Liebe Wanderfreunde,

endlich ist der lange Winter vorbei ( obwohl uns dieser mit reichlich wunderschönen Fotos beschenkt hat ). Endlich können wir die dicken Klamotten wieder im Schrank verstauen und in die Wandersaison starten …

Wie üblich sollten wir an der Schweizermühle starten, dieses Jahr gar nicht so einfach, war doch der direkte Weg ins Bielatal versperrt – die in den vergangenen Jahren verengte Brücke soll in diesem Jahr nun endlich modernisiert werden, so dass auch bald wieder ein beidseitiger Verkehr möglich wird. Mit Umweg über Rosenthal ging es zum Wanderstartpunkt und wir stellten schnell fest, dass nicht jede Gemeinde die Parkgebühren zum Start der Saison anhob. Nach der obligatorischen Begrüßung verschwand ein Teil der Klamotten in unseren Autos, um wenig später mit der Wanderung zu beginnen … noch schnell die Uhr aufgezogen und los kann es gehen.

Andrea und Roberto entschieden sich bereits am Auto, ihre Schuhe auszuziehen, nachdem ich die ersten Meter des schlammigen Weges noch in Sandalen bewältigte, entschied ich mich früh im Lauf der Wanderung diese ebenfalls lieber durch die Gegend zu tragen. Christian unterdessen behielt seine Schuhe an und bereits auf den ersten hundert Metern der Wanderung verschwanden auch die Shirts und weniger später der Rest der Klamotten in unseren Rucksäcken.

Wie üblich entschieden wir uns für den Weg über die Sophienquelle – es sollte also der „schwierigere“ Aufstieg zum Nachbar gewählt werden. Kurz darauf fanden wir uns auch schon an jener Aussicht mit Blick auf unsere Autos und ein Detail, was bisher irgendwie nie so richtig wahrgenommen wurde …

Ist Liebe nicht etwas Wunderbares 😍 ?

Bereits am Nachbar spürten wir, dass dieser Tag ideal für eine erste Nacktwanderung sein sollte – auch wenn der Wind immer wieder auf seine Anwesenheit hinweisen wollte, der Sonne konnte er nicht Paroli bieten. Am Nachbar vertieften wir uns in erste Gespräche, die Aussicht konnten wir dennoch genießen. Von diesem Aussichtspunkt ging es durch die nahe Höhle, durch eine enge Schlucht und ein wenig den Berg hinauf, bis wir uns auf einem Pfad wiederfanden, der seit einigen Jahren zum Forststeig zählt. Wie es sich gehört, hat der Förster auch reichlich von seinen Maschinen Gebrauch gemacht – Schuld waren die Stürme der vergangenen Jahre, die immer wieder für reichlich Windbruch sorgten.

Große Schäden verlangen nach einem Neuanfang und so steht die neue Generation von Nadelbäumen und vereinzelten Laubbäumen schon Spalier und wartet nur auf die heutigen Sonnenstrahlen. Da man als Barfußwanderer eher auf den Boden unter einen fixiert ist, war es auch nicht verwunderlich, dass wir plötzlich mitten im Wald standen. Ja wo war denn der Weg hin ? Andrea wies Roberto und mich drauf hin, dass dieser gut einen Meter hinter uns in Richtung des Hauptweges abbog. Also ging es auf den gut geschotterten Hauptweg, der in Folge der Sturmschäden vom Jahr 2017 ausgebaut wurde.

Wie üblich, war es auch geplant, dem Sachsenstein einen Besuch abzustatten, doch nachdem wir sahen, dass reichlich Andrang an dieser Aussicht herrschte, entschieden wir uns lieber wieder für unseren geschotterten Weg, um weiter in Richtung Johanniswacht zu gelangen. Für einen Wochentag war es im Bielatal recht voll, Andrea verwies etwas später auf die nahenden Ostertage.

Selbst an der Johanniswacht waren einige Kletterer gerade dabei ihr Lager auf zuschlagen und einige Wanderer waren gerade dabei ihr Lunch-Paket zu verdrücken. Einem neugierigen Wanderer erklärte ich kurz etwas zu den umliegenden Höhepunkten des Bielatals, wie dem Großvaterstuhl, den Herkulessäulen oder auch der Kaiser-Wilhelm-Feste – alles auch unsere Ziele des heutigen Tages. Bevor wir uns jedoch komplett verquatschen, entschieden wir uns zum Abstieg in Richtung Ottomühle. Durch die engen Schluchten stießen wir auf die letzten Überbleibsel des Winters – natürlich entstanden hier einige Fotos, von denen wir euch eins nicht vorenthalten wollen …

Zurück auf der Straße in Richtung der Ottomühle erblickten wir immer wieder die Reste des Winters auf jenem zugehörigen Parkplatz. Bevor wir uns zum Aufstieg des Großvaterstuhls begaben, wurde es erstmal Zeit für eine Stärkung, nebenbei fanden wir heraus, dass man eine Cola nicht nur zum Trinken, sondern auch als Putzmittel verwenden kann – verantwortlich ist die enthaltene Phosphorsäure.

Wieder was gelernt !

Auf dem Weg zum Großvaterstuhl kamen uns nicht nur Radfahrer entgegen, sondern auch einige Wanderer. Zähne zusammenbeißen mussten wir dann aber, als es über den Schotter zum nächsten Aussichtspunkt der Wanderung ging – keine einfache Sache für Andrea und mich, während Roberto mit Christian vorweg lief. Am Großvaterstuhl wurden dann die Erdbeeren in die Münder Mitwanderer verteilt, bei reichlich Sonne genossen wir so unsere ausgedehnte Mittagspause. Als es allerdings an der Zeit war wieder aufzubrechen, verquatschte ich mich erneut mit Andrea 😂. 14 Minuten nach Ankündigung ging es somit erst weiter … um nach nicht einmal einer weiteren Viertel Stunde Pause auf der Bank am Rand des Feldes zu machen. Die Sonne lud aber auch einfach dazu ein, ihre Wärme zu genießen – Ostern verspricht leider kein Wanderwetter …

Der nächste Aussichtspunkt – und die damit verbundene Pause – ließ jedoch schon auf sich warten: Der Kanzelstein …

Doch bevor wir den Kanzelstein erreichen würden, erblickten wir eine Wetterfahne – nach so langer Zeit kann es schonmal passieren, dass man vergisst, wo die Wetterfahnenaussicht liegt. Andrea und ich entschieden uns einem Kletterzugangspfad zu folgen, bis wir uns gegenüber jener Fahne fanden – jedoch bekommen nur Kletterer diese näher zu Gesicht. Für uns war in gut 15 Metern Entfernung Schluss und wir kehrten nach kurzer Fotosession wieder zu Christian und Roberto zurück. Nun sollte es aber wirklich zum Kanzelstein gehen.

Von dieser Aussicht mit Blick ins Bielatal, liefen wir den Weg weiter in Richtung der Herkulessäulen. Bereits ein Stück vor diesen beiden Klettergipfeln konnten wir eine Gruppe Kletterer beim Aufstieg beobachten. Diese Gruppe wurde durch weitere Kletterer an den umliegenden Gipfeln ergänzt, das gute Wetter lockte eben nicht nur vier Nacktwanderer raus in die Natur …

Durch die nächste Höhle und die Felsengasse hindurch fanden wir uns wenige Minuten später schon an der Kaiser-Wilhelm-Feste wieder. Und wieder einmal erfuhren wir, dass manche Menschen die einfachsten Regeln im Wald nicht kennen: Offenes Feuer oder das Rauchen von Zigaretten ist in allen Wäldern Deutschlands verboten. Ein junges Paar versuchte zunächst zu beschwichtigen und wollte daraufhin kontern, dass Nacktheit in der Zivilisation ja nicht erlaubt sei. Ich stieg darauf gar nicht erst ein, war mir doch die Sicherheit der Feuerwehrleute und den Mitarbeitern der Bergwacht wichtiger, denn ein Feuer im Nationalpark bedroht nicht nur Pflanzen und Tiere, sondern auch die Menschen, die in diesem schwierigen Gelände Glutnester bis in die tiefsten Schluchten aufspüren und bekämpfen müssen.

Der Umgang mit offenem Feuer im Wald ist unabhängig von den ausgegebenen Waldbrandgefahrenstufen ganzjährig verboten. Damit sind das Rauchen, das Grillen, das Zünden von Lagerfeuern oder die Inbetriebnahme von Himmelslaternen generell untersagt. Grundlage dafür ist das Waldgesetz für den Freistaat Sachsen ( § 15 SächsWaldG ). Zuwiderhandlungen stellen Ordnungswidrigkeiten dar und werden mit Bußgeldern durch die unteren Forstbehörden der Landkreise und Kreisfreien Städte geahndet.

Zuwiderhandlungen können mit einer Strafe von bis zu 1.000€ bestraft werden, inzwischen kommt es auch nicht selten vor, dass der Einsatz von Feuerwehr und Bergwacht vom Schuldigen ebenfalls getragen werden soll.

Die Kaiser-Wilhelm-Feste bleibt dennoch ein Highlight der Wanderung, schon allein der Text auf der Tafel zur Entstehungsgeschichte ließt sich wie folgt:

Diese künstliche Bastion wurde von dem Rosenthaler Baumeister J. G. Kaiser entsprechend dem Zeitgeschmack im Jahre 1880 errichtet.

Als Kuriosum gilt die Entstehungsgeschichte – so soll die Idee zum Bau einer bierseeligen Stammtischwette entsprungen sein.

Bevor es endgültig in Richtung des Abstiegs ging, entschieden wir uns noch an einem der zwei alten Türme vorbeizuschauen – es ist eben der, der sich auch auf dem Weg befindet 😄. Und wie durch ein Wunder, fand sich ein neuer Bewohner in jenem Turm, der einst von einem reichen Villenbesitzer als Spielplatz für seine Kinder errichtet wurde. Roberto dachte, dass er dann auch einen vernünftigen Platz bekommen sollte und so wanderte der kleine Kerl vom Fenster in ein Balkenlager, von dem aus er alle Wanderer, die seinen Turm betreten, im Blick hat. Unser Weg indes verlief in Richtung der Schweizermühle, bevor wir der Straße den Hang hinauf folgten. Es stand ja schließlich noch ein Besuch des Rosengartens an.

Allmählich neigte sich auch die Sonne in Richtung Westen und wir bekamen den März zu spüren, doch bis es soweit war, sollten wir noch die richtige Wetterfahnenaussicht erreichen. Wir entschieden uns erneut für eine kurze Pause, um die Lunch-Pakete zu leeren. Auf dem Weg zurück zum Auto entschieden wir uns, den Gedächtnishain nicht zu besuchen, war es doch in diesem Talkessel immer etwas kühler. So standen wir weniger später auf dem Berthablick – einem Aussichtspunkt mit direktem Blick auf die Schweizermühle, den Parkplatz und die Biela, dem Fluss, der dem Tal seinen Namen gab. Von hier aus war es ( im wahrsten Sinn des Wortes ) nur noch ein Steinwurf bis zu unseren Autos, so dass der Weg auch schnell gemeistert wurde.

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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