Liebe Wanderfreunde,

wenn Andreas zu einer Erkundungswanderung lädt, können wir uns einem sicher sein: Es gibt einige Höhenmeter zu bewältigen – nicht anders sollte es auf unserer heutigen Wanderung mit Ziel Brocken sein. Wer den Brocken kennt, der weiß, dass es keinen einfachen Weg auf sein 1.141 Meter hochgelegenes Plateau gibt …

Doch beginnen wir – wie üblich – am Start unserer Wanderung. Diesmal keine leichte Aufgabe. Allein die Anreise stellte mich vor einige Umwege und Herausforderungen und so ging es bereits Freitagnachmittag zunächst zu Erik nach Leipzig, bevor am Sonnabend der Weg in Richtung Geitersdorf in Thüringen ( gern auch von Erik als „Ende der Welt“ bezeichnet ) fortgesetzt wurde. Der Sonnabend wollte genutzt werden, um einigen Gastronomen etwas Gutes zu tun, die wir am Ende der einzelnen Wanderungen zu den Thüringer Naturistentagen besuchten. Sonntag, ja Sonntag war es dann endlich so weit und wir konnten uns in Richtung Brocken begeben – mit einem erneuten kleinen Umweg, denn Harald wollte noch in seinem Heimatort eingesammelt werden. Von da aus ging es aber dann auf schnellstem Weg in Richtung Schierke.

Bei strahlendem Sonnenschein und der Hoffnung, dass der Brocken heute doch nicht im Nebel liegt, brachen wir am Bahnhof Schierke auf. Der erste Teil des Weges führte uns an den Gleisen der Brockenbahn entlang, bis wir nach gut einem Kilometer die geschotterte Straße hinter uns ließen und es auf dem Pfarrstieg den Ahrensklinterhäu hinab ging. Andreas versprach nicht zu wenig, als er im Vorfeld sagte, dass die Wanderung einige Höhenmeter ( und dafür auch grandiose Aussichten ) zu bieten hat. Wie auch in der Sächsischen Schweiz, haben die Dürrejahre der Vergangenheit, der Borkenkäfer und die Stürme zahlreiche Bäume entwurzelt und somit für reichlich Schäden im Wald gesorgt. Der Pfarrstieg wurde zwar bereits vom Totholz befreit, doch bleibt nun statt eines Waldes freie Fläche zurück – auf dass in einigen Jahren neuen Bäumen ein anderes Schicksal ereilt.

Vom Pfarrstieg ging es nun allmählich wieder den Hang hinauf – das erste Ziel der Wanderung sollte die Haifischklippe sein. Bereits als ich das erste Mal davon las, dachte ich mir, dass hier jemand aber sehr viel Fantasie gehabt haben müsste, aber als wir dann letztendlich an genannter Klippe ankamen … nun sowohl Mutter Natur, als auch mancher Wanderer haben sich hier einen Spaß erlaubt 😂 …

Wir kreuzten auf unserem Weg immer wieder kleine Wasserläufe, die links und rechts des Pfades entsprangen. Am Ende des Edelmannshäuwegs angekommen, standen wir vor der Frage, ob wir direkt auf den Eckerlochstieg abbiegen sollten. Andreas entschied sich jedoch dagegen, da zahlreiche umgestürzte Bäume den Pfad entlang der Brockenstraße blockierten. So ging es für wenige Meter über die asphaltierte Brockenstraße, bis wir letztendlich am eigentlichen Eckerlochstieg ankamen – wieder war der Weg gesperrt, doch am Wochenende schien sich niemand so richtig drum zu kümmern und so wagten neben zahllosen Textilwanderern auch drei Nacktwanderer den Aufstieg.

Unweit des Zugangs zum „schwierigen Wanderweg“ ( so stand es auf einem Wegweiser geschrieben ), wurde es Zeit, zu testen, wie kalt das Wasser des Schwarzen Schluftwassers denn sei – Harald machte, als passionierter Eisbader, den Anfang, wenig später folgte ihm auch Andreas. Ich wollte meine Schuhe nicht erst ausziehen, da ich dachte, dass dies nur eine kurze Badepause werden würde – ich wurde zwar eines besseren belehrt, aber versucht mal mit nassen Füßen in Socken reinzukommen und ein Handtuch hilft da manchmal auch nicht viel 😕. Während Harald sein Bad nahm, entschied ich mich dies auf Film festzuhalten …

Doch genug gebadet – ein Zug wartet schließlich nicht und während diese Zeilen entstehen, befinde ich mich bereits im Zug nach Dresden.

Während unserer Wanderung sollten wir nicht nur einmal die Gleise der Harzer Schmalspurbahn kreuzen, wenige Meter vor der Stempelstelle Nummer 11 für die Harzer Wandernadel, war es erneut soweit. Andreas begab sich in Richtung Stempelstelle und ich schaute mir die Reste des Winters an – der letzte Schnee auf dem Brocken fiel vergangenen Montag und Dienstag ( an einem dieser beiden Tage war die Wanderung ursprünglich geplant ).

Wie sich wohl ein Schneeengel im Harz anfühlt ?

Auf jeden Fall nicht ganz so kalt, wie auf einer Wanderung in den Schrammsteinen im Februar 😂. Belohnt wurde ich dafür aber auch mit reichlich Dreck am Rücken, denn der Schnee war alles andere als sauber, dafür aber eine willkommene Abkühlung. Sogleich kam auch Andreas zurück und wir konnten unsere Wanderung nach kurzer Rast fortsetzen, es standen ja noch einige Höhenmeter an und der interessanteste Teil des Eckerlochstieges noch bevor.

Von Erik bereits erwähnt, sollten sich auf dem Stieg auch Steine von einem Meter Höhe finden, über die es einen Weg zu finden galt – ich wurde in dieser Beziehung etwas enttäuscht, denn derartige Steine fanden sich auf dem Weg ( leider ) nicht, dafür um so mehr umgefallene Bäume. Überhaupt bewegten wir uns während des ganzen Weges über den Eckerlochstieg in einem toten Wald, welcher seinen ganz eigenen Reiz versprach: Silberne Bäume sieht man schließlich auch nicht immer, die Sonne half hier natürlich auch ein wenig. Doch bevor dieses einzigartige Naturschauspiel fotografiert wurde, entschied ich mich erst einmal einen Teil des Weges auf digitalen Film zu bannen …

Nebenbei sei erwähnt, dass der Eckerlochstieg die ganze Zeit entlang eines Wasserlaufs führte – wenn ihr unbedingt Schuhe tragt, sollten diese bis zu einer bestimmten Höhe wasserdicht sein. Dies galt es auch einmal für meine Schuhe herauszufinden: Sieben Zentimeter stellen kein Problem dar, wessen Schuhe nicht ganz so wasserdicht sind, kann natürlich auch von Stein zu Stein hüpfen oder einfach die Schuhe ausziehen 😄. Letzteres schränkt jedoch die Beweglichkeit arg ein, da dieser Stieg eben auch über Granit verläuft, wie über umgestürzte Bäume. Für mich war dieser Stieg jedoch nicht sonderlich schwerer, als zum Beispiel die Wilde Hölle in Richtung Carolafelsen in unserer Heimat.

Das Ende des Eckerlochstiegs erreicht, fanden wir uns auf der Brockenstraße wieder – in mitten von zahllosen Textilwanderern. Andreas‘ Entschluss stand fest: Ein Großteil der Wanderer hat uns bereits gesehen, da wäre es Unfug die Klamotten aus dem Rucksack zu holen, auch weil der angekündigte Wind in seiner Intensität ( noch ) kein Problem darstellte. Kurz nach der Knochenbrecherkurve ( es bliebe die Frage, wie diese Kurve zu ihrem Namen kam ), zog der Wind dann doch etwas mehr auf und Harald kramte die Klamotten aus dem Rucksack heraus – da er schon Probleme mit der Lunge hat, muss es ja nicht schlimmer werden, speziell in Zeiten von COVID-19.

Andreas und ich blieben eisern und so trotzten wir den Böen, die bis zu 75 Kilometer pro Stunde versprachen. Nach etwas mehr als einem Kilometer und gut 100 Höhenmetern ( diese kamen einem aber nun wirklich nicht so vor ), standen wir auf dem Brocken. Bei bestem Wetter. Wenn man sich überlegt, dass der Brocken rund 306 Tage im Nebel liegt, konnten wir uns wirklich glücklich schätzen, denn die Sicht war einfach … erstaunlich. Bisher war ich zweimal auf dem Brocken und beim ersten Mal fragte ich mich noch, dass doch irgendwo ein Haus auf dem Brocken stünde … am Endbahnhof der Brockenbahn war damals davon nichts zu sehen ( mal abgesehen vom Bahnhofshäuschen ), erst beherzte 10 Meter weiter in Richtung Plateau könnte man die ersten zwei bis drei Etagen des Gebäudes erkennen 😄. Ja der Nebel … hat heute Pause …

Auf dem Plateau angekommen, war es nicht verwunderlich, dass wir die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf uns zogen, darunter auch einem Reporter der Deutschen Presse-Agentur – kurz dpa ( in Eigenschreibweise ). Zunächst fragte er nur nach einem Foto, wenig später hakten wir dann einfach nach, in welche Zeitung wir den kommen würden. Wir fanden heraus, dass die dpa ihre Artikel dabei an diverse Zeitungen und Zeitschriften verkauft – mit der Bitte, diese nicht an das Blatt mit den vier großen Buchstaben zu veräußern, da wir in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht haben. Wir standen ihm Rede und Antwort, wie auch einige Textilwanderer, die bereit waren, ihre Sicht auf Nacktheit und FKK kund zu tun. Wir wurden dabei auch immer wieder von – vornehmlich älteren – Wanderern angesprochen, die der Offenheit zu DDR-Zeiten ein wenig nachtrauern. Gerade im Bereich FKK, waren die „Ossis“ eben etwas weniger verklemmt, bekamen wir so eben auch zu hören. Ich entgegnete, dass wir während der Naturistentage in Sachsen und Thüringen viele Wanderer aus den alten Bundesländern begrüßen können und vielmals die Werbung ein Schönheitsideal bewirbt, was nicht existiert.

Doch genug geschwafelt … Ziel sollte schließlich ein Geocache sein, der nach einiger Suche etwas abseits vom Plateau gefunden werden konnte. Wer hätte gedacht, was die Amerikaner hier so alles liegen lassen würden ? Eine Munitionskiste für Magazine des M16A2. Harald konnte diesmal mit seinem Wissen nicht punkten, da er sich nicht beim „Klassenfeind“ auskenne. Praktisch, dass ich mich jahrelang damit beschäftigen durfte. So kann an das Sturmgewehr M16A2 unteranderem der Granatwerfer M203 montiert werden. So schnell die Kiste gefunden wurde, verschwand sie samt Logbuch wieder im Wald …

Hab ich schon erwähnt, dass die Sicht erstaunlich war ? Nicht, dann überzeugt euch doch einfach selbst 😄 …

Wenig später, gelangten wir bei unserem Weg um das Plateau herum an eine Aussicht, auf der dann noch ein Foto von Andreas und mir mit Blick in Richtung Niedersachsen entstand …

Wir entschlossen uns, einen etwas anderen Weg zu nehmen, so dass wir nicht noch einmal hinauf aufs Plateau mussten, ein kurzer Abstecher zur Stempelstelle und wir fanden uns auf dem Weg unterhalb des Textilwander-Magneten wieder. Auf unserem Weg lief ein freudestrahlender Reporter der dpa hinter uns her – eine letzte Bitte hatte er noch, so sollten Andreas oder ich ihm für ein Interview zur Verfügung stehen. Gesagt getan und so meinte Andreas, dass ich dieser Aufgabe besser gewachsen sei.

Irgendwann wollte ich aber dann doch meinen Zug erreichen und so begaben wir uns zurück zur Brockenstraße und der Knochenbrecherkurve, bis wir wieder am Eingang des Eckerlochstieges ankamen. Selbiger Weg, der uns zum Brocken führte, sollte es auch sein, der zum Abstieg verhalf. Im Verlauf des Abstiegs nahmen wir sicherlich einen anderen Weg – getreu dem Motto: Viele Wege führen nach Rom. Beim Abstieg merkte ich dann aber doch, dass es keine gute Idee war, die Mütze Zuhause zu lassen, so verspürte ich einen leichten Sonnenstich – das letzte Wasser neigte sich dem Ende, doch Andreas half mir mit einem ISO-Drink aus, die er auf jeder Wanderung mit sich führt. Jedenfalls versuchte ich ab dann so gut es ging der Sonne aus dem Weg zu gehen und blieb auch in der Nähe des Wassers.

Das letzte Stück des Weges führte uns entlang der Gleise der Harzer Schmalspurbahn, bis wir wieder am Parkplatz ankommen sollten, vergingen jedoch noch gute fünf Kilometer, die über eine sehr gut geschotterte Straße führten. Es empfiehlt sich als Barfußwanderer auf jeden Fall die Notfallschuhe parat zu haben.

Abschließend kann ich nur sagen, dass ich mich mit jeder Erkundungswanderung mehr und mehr auf die diesjährige Ausgabe der Thüringer Naturistentage freue.

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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