Liebe Wanderfreunde,

verhinderte der im nass-kalte Mai so gut wie jede Wanderung innerhalb der Gruppe, trumpft der Juni gleich zu Beginn voll auf: Dienstag ging es ins Tiefental, heute auf den Gamrig und die Honigsteine, morgen über die Rahmhanke und am Wochenende steht noch eine letzte Erkundungswanderung für die Sächsischen Naturistentage an – für diejenigen, die nicht mit dem Schlauchboot fahren und stattdessen lieber wandern möchten. Ohhh und nächste Woche Montag ist noch eine Stiegentour geplant. Viel los und das schon zu Beginn des Monats …

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Wenn so viel los ist, wie findet man dann noch die Zeit, einen Wanderbericht zu schreiben ? Nun ganz einfach: Solche Arbeiten werden einfach ins Bett verlegt, da ist es auch viel bequemer – doch nun zur Wanderung.

Geplant war die Route zum Gamrig, mit anschließendem Ziel der Honigsteine. Mit Christian, Erik und Matthias bereits im vergangenen Jahr bewandert, fanden sich natürlich einige kleine Boni, doch dazu später mehr. Kurz vor 10 erreichten wir den Parkplatz am Füllhölzelweg – so gut gefüllt sahen wir ihn zu dieser Zeit selten und es stellte sich die Frage, ob beide Autos einen Platz finden würden. Für Christian kein Problem: Ein Smart bleibt trotz zahlreicher Änderungen über die Modelle hinweg klein und findet so eigentlich immer einen Platz. Ich nahm mir einen kurzen Moment und hielt sogleich das erste Foto des Tages auf der digitalen Filmrolle fest, während Christian auf die restlichen Wanderteilnehmer wartete. Als er am Eingang des Parkplatzes mit einem Motorradfahrer ins Gespräch kam, wusste ich zunächst nicht, was los war, doch es stellte sich heraus, dass es Holger aus Dresden war, der uns erstmalig 2017 und zuletzt 2018 auf einer Wanderung im Bielatal zur Wanderwoche begleitete.

Wenige Minuten später trafen Andrea und Roberto ein, zusätzlich saß auch noch Jürgen im Auto – somit waren wir dann zu sechst. Ohne großes Trara brachen wir recht schnell zur Wanderung auf, für Holgers Motorrad wurde ebenfalls ein sicherer Platz gefunden.

Zunächst ging es über den Füllhölzelweg, bis wir nach wenigen Metern auf die erste Abzweigung des Tages trafen: Es geht in den Wald hinein – zumindest, wenn der Wald vorhanden wäre, denn auch im Rathener Gebiet fand der Borkenkäfer genügend Fichten, die der Dürreperioden der letzten Jahre nicht gewachsen waren. Da wir uns in der Kernzone bewegen, beräumt der Sachsenforst nur die Wanderwege und belässt das Totholz abseits der Wege – frei nach dem Motto, dass die Natur ohne den Menschen sich selber helfen muss. Für uns ging es so die Stufen hinunter, bis wir wieder auf selbigen Weg trafen, der uns so durch den Mordgrund bis zum ersten Abzweig in Richtung Gamrig geleitete. Auf den ersten Metern der Wanderung vertieften wir uns so sehr in unsere Gespräche, hatten wir uns doch „ewig“ nicht mehr gesehen – speziell Jürgen aus der Lausitz oder auch eben Holger.

Vom Mordgrund wechselten wir in den Koppelsgrund und am Ende lernten Christian und Holger ein Sprichwort von Andreas kennen, welches ich auf den zahllosen Erkundungswanderungen für die Thüringer Naturistentage aufgeschnappt habe:

Im Zweifel immer bergan.

So sollte es also den Gamrigweg hinauf gehen, bis wir uns irgendwann am Fuße des Gamrigs einfanden. Auf dem Weg begegneten wir einer größeren Familie. Vom Plateau des Gamrigs trennten uns lediglich einige Stufen und so schnell wir oben waren, war auch das erste Panorama schon aufgenommen …

Roberto und ich begaben uns zur vordersten Aussicht, bevor wir die letzten Höhenmeter erklommen und so in Gruppe auf dem Gipfel standen. Neben dem obligatorischen Gruppenfoto nahmen wir uns auch für einen Schluck Wasser die Zeit, bevor es an den Abstieg ging.

Auf halber Höhe fragte ich unsere kleine Gruppe, ob sie Lust auf einen kleinen Abstecher in Richtung der Klettergipfel „Gamrigkegel“ und „Heidestein“ hätten – Holger, der recht selten wandert entgegnete nur, dass wir ihn zur Not ja tragen können, wenn er fix und fertig sei 😂. Na so schlimm wird es dann doch nicht und ehe ich mich versah war auch jeder den Stein am Gamrigkegel hinaufgeklettert. Vorbei ging es am Heidestein, bis wir wieder vor dem Geländer des Aufstiegs zum Gamrig standen – der begangene Weg war ein Kletterzugangspfad.

Am Ende des Aufstiegs, wollten wir auch der Gamrighöhle einen Besuch abstatten und es erwies sich als großen Vorteil, mit Jürgen einen ehemaligen Geologen dabei zu haben, der uns so Einiges zur Entstehung der Höhle vermitteln konnte:

Unter den überhängenden Felsen, egal ob Sandstein, Granit oder was auch immer, bildet sich nachts Tau und dieser löst die enthaltenen Salze bzw. verbindet sich mit Stickstoff zu Salpeter, zerstört das Gestein und damit wird die Höhle allmählich nach oben und nach hinten erweitert.

Über den Aspichgraben gelangten wir unaufhörlich zu den letzten Ausläufern von Kurort Rathen. Hier konnte Jürgen noch einmal aus den Vollen schöpfen, stellte Roberto doch die Frage, ob in Saphir auch Aluminiumoxid enthalten sei, weshalb er zu seiner typischen Blaufärbung komme. Jürgen war sich zunächst nicht sicher und meinte, dass „es so langsam entschwindet“. Aber ein kurzer Hinweis, dass man ja auch im Internet schauen könne, verriet, dass AL2O3 im technischen Bereich auch als Elektrokorund bezeichnet wird – Erik als ehemaliger Chemiker hätte das bestimmt auch gewusst, warf ich in die Diskussion ein.

Beinahe hätten wir so den Eingang zum Weg entlang des Feldes vor Rathen verpasst, doch ein kurzes „Hier Rechts“ und schon waren Christian und Holger wieder auf dem richtigen Weg. Es ging erneut den Hang hinauf – wobei hinauf … es war eher „doppeleben“ ( auch so ein Spruch von Andreas ). Wenn es hinauf geht, dann geht es bekanntlich auch wieder hinunter, damit dann der knackigere Anstieg folgen kann – so sollte es auch diesmal sein. Vorbei ging es an einem der schönsten Häuser der Stadt, dem „Füllhölzelweg, Nummer 9“. Vor Jahren wieder restauriert, erstrahlt das Gebäude mit seiner Holzfassade heute in neuem Glanz. Dazu ordentlich geschichtet natürlich auch einiges an Feuerholz, um die Wintermonate zu überstehen.

Es folgten die Serpentinen hinunter zum Wanderweg „Füllhölzelweg“, dieser wurde von unserer Gruppe ganz unterschiedlich erreicht: Andrea und Roberto entschieden sich für die Abkürzung und der Rest der Gruppe begab sich schlängelnd hinunter. Auf der anderen Seite betraten wir wieder den Wald, vorbei an einigen recht gut erhaltenen Steinen zum Bau, die Andrea und Jürgen für zu Schade erachteten, um sie einfach vor den Wald zu kippen, da diese sicherlich einiges an Wert haben. Tja der Container direkt daneben war wohl zu verlockend und das typische „Schutt abladen verboten“-Schild fehlte ebenfalls. Die Steine hinter uns liegend, ging es hinauf zum Talwächter. Da Christian, Holger und Roberto bereits einen kleinen Vorsprung hatten und ich verhindern wollte, dass sie falsch abbiegen, legte ich einen kurzen Zwischenspurt ein und war so auch etwas außer Puste, als ich oben ankam. Mit Blick auf den Mönch kam es so zu einer ungeplanten Pause. Es ging entlang des Feldes, stets unter den Augen des Mönchs, bis wir in den Wald abbogen und uns vor dem Talwächter wiederfanden.

Der Aufstieg war erstaunlich schnell gemeistert – sowohl Jürgen, als auch Holger und Andrea hatten keine nennenswerten Probleme und die von mir als wichtig erachtete Türangel im Stein war eher hinderlich, als nützlich. Roberto wäre nicht er selbst, wenn er während des Aufstiegs nicht nach Alternativen suchen würde und so vernahm ich eben wieder Andrea’s Altbekanntes: „Mein Mann wieder“ 😄. Doch es sind genau diese Alternativrouten, die manchmal besser zu begehen sind – in diesem Fall war dem allerdings nicht so. Doch der Talwächter ist ja auch ein Kletterstein und die Herausforderung wollte sich Roberto nicht nehmen lassen.

Andrea wusste zunächst nicht so recht, wie sie den letzten Aufstieg meistern sollte, doch für jedes Problem gibt es … richtig eine Lösung. So kletterte ich nochmal ein Stück hinunter und mit ein ganz klein wenig Hilfe näherte sich auch Andrea ihrer Pause. Da es am Talwächter auf einmal etwas windig wurde, überließ ich Christian, Holger, Jürgen und Roberto die Suche nach einem besseren Pausenplatz rund um den Kletterstein. Ich vernahm ein: „Hier passt es besser“ und konnte mir ungefähr vorstellen, welchen Pausenplatz die vier auserkoren hatten – mit Blick auf die Lokomotive. Es kam ja nur einer in Betracht. Andrea und ich hielten die Höhle im Talwächter gegenseitig auf digitalen Film fest – die eine mit Blick in Richtung Lokomotive und der andere mit Blick zur Elbe. Am Pausenplatz angekommen, genossen wir so nicht nur die Sonne, sondern, wie Roberto, den Ausblick auf die Lokomotive …

Die Zeit verflog und irgendwann brachen wir dann doch wieder auf. Der Weg vom Talwächter führte uns zu den Feldköpfen, auf denen grad einige Kletterer die Aussicht vom Gipfel genossen – erneut warf ich die Frage auf, warum es eigentlich keine Fotos von den Ausblicken gäbe, wir sollten dies jedoch im späteren Verlauf der Wanderung erfahren. Doch wie immer ging es von den Feldköpfen zurück, der Weg scharf links abbiegend wird jedes Mal übersehen und auch wenn wir den Weg dann fanden, standen wir am Lithostein mitten im Wald. Noch vor zwei Jahren konnten wir den bekannten Weg begehen, inzwischen schien es eine Alternative in den Saugrund zu geben, die im Wald ausgewiesen, aber noch nicht auf der Online-Karte eingetragen war. Es ging über einige Bäume und während Christian die Fichten mit Borkenkäferbefall zählte, entgegnete ich nur:

Wenn der Nationalpark jedes Mal einen Euro für das Wort bekäme, wäre dieser steinreich.

Den Saugrund erreicht, ging es erneut hinauf und über viele Stufen erreichten wir so die nächste Kletterpassage, welche uns in Richtung der Honigsteine führt. Auf unserem Weg hielt ich so einmal Holger beim Aufstieg fest, wenig später bekam dann auch Roberto die Chance auf meinem „Film“ zu landen …

Die letzte Klettereinlage des Weges folgte am Maiturm, gefolgt von einem Weg, der mir sehr gut in Erinnerung geblieben ist, krallte sich doch Pascal zur Wanderwoche 2016 so fest an meinen Arm und hielt sich an den Büschen fest. Nix für Leute mit Höhenangst und auch Holger testete so seine Grenzen aus. Meinem Arm wurde heute aber mal nicht das Blut abgeschnürt und Holger leistete den Weg mit Bravur – am Ende fanden wir uns so auf dem Honigsteinplateau wieder, vorbei ging es an dem namhaften Kletterstein „Imker“ in Richtung des „Honigstein“ und der angrenzenden „Honigsteinnadel“. Zusammen mit Matthias erklommen wir zum Bonus der Sächsischen Naturistentage des vergangenen Jahres den Honigstein, das Gipfelbuch auf der Honigsteinnadel blieb zu diesem Zeitpunkt von uns noch unangetastet. Erst später fand sich dank einiger Recherche im Internet die Lösung, ans Gipfelbuch zu gelangen – sie war denkbar einfach. Stichwort: „Überfall“ … oder man macht einfach einen großen Schritt.

Ich stellte unsere Gruppe vor die Frage, ob wir dem Honigstein über den Kletterweg „Alter Weg“ einen Besuch abstatten wollen und bis auf Holger stimmten dem alle zu. Ausgegangen von 20 Minuten, durfte Holger jedoch eine knappe halbe Stunde allein verbringen. Der Abstieg nahm dann doch etwas mehr Zeit in Anspruch, was aber auch nicht verwunderlich ist, denn man sieht eben doch einige Stellen besser, wenn es hinauf geht. Als ich mit Matthias den Rückweg antrat, war der letzte Abstieg noch der Schwierigste, heute stellte dieser kein Problem dar. Roberto indes zeigte mir, wie einfach man zum Gipfelbuch auf der Honigsteinnadel kommt, also ging es auch für mich mit einem großen Schritt hinüber und ich verstand, wieso es keine Fotos von den Gipfelaussichten gibt: Würde jemand allen Ernstes sich von seinem iPhone oder seiner Spiegelreflexkamera stören lassen ? Diese Freiheit und Schönheit will man in so einem Moment einfach nur genießen.

Am Ende durften wir uns ins Gipfelbuch mit dem Wegkürzel „AW“ ( für „Alter Weg“ ) verewigen. Dies war zugleich für Roberto und mich das erste signierte Gipfelbuch.

Wie kamen wir dazu ?

Die Sendung „Biwak – Berge. Menschen. Abenteuer“ des Mitteldeutschen Rundfunks war daran nicht ganz unschuldig, denn Thorsten Kutschke meinte, dass man als „geübter Wanderer den Gipfel erreichen könne“. Seit einigen Jahren steht so der Wunsch auf der Liste, der heute nun endlich in Erfüllung ging 😍. Holger indes wartete auf uns und so traten wir nach wenigen Minuten den Rückweg an, dieser war stellenweise eine kleine Herausforderung, konnte jedoch durch die gegenseitige Hilfe aller Beteiligten gemeistert werden. Getreu dem Bergsteiger-Sprichwort:

Am Berg entscheidet sich, wer dein Freund ist.

Wieder am Fuße des Honigsteins angekommen, begaben wir uns in Richtung des Lamms und der Lokomotive. Es wurde Zeit für die letzte Pause des Tages und diese genossen wir auch. Jürgen sogar so sehr, dass wir ein leichtes Schnarchen vernahmen 😴. Zu Beginn der Pause entstand dann noch ein Foto mit Blick auf den Klettergipfel „Bienenkorb“ gegenüber von unserer Aussicht …

Das war es dann auch schon mit den Highlights unserer Wanderung. Der Rückweg war nicht sonderlich spektakulär und es ging von der Lokomotive bergab in Richtung des Pionierweges, bis dieser in den Knotenweg und den Füllhölzelweg überging. Während der gesamten Wanderjng entdeckten wir natürlich auch zum Leidwesen der Tier- und Pflanzenwelt im Nationalpark reichlich Müll. Angefangen mit Glasscherben jeder Farbe, bis hin zu einer Büchse Sardinen. Sowas gehört einfach nicht in den Wald !

Uns als naturverbundene Wanderer liegt es natürlich am Herzen uns nicht nur darüber zu beschweren, sondern diesen Müll auch aus dem Wald zu entfernen. Unser Ziel ist es somit nicht nur für den Naturismus zu werben, sondern generell eine gesündere Einstellung zur Natur zu vermitteln.

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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