
Liebe Wanderfreunde,
nachdem wir bereits im März das Bielatal nach einem schneereichen Winter erkundeten, wurde es reichlich vier Monate später und wenige Wochen vor unserer Sächsische Nacktwanderwoche Zeit, dass wir uns diesem Klassiker noch einmal widmen …
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Als wir kurz nach Dreiviertel Zehn am Parkplatz an der Schweizermühle ankamen, stellten wir fest, dass sich hier in den letzten Monaten einiges getan hat: Aus einem recht bescheidenem ist ein gut ausgebauter Parkplatz mit wesentlich mehr Stellflächen geworden. Dabei hat sich die Gemeinde Rosenthal entschieden auch zahlreiche Büsche und Steine zu entfernen, welche bisher die Einfahrt auf den Parkplatz für Busse erschwerten. Da es diesmal schien, dass wir nur zu Dritt waren, entschieden wir uns gleich aufzubrechen – für etwas Verwirrung sorgte nur ein Motorradfahrer, der mich plötzlich an der Bushaltestelle nahe dem Parkplatz grüßte. „Gut, vielleicht war er einfach nur begeistert, drei nackte Wanderer zu sehen“, dachte ich mir und so zogen wir weiter unseres Weges.
Da wir im Bielatal eigentlich fast immer dieselbe Route laufen, querten wir auch diesmal die Brücke über die Biela – für Wolfgang die perfekte Einladung, um ein Bad zu nehmen. Dies wäre sicherlich nichts Neues, doch bei etwas über 30 Grad war jede Abkühlung ein Segen.
In diesem Augenblick kam auch ein Mann auf uns zu: Unbekleidet und mit großen Schritten, es stellte sich heraus, dass er jener Motorradfahrer war, der uns vorhin noch gegrüßt hatte. Sein Name war Holger und nach einem kurzen Plausch erfuhren wir, dass er in der Vergangenheit recht häufig in der Dresdner Heide nacktwandern war und er sich nun auch mal an die „wahre Natur“ herantrauen will. Na das ist doch überhaupt kein Problem und so zogen wir los in Richtung unseres ersten Ziels: Dem Nachbar …
Nach einem kleinen Bergaufmarsch erreichten wir auch schon den ersten Aussichtspunkt und wurden sogleich mit ein paar weiteren Sonnenstrahlen belohnt – zusätzlich zu einer schönen Aussicht auf den neuen Parkplatz ( wenn man so einen Fetisch hat 😉 ) und die Schweizermühle. Andreas klärte Holger ein wenig über das Bielatal und die Schweizermühle auf, während Wolfgang und ich auf Fototour gingen. So entschied sich Wolfgang neben der Landschaft mich in Szene zu setzen und während ich mich den „alten Eisen“ des Nachbars widmete.
Von der Aussicht am Nachbar, ging es weiter zum Sachsenstein – hier entstand auch gleich ein weiteres Panorama. Leider recht unspektakulär, da ein paar Wolken gefehlt haben ( ich erinnere mich, diesen Satz so schon einmal bei der März-Wanderung geschrieben zu haben ) …
Dies soll aber nicht weiter störend sein, denn die Kaiser-Wilhelm-Feste war ohne Probleme zu erkennen. Neben der Kaiser-Wilhelm-Feste nutzte ich auch die Chance Andreas und Holger zu fotografieren. Am Sachsenstein selbst waren wir diesmal auch nicht allein – so begrüßte uns ein Kletterer, den wir prompt fragen konnten, ob denn jemand oben auf der Aussicht ist, so dass wir unsere Rucksäcke vor der vorletzten Leiter deponieren konnten. Denn am Sachsenstein gab es eine kleine Stelle, die etwas eng für einen Rucksack ist – günstig für Holger zu erwähnen, dass er eine leichte Klaustrophobie hat, was allerdings bei dieser Leiter kein Problem darstellte.
Als nächster Aussichtspunkt sollte uns schließlich die Johanniswacht begrüßen. Da wir diesmal eine Stunde eher als üblich gestartet waren, blieb uns noch mehr als genug Zeit bis zum Mittagessen. So wurden an der Johanniswacht noch ein paar weitere „Selfies“ gemacht, wie Holger sie nannte. Ich nenne sie mal lieber Selbstportraits, da ich im Gegensatz zu den „Selfiejägern“ die Gefahren vorher auskundschafte und nicht blindlings drauf losstürme. So entstand auch dieses Foto ( ein gewisser Respekt war durchaus vorhanden, man beachte die leicht geneigte Haltung nach hinten 😄 ) …
Aber wir wollen ja nicht nur die ganze Zeit Fotos machen, sondern auch die Landschaft und Ruhe des Bielatals genießen, denn nur wenige Wanderer und Kletterer begegneten uns während der Wanderung. So war es auch nicht verwunderlich, dass an der Ottomühle nur zwei Wanderer auf ihr Mittagessen warteten. Kurz nach der Ottomühle, welche nach vielen Jahren endlich renoviert wird, wollten Wolfgang und ich es uns nicht nehmen lassen, uns kurz in der Biela etwas abzukühlen. Ich muss da ehrlich zugestehen, dass ich immer wieder über Wolfgang staune, wie wenig ihm kaltes Wasser anhaben kann – obwohl wir von der Statur beide in etwa gleich sind. Er überredete mich letztendlich sich doch einmal „richtig nass“ zu machen und nicht nur die Füße ins kalte Wasser zu halten.
Da „ich von Haus aus recht faul bin“, wollte ich nicht meine Füße abtrocknen und entschied mich die nächsten paar hundert Meter zum Großvaterstuhl barfuß zu laufen. Über den Split, der bis zum Anfang des Waldes lag musste ich drüber – zum Glück war dieser recht grob, so „schmerzte“ es deutlich weniger als erwartet. Auf dem Großvaterstuhl genehmigten wir uns dann endlich unsere wohlverdiente Mittagspause. Zuvor erkundeten Holger und ich noch die Aussicht und entdeckten einen aus einem Stamm geschnitzten Stuhl – ideal, um ein paar Fotos zu machen.
Doch irgendwann endet jede Fotosession und der Hunger kommt raus. Also packten wir den Nudelsalat, die Käsebrötchen und ein paar weitere Sachen aus …
Nachdem wir es uns auf dem Großvaterstuhl gemütlich gemacht haben, wurde es an der Zeit wieder aufzubrechen, dabei kamen wir auch an einem Feld und einer Bank vorbei. Moment Bank ? Ja einer Bank, das dachte sich Roberto im März und nun wollte ich wenige Monate später auf dieser die Sonnenstrahlen genießen …
Für einen kurzen Moment konnte ich es mir noch einmal gemütlich machen, bevor es wieder in den Wald ging und die Sonne etwas rar wurde.
Der nächste Aussichtspunkt – und die damit verbundene Pause – ließ jedoch schon auf sich warten: Der Kanzelstein …
Für Holger an der Zeit, sich seinem Laster hinzugeben und eine Zigarette anzuzünden. Andreas war davon zwar nicht so begeistert, da Holger mitten im Wald ( gut auf einer Aussicht ) war, doch auch hier können Brände entstehen. Holger versicherte Andreas allerdings, dass er vorsichtig ist, so dass die Feuerwehr auch weiterhin gemütlich in Rosenthal ihrer normalen Arbeit nachgehen kann 😊.
Nachdem wir am Kanzelstein noch ein paar Kletterern beim Abstieg zugesehen haben, ging es zur nächsten Herausforderung: Den Herkulessäulen. Da ich „in 20 Jahren meinen 30. Geburtstag feiere“ wollte ich erneut meine Abkürzung laufen, aber Andreas bat mich Holger zuliebe heute einmal darauf zu verzichten. Gesagt getan und so konnten wir heute mal den Weg für die etwas „Dickeren“ laufen, denn bei meiner Abkürzung muss man recht schlank sein ( wobei ich im März durch Rüdiger eines besseren belehrt wurde ). An den Herkulessäulen legten wir nur eine kurze Trinkpause ein, bevor wir uns einen Weg durch die Felsengasse bahnten und in Richtung Herkulesquelle liefen.
An der Herkulesquelle vorbei – wir sollten später noch einmal hier entlang kommen – ging es in Richtung eines kleinen Teichs, der von frischem Quellwasser gespeist wurde. Als wir den Teich erblickten, war er zu Beginn alles andere als einladend: Altes Laub und viele Nadeln schwammen auf dem Grund oder der Oberfläche. Ich entschied mich hier gegen ein Bad – obwohl die Abkühlung nicht schlecht gewesen wäre. Wolfgang und Holger ließen sich davon nicht beirren und beide stiegen direkt an der Quelle ins kalte Wasser. Hier war das Wasser sauber genug und so musste nur ein glitschiger Holzsteg genommen werden, um ins Wasser zu steigen. Ich nutzte die Chance, um eine Geruchs- und Geschmacksprobe des Wassers zu nehmen, was aus der Quelle strömte. Offenbar kann man es trinken – Andreas riet mir dennoch davon ab. Schlecht, da sich das Wasser meiner Trinkflaschen dem Ende neigte 🤔 …
Doch an der Herkulesquelle nutzte ich die Chance, um meine Wasserflasche wieder aufzufüllen. Somit hatte ich nun eine Flasche mit Leitungswasser und die andere mit Quellwasser. Es sollte sich später herausstellen, dass dieses Wasser genießbar ist. Ich muss auch selbst sagen, dass ich drei Tage nach Genuss des Quellwassers noch lebe und es mir gut geht 😂 …
Die Herkulesquelle hinter uns liegend, mussten wir nun ein paar Treppen zum Highlight der Wanderung aufsteigen: Die Kaiser-Wilhelm-Feste !
Zugegeben, die Kaiser-Wilhelm-Feste ist auch wirklich ein Highlight, denn der Text auf der Tafel zur Entstehungsgeschichte ließt sich wie folgt:
Diese künstliche Bastion wurde von dem Rosenthaler Baumeister J. G. Kaiser entsprechend dem Zeitgeschmack im Jahre 1880 errichtet.
Als Kuriosum gilt die Entstehungsgeschichte – so soll die Idee zum Bau einer bierseeligen Stammtischwette entsprungen sein.
Was soll man dazu noch sagen ? Mit Bier kann man Pyramiden bauen, warum also nicht auch eine kleine Bastion im Bielatal ?
Doch zurück zu unserer Wanderung – das Bier sollte uns schließlich noch am Abend des heutigen Tages bei Albert eine Abkühlung verschaffen. Die Kaiser-Wilhelm-Feste hinter uns liegend, näherten wir uns einer weiteren künstlichen Ruine – gebaut wurde diese von einem reichen Villenbesitzer für seine Kinder als Spielplatz …
Im Bielatal selbst gibt es zwei dieser Ruinen, eine befindet sich in der Nähe der Sophienquelle, die andere sehen wir auf dem obigen Foto. Holger war hier übrigens noch so frei, sich als Turmprinz anzubieten – eine Prinzessin wäre uns aber lieber gewesen 😂.
Nach einem kurzem Auf-und-Ab, fanden wir uns plötzlich am Fuße eines Feldes wieder. Dies wollte natürlich unbedingt fotografiert werden, bevor es in Richtung Rosengarten und Gedächtnishain ging …
Kurz vor dem Rosengarten entschieden wir uns noch den Wetterfahnenfels zu besichtigen. Hier mussten wir allerdings feststellen, dass der aufgestellte Kompass ein paar Grad von unseren abweicht. Der gute Wille der Bauherren war aber auf jeden Fall vorhanden und die Aussicht entschädigte für alles.
Als letztes großes Highlight unserer Wanderung sollte der Gedächtnishain auf uns warten, welcher zuletzt für die Gefallenen Mitarbeiter der Maggi-Gesellschaft umgestaltet wurde. Auch hier findet sich wieder eine Tafel, welche die Besucher aufklärt …
Erstmals erwähnt und mit einem Namen versehen finden wir die zwei Felskessel über dem ehemaligen Gasthaus „Felsenkeller“ bei der Schweizermühle in Carl Merkels „Biela-Führer“ vom Jahre 1826. Merkels Phantasiename „Syrenengrund“ für beide Felsdome hielt sich noch bis um 1860.
Ab 1890/91 „Dölitzschgarten“, 1912 „Dölitzschruhe“.
Nach dem Erwerb der ehemaligen Wasserheilanstalt Schweizermühle durch die Maggi-Gesellschaft 1912 ließ diese um 1928/29 den Felsenhain in eine Gedenkstätte für ihre gefallenen Mitarbeiter im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und im 1. Weltkrieg 1914/18 umgestalten.
Nach dem 2. Weltkrieg entfernte man die bronzenen Namenstafeln.
Die Marmortafel „Zum Gedächtnishain“ und der Sandsteinblock mit dem ebenfalls bronzenen Eichenblätterkranz blieben erhalten.
Zuletzt sollten wir noch zwei Aussichten erkunden, zum einen die „Kleine Bastei“ und zum anderen den Bertablick. Von da aus sollte es dann nur noch in Richtung Straße und zurück zum Parkplatz gehen, mit einem kleinen Umweg zur Biela, in der Wolfgang und ich noch ein kleines Bad nahmen. Hier traute ich mich zunächst gar nicht ins kühle Wasser und am Ende wollte ich nicht mehr raus – auch wenn es doch recht kühl war.
Zum Abschluss besuchten wir noch kurz Albert, um den Tag gemütlich bei einem Bier und Kuchen ausklingen zu lassen. Auch hier bot es sich noch einmal an, in die Elbe baden zu gehen …
Während Albert, Andreas und Wolfgang die Abkühlung in der Elbe genossen, entschied ich mich als „Meermann“ in Szene zu setzen. Am Ende wollte ich aber gar nicht mehr aus der Elbe raus, denn diese hatte eine wirklich angenehme Temperatur – im Gegensatz zur Biela 😄 …
Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin
Einfach Klasse geschrieben, wie immer. Danke dir Martin.
Hallo Torsten,
war doch nur eine Kleinigkeit. Dafür bin ich ja auch da und schließlich bleibt durch die Wanderberichte unsere Webseite ja auch am Leben – so sieht jeder Besucher, dass bei uns etwas passiert und wir aktiv sind.
Liebe Grüße,
Martin
Wieder ein Klassebericht von Martin.
Wenn wir Dich nicht hätten…
… müsstet ihr nur große Kartoffeln essen 😄. Dafür bin ich ja da, Öffentlichkeitsarbeit ist das Wichtigste im 21. Jahrhundert. Gerade auch um die jüngere Generation zu animieren, dass sie uns doch mal auf einer Wanderung begleiten.