Liebe Wanderfreunde,

das Jahr 2022 ist vorüber. Mit einem weinenden Auge blicken wir auf das was war zurück und sehen zugleich in die Zukunft. Überschattet wurde das Wanderjahr vom Waldbrand in der Sächsisch-Böhmischen Schweiz, ausgerechnet zu den Sächsischen Naturistentagen und im Verlauf der Thüringer Naturistentage durften wir zusehen, wie unsere Heimat in Flammen stand. Auf Twitter berichteten wir hierzu fast live. Natürlich wollten auch wir helfen, doch das viel zu oft angesprochene Kompetenzgerangel und der Versicherungsschutz standen hier vielen hilfsbereiten Bewohnern unserer Heimat im Weg. Da lobten wir uns das Engagement unserer Freunde jenseits der Grenze: In Tschechien rief man die Bevölkerung zur aktiven Hilfe auf, sofern man klettern oder anderweitig Feuerwehrleute sichern könne …

Viele Fragen, wenige Antworten …

Am Ende tauchten viele Fragen auf: Hat der Nationalpark noch Zukunft ? Wie bringt man Mensch und Natur besser in Einklang ? Wer trägt die Verantwortung dafür ? Selbst überregional werden manche Fragen intensiv diskutiert. Doch am Ende drehen wir uns im Kreis und es ändert sich wenig bis gar nichts – da wirkt der Abgang vom Nationalparkchef Dr. Ulf Zimmermann zunächst sinnvoll, doch teilweise erinnert er auch vom Fußball: Einfach den Trainer rauswerfen hilft auf kurze Sicht, doch im Hintergrund muss mehr getan werden, um die Mannschaft dauerhaft auf Kurs zu halten.

Genau hier hapert es aber seit Jahren, denn aus persönlichen Gesprächen mit Nationalparkwächtern und Revierleitern erfuhren wir im vergangenen Jahr, dass die Belegschaft des Nationalparks mit Überalterung zu kämpfen hat. In den kommenden Jahren geht fast ein Drittel der Nationalparkwächter in Rente und Nachwuchs bleibt vorerst aus. Dies liegt zum Einen am Sachsenforst als übergeordnete Stelle, aber auch dem Umwelt- und Finanzministerium. Grad bei Letzteren sieht man den Nationalpark nur als überflüssige Kostenstelle und das Umweltministerium spielte schon oft mit dem Gedanken, die Nationalparkverwaltung aussterben zu lassen – so wird es zumindest hinter vorgehaltener Hand in der Region erzählt. Was ist dran an solchen Gerüchten ? Wir wissen es nicht, doch allein dass solche Gerüchte existieren, sollte Wald- und Tierliebhaber aufhorchen lassen. Der Waldbrand entstand vor allem auch durch den gravierenden Personalmangel, kein Wunder also, dass die Liste unserer Wünsche länger wird:

  • Ein Chef aus den eigenen Reihen !

    Die wichtigste Personale in der Nationalparkverwaltung sollte auch von jenen Menschen besetzt werden, die jeden Tag in dieser einzigartigen Felsenlandschaft arbeiten. Es nützt der Region nichts promovierte Doktoren aus Nordrhein-Westfalen zum Chef zu ernennen, wenn diese mit den Gegebenheiten des Nationalparks Sächsische Schweiz überfordert sind. Man sollte gerade eine so wichtige Position nicht begleiten, weil man dazu berufen wurde, sondern weil man sich selbst dazu berufen fühlt. Vorteil am Ende: Der eigene Urlaub gerät in Vergessenheit.

  • Rettungswege müssen frei bleiben !

    Der Waldbrand im Sommer zeigte uns, wie wichtig es ist, dass Wald- und Rettungswege freigehalten werden müssen. Die Stadt Sebnitz, verantwortlich für die Räumung der Zeughausstraße, brachte es ganze zwei Jahre nicht fertig, die wichtige Straße in Richtung Zeughaus von Totholz zu beräumen. Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Ottendorf verloren so wertvolle Zeit, den Brandherd am Winterstein bzw. den Bärenfangwänden zu bekämpfen. Kein Viertel Jahr später lässt man von Seiten des Nationalparks / Sachsenforsts wieder Bäume auf den nicht in der Wegekonzeption enthaltenen Fremdenweg fallen, dieser gilt jedoch als Rettungsweg.

  • Walderziehung beginnt von klein auf !

    Lang ist es her, als wir in der Schule waren, doch auf unseren Klassenausflügen in die heimischen Wälder wurden wir von Förstern begleitet, die uns beibrachten, worauf im Wald zu achten sei: Stille, auf ausgeschilderten Wegen bleiben und vor allem kein Feuer. Wie oft hörten wir im vergangenen Jahr den Satz: „Das habe ich nicht gewusst“, als wir Menschen darauf ansprachen, dass im Wald rauchen und der Umgang mit offenem Feuer verboten sei. Hier sollten Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung gemeinsam mit der Feuerwehr in Schulen bessere Aufklärung betreiben.

  • Klares Verhältnis von Wanderern zu Nationalparkmitarbeitern …

    Auf 500 Wanderer sollte mindestens ein Mitarbeiter der Nationalparkwacht kommen, denn nur so lassen sich aktiv Waldbrände und Hinterlassenschaften aller Art im Wald ( wie Müll ) verhindern. Dabei muss man hier nicht umständlich neue Mitarbeiter auf komplizierten Wegen einstellen, sondern könnte auf ehrenamtliche Helfer ( zusätzlich zu den Helfern der Naturschutzwarte ) zurückgreifen, um saisonal präsent zu sein.

  • Öffentlichkeitsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit, Öffentlichkeitsarbeit …

    In den letzten Jahren ist die Nationalparkverwaltung vom Auftreten des Tourismusverbands nahezu überrannt worden, wenn es um die Öffentlichkeitsarbeit geht. Erst mit der Borkenkäferproblematik nahmen wir den Nationalpark in der Öffentlichkeit durch Printmaterial etwas wahr. Einen YouTube-Kanal besitzt man ebenfalls nur, könnte hier wesentlich mehr publiziert werden. Dazu sollten Konten in weiteren sozialen Netzwerken betreut werden, um hier sichtbarer mit den eigenen Anliegen zu sein.

Doch es gibt auch Positives zu berichten, so nimmt Herr Zimmermann – wie bereits erwähnt – zum 31. März 2023 seinen Hut und wechselt an den Müritz-Nationalpark in Mecklenburg-Vorpommern. Wir bleiben gespannt, wer die Leitung in Zukunft übernimmt und vielleicht werden unsere Wünsche respektiert. Es müssen neue Konzepte her, um den Nationalpark auch für die Zukunft sowie bestehende und neue Bedrohungen zu wappnen – der Bürger sollte hier voll mit einbezogen werden, denn neben allen Touristen sind es vor allem die Bewohner der Region, welche auf den Wegen außerhalb der Touristenströme anzutreffen sind. Umweltbildungsangebote und Naturschutz sind und bleiben wichtige Themen.

Das Stichwort „Nationalpark“ bedeutet eben zunächst immer, dass hierfür Gelder locker gemacht werden müssen – egal ob auf kommunaler oder Landes- bzw. Bundesebene. Doch auch wenn der Nationalpark in den Augen der Politik immer nur Kosten verursacht, sollte man das große Ganz im Blick behalten: Ein gesunder Nationalpark, eine personell gut besetzte und technisch gut ausgerüstete Nationalparkverwaltung kurbelt den Tourismus an und welcher Tourist erzählt nicht gern von einer unterhaltsamen geführten Wanderung durch den Nationalpark ? So lockt man neue Gäste an, die wiederum nach Beherbergungsmöglichkeiten suchen und Restaurants beglücken. Vielleicht geht es abschließend noch in die Kleine Sächsische Schweiz nach Dorf Wehlen oder auf die Festung Königstein ? Wie man sieht: Der Nationalpark kostet, doch zugleich erwirtschaftet er indirekt durch Gewerbesteuern ortsansäßiger Unternehmen genügend Gelder.

Vom Alten …

Natürlich sind wir auch zu Silvester noch einmal unterwegs. Schon im Jahr 2021 wurden wir mit einem „märchenhaften Frühlingstag Ende Dezember“ beglückt und auch 2022 sollte ähnliche Temperaturen versprechen: Bei versprochenen 15 Grad starteten wir unterhalb des Rauensteins auf gleichnamigen Parkplatz. Die ersten Höhenmeter wurden schnell bewältigt und zu meinem Erstaunen schienen wir die einzigen Wanderer zu sein, denn im Gegensatz zu 2020 fühlten wir uns richtig einsam – Grund genug, die Klamotten in den Rucksack zu verstauen …

Doch die Freude ob des leeren Rauensteins wirkte nur kurz, denn als wir die Klamotten in den Rucksack packten erschienen schon die ersten Textilwanderer und wir stellten uns die Frage: Da wo ein Nacktwanderer ist, sind sie nicht weit, die Textilwanderer ? Aber besser kann man ja auch nicht für unseren Lebensstil werben und so werden wir auch am letzten Tag des Jahres nicht müde. Christian und Rainer war es etwas zu kühl, so dass Matthias und ich für ein Foto posierten – Uwe gesellte sich etwas später noch hinzu, so dass wir drei mutige Wanderer waren, die dem aufziehenden Wind für kurze Zeit zu trotzen schienen.

Doch auf der Höhe ( und der Rauenstein steht etwas exponiert in der Landschaft ) blieb es vorerst auch bei diesem einen Foto. Gern wäre ich ein Stück länger nackt gewandert, doch diesen Gedanken erhörte auch so mancher Textilwanderer und sie kamen aus ihren Behausungen gekrochen und waren plötzlich überall. Binnen Minuten füllte sich so der Rauenstein. Zum Nacktwandern waren das dann doch etwas zu viele Menschen und so ging es von Aussicht zu Aussicht, bis wir an der geöffneten Bergbaude ankamen. Wie so üblich beschwerte sich Christian über die hohen Preise für eine Bockwurst mit Brötchen, ohne zu berücksichtigen, dass eine Bergbaude mit anderen Kosten konfrontiert ist, als ein Restaurant in Tallage. Schließlich müssen Wartungs- und Betriebskosten des Lifts ebenso bezahlt werden, wie das Personal. Nichtsdestotrotz nutze ich den herrlichen Blick zum Lilienstein, um das letzte Panoramafoto auf Film zu bannen …

Auf halber Höhe des Abstiegs in Richtung Rathen wurde es dann aber doch an der Zeit den Glüchweinkocher aus Matthias Rucksack zu zaubern – die Gelegenheit, um noch einige Silvestergrüße ins Vogtland zu senden. Udo und Anja hat’s gefreut und ich hoffe, dass wir uns im Laufe des Jahres zur ein oder anderen Wanderung sehen.

So kurz die Wanderung auch war, nahm Uwe kurz vor Ende noch allen Mut zusammen und verstaute die Klamotten noch einmal in den Rucksack, um sich ein kleines Stück nackt zu bewegen. Für ihn endete das Wanderjahr somit einen Ticken später als für Matthias und mich. Wer weiß, was Neujahr bringt und so stand mit Ende der Wanderung fest, am nächsten Tag in Richtung Bastei laufen zu wollen.

… ins Neue.

Neues Jahr. Gleiches Glück. Nie bin ich derart euphorisch in ein neues Kalenderjahr gestartet – der Dank hierfür gebührt auch einer ganz besonderen Person in meinem Leben 😍. Ursprünglich wollte ich ja in Richtung der Bastei laufen – mit Start in Stadt Wehlen, noch im Halbschlaf kaufte ich ein Ticket über zwei Tarifzonen, als musste es mindestens bis Kurort Rathen gehen, um die Fahrkarte auch auszunutzen. In Königstein entschied ich mich, den Zug dann auch zu verlassen, denn beide Portemonnaies lagen zu Neujahr noch an unterschiedlichen Orten: Eins bei der Freundin, das andere im Tresor der Toskana-Therme in Bad Schandau. Alles kein Problem dachte ich mir und entschied mich das Beste aus der Situation zu machen …

Mit der Fähre ging es hinüber in Richtung Halbestadt, anschließend in gut einer halben Stunde hinauf zum Lilienstein – den Südaufstieg nahm einst sogar August der Starke – um nur vereinzelten Aussichten einen Besuch abzustatten …

… bevor ich mich eine gute Viertel Stunde später am Fuße des Nordhangs und dem Kirchweg befand. Schon auf dem Lilienstein stellte ich einen regen Besucherandrang fest, gegen 12 Uhr zu Neujahr schon erstaunlich. Im Verlauf meiner Wanderung wurde auch fast allen entgegenkommenden Wanderern ein „Frohes Neues“ oder „Gesundes Neues“ gewünscht, mit so vielen Neujahrswünschen konnte man am Ende selber nur gesund und froh bleiben. Ich wollte etwas Neuland betreten und Neujahr sollte sich dafür anbieten: Der erste halt erfolgte am Waldfriedhof, um an die Inhaftierten des Kriegsgefangenenlagers Lilienstein zu erinnern. Eine Informationstafel erinnert an Ort:

Der Bau des Lagers Lilienstein steht im Zusammenhang mit der unterirdischen Verlegung von Anlagen zur Flugbenzinherstellung in das Elbsandsteingebirge am Ende des Jahres 1944. Dies geschah, nachdem die allierten Luftstreitkräfte durch massive Bombenangriffe einen erheblichen Teil der deutschen Hydrierwerke zerstört hatten. Mit Beginn der Untertageverlagerung von Treibstoffanlagen in den Steinbruch „Niedere Kirchleite“ in Königstein und ins Polenztal war ein enormer Arbeitskräftebedarf entstanden. Der Einsatz von Häftlingen aus Kontentrationslagern und von Kriegsgefangenen sollte das Vorhaben forcieren.

Das Lager Lilienstein, in dem Anfang des Jahres 1945 amerikanische Kriegsgefangene untergébracht waren, befand sich von hier aus gesehen südöstlich im Wald. Von britischen Kriegsgefangenen und einem polnischen Offizier als Arzt / Sanitäter wird ebenfalls berichtet.

Falls ihr an der Geschichte interessiert seid, schaut unbedingt mal vorbei, denn zusätzlich finden sich noch weitere Informationen über ein Vertriebenenlager.

Kurz vor Ende des Kirchweges entschied ich mich den Pullover in den Rucksack zu verstauen – eine Gruppe Wanderer staunte über meinen Mut und wünschte ein gesundes Neues mit einem Schmunzeln im Gesicht. Über den Lottersteig näherte ich mich der Liliensteinstraße und einer größeren Wandergruppe. Als sie mich sahen, tuschelten sie untereinander, dass ein Nackter des Weges daher gelaufen käme und sogleich begannen sich alle umzudrehen. Wir grüßten uns freundlich und es ging weiter den Lottersteig hinunter. Der Steig – nur aus einigen Stufen bestehend – führte mich zurück in Richtung Elbe. Noch einmal Gelegenheit die Klamotten in den Rucksack zu verstauen … doch als der Wind abflaute kam ich immer wieder mit einigen Wanderern ins Gespräch, wie einem Pärchen aus Altenburg, die in Porschdorf ihr Quartier fanden. Als der Wind allmählich aufzog und neben dem Pärchen noch einige andere Wanderer an mir vorbeizogen, entschied ich mich sprunghaft ins neue Jahr zu starten …

Letzter Stop sollte die Bastei sein, denn ich wollte mir die neue Aussichtsplattform anschauen. Doch daraus wurde nichts, denn der November 2022 schien kalendarisch abgelaufen, doch an eine Wiedereröffnung der Aussicht war nicht zu denken. Es herrschte – wie so oft – Stillstand. Ich bin gespannt, wie lang es noch dauert, bis die Südumfahrung in Pirna endlich fertiggestellt ist – geplant ist eine Eröffnung noch in diesem Jahr.

In diesem Sinne wünsche ich allen Wander- und Naturfreunden sowie Besuchern unserer Webseite einen guten Start in das neue Jahr 2023.

Ich hoffe, dass euch dieser Wanderbericht gefallen hat,
euer Martin

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Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …

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