als eine der wichtigsten Floßbäche der Sächsischen Schweiz und auf der 25 Kilometer langen Triftstrecke konnten große Holzmengen aus nur schwer erschließbaren Gebieten der hinteren Sächsischen Schweiz kostengünstig und zeitsparend an das Elbufer in Bad Schandau gebracht werden.
Bereits im 16. Jahrhundert hatte der Landesherr das Hoheitsrecht auf die Kirnitzschflößerei und erließ strenge Floß-Regeln. 1582 wurden dem sächsischen Kurfürsten mit einem Abkommen erlaubt, 80 Jahre lang Holz aus der böhmischen Herrschaft Hainspach abzuholzen und zu flößen. So entstanden wahrscheinlich um 1567 die Obere Schleuse, vor 1612 die Niedere Schleuse und zahlreiche Floßteiche auf böhmischer Seite. Im 19. Jahrhundert wurde die Flößerei schließlich durch den Straßentransport verdrängt und auch das Flößen auf der Kirnitzsch eingestellt.
Zwei Informationstafeln bieten Einblick in die vergangene Flößerzeit entlang der Kirnitzsch. Die Niedere Schleuse, konnte mit ihrer 32 Meter breiten Staumauer und ihrer ( mittlerweile versandeten ) Staulänge von 750 Metern etwa 28.000 Kubikmeter Wasser zurückhalten. Ihre Wasserpforte in der Schleusenmitte und das kleine Wehr sind heute noch funktionstüchtig und werden durch Einschieben von Versatzhölzern vor allem beim Einsetzen der Schneeschmelze als Hochwasserschutz genutzt. In den Jahren 1985 bis 1993 rekonstruierten Waldarbeiter die zerfallene Anlage und leisteten damit einen wichtigen Beitrag zur Denkmalpflege …
Die letzten Radfahrer an der Niederen Schleuse passierend, kamen wir am Eingang des Paßgrunds vorbei, Erik und Rainer fragten, ob dies unser Aufstieg sei, doch ich verneinte und es kam die Folgefrage auf, wo ich denn hinwolle ? Zum Lindigtgründel, um genau zu sein, etwas verborgen, führt der Aufstieg über gute 90 Höhenmeter in knapp 800 Metern zur Lindigtstraße, einem gut geschotterten Waldweg, die wiederum zur nahen Lindigthöhle führt. Diese 10 Meter tiefe und drei Meter hohe Schichtfugenhöhle am Rande der Lindigtstraße diente schon vor etwa 7500 Jahren Menschen als Unterschlupf, wie Archäologen durch die Untersuchung der tieferliegenden Bodenschichten der Höhle nachweisen konnten. Wir ließen die Höhle links des Weges liegen und erklommen die letzten Höhenmeter der Lindigtstraße, bis diese auf den Abzweig zu den Brüdersteinen traf. Da es bereits kurz vor halb Zwei war, knurrte nicht nur der Magen, sondern es wurde auch Zeit, die Füße auszuruhen – lagen doch bereits gute 7,8 Kilometer der geplanten 13,4 Kilometer hinter uns. Am Lindigtblick legten wir schließlich unsere wohlverdiente Mittagspause ein.
Unweit der Aussicht konnte am Ende dieser noch ein Geocache in einen Smiley verwandelt werden: Erik stapfte zunächst etwas verloren zwischen den Bäumen umher, bis Rainer schließlich eine seltsame Dose unterhalb eines Steins ausmachte. Gefunden ? Dann kann es ja weitergehen …
Lindigtblick und Brüdersteine waren für uns zwei komplett neue Aussichtspunkte, welche wir bisher noch nie besuchten – wir werden diese Tour aber sicherlich in der Zukunft noch einmal begehen, denn vom Lindigtblick erhält man einen Ausblick ins Südliche und kann bei gutem Wetter sogar die Lausche im Zittauer Gebirge ausfindig machen, während die Brüdersteine in der Ferne einen Blick auf den Teichstein, den Winterstein, die Pechofenhörner, sowie den Kleinen Winterberg und den Hochhübel ermöglichen. Der Name „Brüdersteine“ hat nichts mit „Gottesdiensten, die die Böhmischen Brüder hier abgehalten haben sollen“ zu tun, wie es die Legende will, sondern kommt von den wie Brüder beieinander stehenden Felsen …
Die teils recht verwundenen Pfade bis zu den Brüdersteinen versprachen also durchaus ein kleines Highlight dieser Wanderung zu werden – an der Aussicht angekommen wurden wir nicht enttäuscht. Wie gut, dass das iPhone 12 Pro ein Ultraweitwinkelobjektiv besitzt, sonst wäre es schwierig geworden, die Beiden aufs Foto zu bekommen – die Aussicht ist einfach zu klein. Aber auch hier fand sich Platz für eine weitere Dose, die recht schnell gefunden wurde.
Vor uns öffnet sich ein Talkessel, von Felsen umrahmt. Der nahe Berg gegenüber heißt Hohes Hölzig. In die Ferne blickend schauen wir in der Mitte auf den Teichstein, links davon sehen wir Winterstein und Pechofenhörner, darüber den Kleinen Winterberg. Ganz links ist der Hochhübel zu sehen. Rechts vom Teichstein zieht sich der Bergrücken bis zum Heulenberg.
Bis zum Abzweig des Paßgrunds war es nur ein Katzensprung, doch für welchen Weg sollten wir uns entscheiden ? Erik wollte lieber den Paßgrund für den Abstieg nehmen, doch der geplante Weg würde uns über den Hölzigweg führen – dieser war an manchen Stellen in der Tat „hölzig“, schon der Eingang versprach tiefe Spuren einer „Holzvollerntemaschine“ ( oder einfach Harvester ) und der Weg sollte nicht besser werden. Wir fanden einen Weg aus dem immer dichter werdenden Wald … weg und sahen uns alsbald auf dem Dorfbachweg wieder. Durch die letzten Ausläufer des Dorfbachgrunds erreichten wir den Niederen Hirschwaldweg, welcher uns noch einmal gute 100 Höhenmeter über einen reichlichen Kilometer hinauf in Richtung des Kleinen Pohlshorns geleitete.
Die letzten Meter der Wanderung legten wir durch die Brandheideschlüchte zurück – ein beherzter Schritt über den Saupsdorfer Bach trennte uns von Rainer’s Auto und ein wunderschöner Wandertag näherte sich so seinem Ende. Übrigens: Das Bächlein wies eine ungefähre Wassertemperatur von knapp 10 Grad auf 😉.
Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin