
Liebe Wanderfreunde,
wer in den letzten knapp zwei Jahren einen Blick in Erik’s Handschuhfach warf, fand neben allerlei Autoutensilien auch ein Glas Honig. Wofür man dies braucht ? Nun seid einiger Zeit spielte er mit dem Gedanken, den heiligen Berg der Tschechen, den Říp, zu besteigen. An diesem Wochenende war es dann endlich soweit …
Der Říp liegt linksseitig der Elbe südlich der Stadt Roudnice nad Labem, am Fuße des Dorfs Krabčice – unserem Startpunkt der Wanderung. Um auf den 456 Meter hohen Říp hinaufzukommen, bedurfte es zunächst einem leichten Anstieg – es blieb die Wahl zwischen einer sanft ansteigenden Betonstraße oder dem direkten Weg. Dreimal dürft ihr raten, für welchen Weg sich Erik entschied …
Richtig, es ging den direkten Weg hinauf und so überwanden wir in nichtmal 400 Metern etwa 150 Höhenmeter – noch einmal 80 Meter weniger, als während unserer Wanderung auf den Ještěd.
Der sagenumwobene Berg war lange Zeit ein katholischer Wallfahrtsort und wurde 1848 zur tschechisch-nationalen Gedenkstätte ernannt. Sagenumwoben ist der Berg in der Tat, denn im 12. Jahrhundert wurde erstmals die Figur des Čech durch die „Chronica Boemorum“ des Cosmas von Prag schriftlich erwähnt. Nach dieser ältesten und knappsten Fassung des Sagenstoffes kam der in der lateinischen Originalfassung Boemus genannte Anführer als Ältester einer Gruppe von Einwanderern unbekannter Herkunft auf der Suche nach neuen Wohnsitzen in das unbewohnte Land rund um den Berg Říp. Das Land war seit der Sintflut menschenleer und überaus geeignet zur Ansiedlung: Es ist das Land, in dem in Anspielung an das biblische Gelobte Land Milch und Honig fließen – diese Sage greift auch ein virtueller Geocache auf, der eigentliche Grund unserer Wanderung …
Nach der „Kronyka Czeská“ des Václav Hájek z Libočan langte Čech mit seinem Volk im Jahre 644 am Berge Říp an, wo er in einer Rede die Seinen überzeugte, in dem Land zu bleiben, welches euch gelobt ist, voller Wildes und Geflügels, überflüssig mit Honig und Milch, und wie ihr es selber sehet, zur Wohnung sehr angenehm und bequem, die Wasser ohne Mängel und sehr Fischreich.
In derselben Volksversammlung wurde das Land nach dem Volksführer genannt:
Dieweil du der Czech genennet wirst, so ist es billich, daß es des Czechen Land genennet werde. 649 hätte der Herzog Čech unter dem Berge Říp die Wälder niederhauen, und ihme daselbst ein nicht sehr hohes Haus bauen lassen, und demselben den Namen von seinem Sohne, welcher Klen geheissen, Klence gegeben. Die andern aber, und sonderlich die vornehmsten, haben von wegen der Gunst, die sie zu ihrem Fürsten, dem Czecho trugen, bei demselben Hause ihnen auch Häuser und Höfe gebauet.
So soll das erste Dorf der Tschechen in Böhmen entstanden sein. Nach seinem Tode im Alter von 86 Jahren ( so besagen es moderne Fassungen der Sage ), „sollen die Czechen neun Jahre ohne Vorsteher oder Herrn, dem die übrigen gehorcht hätten, gelebt haben“.
Nach knapp 8 Kilometern endete unsere Wanderung auch schon und wir fanden zurück zum Parkplatz.
Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin