Liebe Wanderfreunde,
wenige Tage nach unserer Wanderung, bei der wir die Zwillings- und die Häntzschelstiege erklommen haben, wurde es Zeit, dass wir uns auch der letzten Stiege unserer eigentlichen Stiegentour annehmen: Der Rübezahlstiege. Da eine Stiege allerdings recht langweilig ist, entschied sich Andreas noch die Starke Stiege mit ins Programm aufzunehmen …
Im Gegensatz zur Tour wenige Tage zuvor, starteten wir diesmal nicht vom Parkplatz am Beuthenfall, welcher sich im Kirnitzschtal befindet, sondern vom Parkplatz in Schmilka. Von da aus ging es die Breite Kluft entlang, über den Rauschengrund, bis zu unserer ersten Herausforderung des Tages: Der Starken Stiege. Da wir die ersten Meter nur über Waldwege gelaufen waren, möchte ich euch weitere Details ersparen und lieber zum Highlight kommen …
An der Starken Stiege angekommen, begegneten wir plötzlich einer Gruppe Kletterern, welche – gut gesichert – die Stiege erklommen. Na gut, man kann ein Seil verwenden, muss man aber nicht wirklich. Dies dachten sich wohl auch die letzten beiden Herren, welche offenbar schon ein paar Klettererfahrungen in unserer Heimat sammeln durften. Als das Seil eingeholt ( kann sein, dass dies eher in der nautischen Sprache verwendet wird ) wurde, konnten auch wir die Stiege betreten. Kurzerhand ging es für uns nach oben. Ein Blick nach unten lies verraten, wieviele Höhenmeter wir innerhalb weniger Minuten überwunden hatten.
Nachdem wir die Starke Stiege erklommen hatten, wurde es an der Zeit, dass wir uns einer kleinen Pause hingaben – auch wenn es noch keine übliche Mittagszeit war, entschlossen wir uns dennoch einen Happen zu essen. Dabei trafen wir auch auf ein nettes Ehepaar, mit dem wir uns kurz unterhielten. Die Frau sagte dann irgendwann nur, dass sie es toll findet, was wir machen und sie selber bereits erste nackte Erkundungen unternommen hat. Da war es für uns natürlich selbstverständlich, sie zu unserer Wanderwoche einzuladen. Mal sehen, ob wir sie an einem der 10 Tage begrüßen können.
Kurz bevor wir wieder aufbrachen, entschied ich mich noch ein Panorama von diesem Aussichtspunkt aufzunehmen. Die Kletterer, welche uns an der Starken Stiege begegneten, waren inzwischen ebenfalls verschwunden, wie auch die Eheleute – also perfekte Bedingungen. Am Fuße des Steins ganz links war übrigens unser Pausenplatz …
Von nun an ging es stets unserem Wanderführer Andreas hinterher und eine Aussicht folgte mehr oder weniger der Nächsten. Es hat eben auch Vorteile eine Stiege emporzuklettern: Die Aussicht ist danach einmalig ( zumindest wenn man nicht mitten in einem Wald landet 😄 ).
Neben den zwei Stiegen gab es bei dieser Wanderung noch eine Besonderheit: Wir mussten hier den oberen Terrassenpfad entlang laufen, einem recht schmalen Pfad, bei dem es auf der linken Seite ein paar Büsche und Eisen, auf der anderen Seite hingegen einen schnellen Weg nach unten gab. Diese Stelle ist auf jeden Fall nichts für Wanderer, die nicht schwindelfrei sind.
Um euch das Ganze einmal zu verdeutlichen, ging Andreas ein paar Schritte in Richtung des Pfades, den wir gleich begehen werden. Hier sieht man eindrucksvoll, wie tief es auf der rechten Seite des Bildes nach unten geht …
Ich glaube Bilder sprechen hier Bände und so erspare ich mir jeden Kommentar. Die Stelle ist wirklich etwas Besonderes in der Sächsischen Schweiz.
Doch der obere Terrassenpfad enthält nicht nur diese eine „enge“ Stelle, sondern noch eine weitere, bei der es ebenfalls etwas weit nach unten geht – aber auch hier gibt es ein paar Eisen im Stein, die einen sicheren Halt gewährleisten. Imposant sind auf jeden Fall die Steinformationen, welche man von dieser Seite erblicken kann und wir im Laufe des Tages noch erreichen werden …
Man möchte bald sagen, dass es von hier aus nur noch ein Katzensprung bis zur Rübezahlstiege ist, doch bis wir dahin kommen sollten, mussten wir zunächst die Heilige Stiege hinab laufen – im Gegensatz zu anderen Stiegen, war hier allerdings kein Klettern notwendig. Der Heiligen Stiege schloß sich wenige Momente später der Heringsgrund an, von dem wir hinauf zur Rübezahlstiege liefen.
Die Rübezahlstiege an sich ist eine der ältesten Stiegen ihrer Art in der Sächsischen Schweiz. Von Kletterern wurde sie anfangs verpönt, selbst heute ist sie nur schwer zu finden, denn sie ist im Gegensatz zur Häntzschelstiege, der Zwillingsstiege oder vielen anderen Stiegen nicht ausgewiesen. So heißt es also etwas suchen, wenn man sie denn wirklich erklimmen will. Unser Wanderfreund Marc aus Berlin, welcher letztes Jahr zur Wanderwoche die Stiege aus gesundheitlichen Gründen nicht erklimmen konnte, kann davon ein Lied singen, als er sie wenige Wochen nach der Wanderwoche gesucht hat.
Dabei gibt es zwei markante Stellen, welche es zu finden gilt: Eine Raucherinsel und drei gemalte Pfeile im Sandstein, welche den Weg zur Rübezahlstiege ausweisen. Hat man diese markanten Stellen gefunden, dann steht man auch schon fast vor ihr …
So schnell kann es gehen. Nein nicht ganz so schnell, denn bis zur Rübezahlstiege müssen noch ein paar kleine Leitern und Steine erklommen werden. Als wir die Rübezahlstiege am Fuße erreichten, bot sich ein majestätisches Bild, welches unbedingt auf Film festgehalten werden wollte. Diese Stiege sollte wirklich alles bieten, was man sich als Wanderer so vorstellen kann: Etwa 3-5 Meter durften wir am Stein bis zum ersten Eisen klettern, dann ging es die Eisen entlang, bis zur Höhle, in der man sich dann durch ein enges Loch quetschen darf.
Doch fangen wir ganz langsam von vorn an: Zunächst einmal mussten wir das erste Eisen erreichen, so trat Wolfgang vor, gefolgt von Andreas, mir und unserem lieben M., welcher nach wie vor nichts mit James Bond zu tun hat 😉. So ging es die ersten Meter hinauf bis zum ersten Eisen – hier wurde auch klar, warum man mindestens eine Körpergröße von 1,60 Meter aufweisen muss, um diese Stiege sicher zu begehen. Lange Arme und Beine sind auf den ersten Metern von Vorteil – sie sollten sich allerdings wenige Augenblicke später noch als Nachteil erweisen. Nachdem das erste Eisen erreicht wurde, ging es von Eisen zu Eisen und Griff zu Griff im Stein immer weiter nach oben.
Der erste Teil war erledigt, doch nun sollte die Höhle kommen. In der Höhle gibt es prinzipiell zwei verschiedene Möglichkeiten, um hinauf zu kommen: Einmal mit Blick in die Dunkelheit oder mit Blick zum Fuß der Rübezahlstiege. In beiden Fällen keine einfache Aufgabe, ich entschied mich hier jedoch für die letztere Option, da so das Eisen auf der rechten Seite besser erreichbar war. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ein Rucksack manchmal von Nachteil sein kann, so entledigte ich mich diesem und übergab ihm Andreas. Als ich wenige Sekunden später einen sicheren Halt hatte, nahm ich ihn wieder an mich – bevor ich ihn wieder absetzen durfte, als es durch das Loch in der Höhle ging …
Hier erinnert sich Andreas immer wieder gern an die Geschichte, dass sie vor vielen Jahren „eine Fette mit reichlich Fett aus dem Loch holen mussten“. Ich habe bei einer schnellen Recherche leider keinen Beitrag dazu im Internet gefunden, aber dennoch klingt die Geschichte durchaus amüsant – ich selbst stellte letztes Jahr fest, dass man nicht unbedingt nur durch eine großen Körperfülle steckenbleiben kann. Auch zu lange Beine können dafür sorgen – doch diesmal ging alles gut 😊.
Fast am Ende der Rübezahlstiege angekommen, passierte dann doch noch das Unglück: Meine alte Verletzung von der letzten Radtour riss auf und schon war „das Geschrei groß“, wie meine Großeltern früher immer sagten. Ja ich kann nun mal mein eigenes Blut nicht sehen, doch Andreas verarztete mich schnell, so dass auch die Blutung schnell gestillt wurde und die Wanderung wenige Minuten später fortgesetzt werden konnte.
Es gab ja schließlich noch eine Aussicht zu erkunden !
So ging es den Reitsteig entlang und auf dem Zurückesteig wieder zur Heiligen Stiege zurück, die wir heute schon einmal für den Abstieg verwendeten. Wenige Augenblicke später entstand dieses Panorama …
Von nun an ging es immer den Steinen einen kleinen schmalen Pfad entlang, bis wir zu einer weiteren Aussicht kamen, bei der wir uns entschlossen ein Gruppenfoto zu machen …
Nachdem das Gruppenfoto erfolgreich im Kasten war, erkundeten wir noch ein wenig das Gelände und Andreas zeigte uns eine Stelle, an der es definitiv nur mit einem beherzten Sprung und viel Glück weitergehen würde. Es gab hier zwar genug Steine auf der anderen Seite, doch diese müsste man bei einem Sprung auch sofort greifen können – wir reden hier nicht von mehreren Metern entfernung, sondern von maximal einem Meter.
Letzten Endes entschieden wir uns dann doch für eine andere – und vor allem sichere – Route, Andreas erkundete hier zunächst einmal den Weg und gab dann sein „Okay“, so dass Wolfgang, M. und ich nachkommen konnten. Auch hier gab es wieder etwas zu klettern – da hieß es vorsichtig sein mit meinem Knie …
Wolfgang machte es vor, wie es geht: Der Rucksack wird um den Bauch geschnallt. Andreas entdeckte derweil einen alten Campingkocher, den ein Kletterer hier für den Fall der Fälle deponiert hat.
Von nun an sollte uns die Wanderung nur noch über Waldwege zum Parkplatz nach Schmilka führen. Dabei wanderten wir denselben Weg entlang, wie wir ihn heute Vormittag zum Auftsieg verwendeten: Zuerst folgte der Rauschengrund und anschließend die Breite Kluft. Gerade zu früher Abendstunde tat die frische Luft, welche uns an der Elbe erwartete wirklich gut.
Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin