Liebe Wanderfreunde,

bereits seit mehreren Monaten beschäftigte mich die Frage, ob der Talwächter in der Nähe zum Amselgrund einen Durchgang für Wanderer ermöglicht oder ob die – nur von weitem gesehene – „Höhle“ nur eine optische Täuschung sein sollte. Zur ( wahrscheinlich ) letzten textilfreien Wanderung des Jahres 2019, sollten wir dieser Frage auf den Grund gehen.

Doch zunächst sollte unsere Anreise geklärt werden, so starteten wir mit leichter Verspätung kurz nach 10 Uhr vom Markplatz in Stadt Wehlen, welche wir mit dem Rad oder mit dem Zug erreichten. Christian aus Dresden entschied sich dem Verkehrsverbund Oberelbe etwas Gutes zu tun und die Hinweise in der aktuellen S-Bahn-Takt zu ignorieren und zusätzlich zu seiner Fahrkarte noch einmal ein Ticket für die Fähre zu lösen. Dabei war eine Fahrt auf der Fähre bereits in seinem ersten Ticket enthalten – ein Problem für die Mitarbeiter des VVO, kennen doch viele nicht die Verkehrsmittel, die in einer Fahrkarte enthalten sind. Drum nochmal in Kürze: Ein Ticket, alles fahren …

Nach dieser kurzen Aufklärung, brachen wir zur Wanderung auf, welche uns zunächst einige hundert Meter entlang der Elbe durch Stadt Wehlen führen sollte, bevor wir den Schwarzberggrund hinauf steigen sollten. Am Fuße jenen Grundes, entschieden wir uns, die lästigen Klamotten in den Rucksack zu verstauen – was gar nicht so einfach war, denn eine Radtour mit kurzer Hose ist inzwischen für meine Verhältnisse etwas grenzwertig und krank werden möchte ich nun auch nicht. Da hatten es Andreas, Siggi und Manne etwas einfacher ihre wenigen Klamotten zu verstauen.

Vom Schwarzberggrund folgten wir dem Haldenweg durch das herbstliche Blätterdach, am Eingang des Griesgrunds vorbei, bis wir knapp 300 Meter später den Eingang zum Hirschgrund erblickten – Andreas wollte hier zunächst noch weiter in Richtung des Hirschgrundes laufen, bis ich ihn darauf aufmerksam machte, dass wir unser Ziel bereits erreicht hatten. Im Hirschgrund sollte es steil hinauf gehen, nachdem wir die ersten Meter am Sandstein erklommen und uns eine kleine Pause gegönnt wurde, sollte es nach wenigen Augenblicken in der Nähe zum Schergen durch eine Spalte gehen, die von Jahr zu Jahr mit Laub aufgefüllt wird. Nichtsdestotrotz erreichten wir nach dieser ersten kleinen Herausforderung die Aussicht über dem Hirschgrund, mit Blick auf Stadt Wehlen und Kurort Rathen – hin und wieder erblickten wir dabei auch die „Zugspitze“ … nicht die in den Alpen, sondern die Spitze der Baureihen 143 ( S1, Schöna – Meißen Triebischtal ) und 193 ( ČD Cargo ) 🚂.

Nach einer kleinen Verschnaufpause, die von dem ein oder anderen Mitwanderer zur kurzen Verpflegungspause genutzt wurde, ging es anschließend zum Wartturm, an dem sich einige Kletterer für den Aufstieg vorbereiteten. Natürlich wurde der Fuß des Wartturm genutzt, um unseren Mitwanderern ( allen voran Christian und Manne, welche die Rahmhanke noch nicht kannten ) die gewaltige Abbruchkante des Wartturms zu zeigen. Im November 2000 stürzte etwa ein Drittel bzw. 800 Tonnen des Steins und dessen Teile etwa 50 bis 75 Meter in die Tiefe. Was nur wenige wissen: Unterhalb des Wartturms nächtigte zu dieser Zeit ein Wanderer in einer kleinen Hütte – wie durch ein Wunder ist ihm nix passiert …

Der Wartturm gilt zugleich auch als Startpunkt für die Rahmhanke. Doch bevor wir uns der Rahmhanke nähern sollten, entschieden wir uns zu einem kurzen Besuch der Vehmhöhle, in der fast am Ende der Höhle eine Inschrift von 1616 zu finden ist. In den Tiefen des Internets fand sich sogar manch interessante Geschichte zur Vehmhöhle:

Der Name „Vehm“ leitet sich vom Wort „einfehmen“ ab. Es handelt sich um eine frühe Art der Waldnutzung. Hierzu trieb man die Schweine in den Wald, um sich mit Bucheckern- oder Eicheln reichlich Speck anzufressen.

Da auch im Gebiet der Vehmhöhle viele Eichen stehen, ist anzunehmen, dass man die Schweine in früheren Zeiten hierher trieb, und der dabei entdeckten Höhle ihren Namen gab. Den Einmeißelungen an den Felswänden nach zu urteilen, war die Höhle, wie viele andere in der Sächsischen Schweiz, häufig Zufluchtsstätte für die Dorfbewohner in Kriegszeiten.

Von der Vehmhöhle ging es für uns in Richtung der Schlüsselstelle, an der sich Andreas erstmalig dazu entschied, einen der oberen Wege zu nehmen, nachdem ihm die Textilwanderer zu lang brauchten, um hinunter und wenige Meter später wieder hinauf zu klettern. Da der Rest der Gruppe nicht ganz so sehr in Eile war, kletterte ich hinunter und zeigte zunächst Christian, wo er hintreten und sich festhalten müsse, ihm folgten Manne und Siggi. Für Wolfgang stellte diese kleine Stelle kein Problem dar, dennoch bot ich ihm meine Hilfe an, was er dankend ablehnte.

Inzwischen wurde es Zeit für eine erste Mittagspause, so dass wir uns wenige Meter nach der Schlüsselstelle entschieden diese Pause einzulegen. Bei leckeren Schnitzeln und „Senfgurke“ ( also Gurke mit Senf 😄 ), genossen wir so den Blick auf Kurort Rathen und die Sonne.

Doch jede Pause kennt einmal ihr Ende und so führte uns der schmale Weg entlang des Felsbandes, unterhalb der Bastei. Hin und wieder erblickten wir die Touristen, wie sie auf der Basteiaussicht oder dem Kanapee die Weite der Landschaft mit ihren Augen erkundeten, während wir uns mit Händen und Füßen dieser Weite näherten. Ziel war es diesmal, die schwierigen Stellen der Rahmhanke auf Film festzuhalten, so dass ich mich vielmehr unseren Wanderfreunden, als den Landschaftsaufnahmen hingab …

Da Christian die Sächsische Schweiz bisher nur in ungefährlichem Gelände kannte – siehe die Häntzschelstiege – war dies für ihn eine gänzlich neue Erfahrung, die er auch nicht bereut hat. Für Manne war diese Herausforderung kein Problem, ebenso für alle Beteiligten, so dass wir ohne Probleme in Richtung des Tiedgesteins vordrangen. Der Tiedgestein stellt zugleich das Ende der Rahmhanke dar und den Beginn des touristischen Zentrums der Bastei, denn viele Touristen, die von Rathen starten, wehlen ( kleines Wortspiel am Rande 😂 ) den Weg über den Basteiweg. Ein Sonntag mit 21 Grad und rechlich Sonnenschein sorgte auf jeden Fall für eine volle Aussicht, so dass wir uns entschieden, in Unterhose oder einer kurzen Hose bekleidet den Basteiweg nach Kurort Rathen zu laufen – unter manch seltsamen Blick der Textilwanderer, die bereits ihre Herbstkollektion präsentierten.

Vom Basteiweg liefen wir durch Kurort Rathen, entlang des Grünbachs, bevor wir in den Füllhölzelweg abbogen, welcher uns zum ersten Teil der Erkundungswanderung führen würde: Dem Talwächter.

Der Talwächter ist ein Stein, der mich seit je her fasziniert hatte – spätestens, seit dem ich erkannte, dass dieser einen Durchgang aufweist. Der Weg zum Talwächter ward schnell gefunden, ebenso erschien der Aufstieg auf den ersten Moment recht einfach, was bis zum Ende so bleiben sollte. Einige Stufen, sowie Relikte der Vergangenheit – in diesem Fall eine Türangel – halfen uns beim Aufstieg und ehe wir uns versahen, war die Gruppe auch schon in der Höhle angekommen. Die Aussicht war – einmalig: Mit Blick auf das Basteigebiet, den Mönch und hinterrücks die Lokomotive. So entschieden wir uns eine weitere kleine Pause einzulegen, Wolfgang durfte dabei sogar den glücklichen Kundschafter fotografieren, denn auch Andreas kannte diesen Teil der Route bisher nicht …

Der Abstieg schien zunächst etwas verwirrend, führten streng genommen zwei Wege vom Talwächter weg: Eine Kletterpassage ins nirgendwo, sowie ein Weg am Stein entlang, welcher uns schließlich zu einer kleinen Aussicht und Siggi’s „Zuhause“ führen sollte …

Für mich war es weniger ein Zuhause ( im Winter kann es recht ungemütlich werden 🥶 ), als mehr ein Blick auf die Lokomotive – unserem nächsten Ziel der heutigen Wanderung. So ging es vorbei am Buhu-Horn, in Richtung der Feldköpfe, an denen es erneut Zeit wurde, nach dem Weg zu suchen. Da uns ein Wanderer entgegenkam, fanden wir den Weg so recht schnell, welcher uns am Lithostein zur Linken vorbeiführen sollte. Der Wanderer erwähnte noch, dass wir nicht vor seiner Frau erschrecken sollten – dies würden wir doch nie, so dass wir uns unaufhaltsam in den Wald begaben … der Weg war irgendwie aus den Augen geraten. Andreas war in dieser Zeit etwas völlig durcheinander und wusste zunächst gar nicht mehr, wo sich die Lokomotive oder die Feldsteine befanden – was so alles auf einer Erkundungswanderung passieren kann, wenn er die Route nicht kennt 😁.

Da ich in der Routenbeschreibung ankündigte, dass wir auch dem Honigsteinkopf einen Besuch abstatten würden, entschieden wir uns am Fuße jenen Steins für eine erneute Kletterpartie. Hintergrund war, dass ich zunächst dachte, dass das Team von Biwak zusammen mit den Blogbiestern ( mehr von den Biestern gibt es auch beim Sandsteinblogger ) dem Honigsteinkopf einen Besuch abstattete. Erst am Morgen sah ich noch, dass es wirklich der Honigstein sein sollte, der gemeint war, doch dies sollte uns nicht von einer Teilbesteigung abhalten.

Relativ schnell erkannten wir, dass der Weg ein Ende nahm, so dass wir uns für den Abstieg entschieden. Während unseres Abstiegs kam uns ein junger Mann entgegen, den dies nicht zu stören schien und während wir den gegenüberliegenden Weg vom Honigsteinkopf emporkletterten, sahen wir ihn auch schon auf der Spitze des Honigsteinkopfes, sich ins Gipfelbuch verewigend, sitzen. Ungetrübt dessen, kletterten wir weiter, und folgten dem Wanderweg in Richtung des Maiturms, an dem uns erneut eine Familie entgegenkam. Nach kurzer Hilfestellung erklommen wir die letzten Höhenmeter, welche uns auf das Honigstein-Massiv geleiten sollten.

In Reichweite des Imkers erblickten wir schließlich die ersten Kletterer, welche das schöne Wetter für sich nutzten. Von einer Besteigung des Honigsteins sahen wir im Anbetracht des Rückweges nach Stadt Wehlen und der zahlreichen Kletterer ab, so dass wir uns diesen Teil der Erkundungswanderung für nächstes Jahr aufheben möchten …

Der Rest des Weges sollte bekannt sein: Am Lamm vorbei erreichten wir das Ende der Lokomotive, an deren Fuße wir eine erneute Pause einlegten, damit Wolfgang sein Loch im Bauch füllen konnte. Während dieser Pause entschieden wir uns, die Route etwas zu verkürzen und den Rückweg nach Stadt Wehlen über die Schwedenlöcher und den Steinernen Tisch anzutreten.

Nach gut einer viertel Stunde setzen wir unsere Wanderung fort, die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießend, bevor wir in den Wald in Richtung des Pionierweges abbogen, welcher uns durch den Höllgrund in Richtung des Amselgrundes führte. Von der Kreuzung zum Amselgrund, die zugleich auch das Ende des Amselsees darstellt, sollten es nur etwas mehr als 400 Meter sein, bis wir den Eingang zu den Schwedenlöchern erreichten. Die Schwedenlöcher zählen – touristisch gesehen – zur Bastei, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass wir auf viele Touristen trafen. Dass diese Erinnerungsfotos einer ihnen völlig unbekannten Form des Wanderns knipsen, sollte für uns alle klar sein, weshalb ich mich für die Reaktionen Einzelner nur entschuldigen kann.

Doch in den Schwedenlöchern gibt es immer wieder etwas Besonderes zu sehen: So war es diesmal ein frisch vermähltes Brautpaar, die gerade für einige Fotos Modell standen. Andreas und ich wünschten den beiden Glücklichen „Alles Gute“ und „Herzlichen Glückwunsch“, bevor wir unseres Weges zogen – dieser Tag wird den beiden definitiv in Erinnerung bleiben 😏.

Am Ende der Schwedenlöcher angekommen, begaben wir uns über den Angestelltenparkplatz in Richtung des Fremdenweges zum Steinernen Tisch und dem gleichnamigen Gasthaus. Auf dem Rückweg über den Fremdenweg, die Brosche und den Steinrückenweg geschah nichts sonderlich Erwähnenswertes, bis wir Steinrücken erreichten – einem „Stadtteil“ von Stadt Wehlen. Über die gleichnamige Straße gelangten wir zu einer letzten Aussicht mit Blick auf Stadt Wehlen und Pötzscha, das auf der anderen Elbseite liegt. Am Schlossberg wurde es dann an der Zeit, die Klamotten aus dem Rucksack zu holen und unsere – vielleicht letzte – Nachtwanderung des Jahres zu beenden.

In Stadt Wehlen durften wir am Ende der Wanderung noch jenes Gebäude bewundern …

Am Markt verabschiedeten wir Christian, der nicht nur um eine Erkenntnis, sondern auch ein Erlebnis reicher wurde. Für den Rest der Gruppe sollte es noch einmal zu Albert gehen, um ihm etwas Gesellschaft zu leisten. Am Ende bleibt eine sehr schöne Wanderung, die selbst Andreas so noch nicht kannte – für mich war dies auf jeden Fall ein gelungener Abschluss des Nacktwanderjahres 2019.

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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