Liebe Wanderfreunde,

Sachsen durchlebte eine bewegende Geschichte: Vor allem in der Zeit der napoleonischen Kriege, fanden im Königreich, als auch in der Sächsischen Schweiz viele Kämpfe zwischen den Konfliktparteien statt – Napoleon und seine Soldaten hinterließen ihre Spuren. Während dieser Wanderung, wollen wir in eine Zeit eintauchen, die längst vergessen scheint …

Sammelparkplatz

Der Parkplatz in Waitzdorf bietet Platz für 6 Autos. Alternativ besteht auch – nach Absprache – die Möglichkeit, dass wir uns am Parkplatz vor dem Eingang des Waldcampingplatzes in Pirna-Copitz an der Äußeren Pillnitzer Straße 18 in 01796 Pirna treffen.

TreffpunktParkplatz in Waitzdorf
KoordinatenN50.955300° E14.138961°
 N50° 57.317990′ E14° 8.337676′
 N50° 57′ 19.0794″ E14° 8′ 20.2606″
AdresseZum Dorfgrund, 01848 Hohnstein OT Waitzdorf
Kurze Variante ( V-24A )
6:009,93 km584 m584 m
Lange Variante ( V-24B )
7:0012,6 km645 m645 m

Verlauf der Wanderung

Unsere Wanderung startet im beschaulichen Ort Waitzdorf, direkt gegenüber der Bushaltestelle – eine Anfahrt mit dem öffentlichen Nahverkehr können wir allerdings nicht empfehlen, denn der Bus fährt nur dreimalig in der Frühe. Vom Parkplatz begeben wir uns über den Mühlweg, der für etwa 350 Meter unser Begleiter sein wird. Der Wegweiser des Malerwegs führt uns nun zur Rechten vorbei an einer Wiese und vereinzelten Schildern, die auf die Kernzone des Nationalparks zur Linken hinweisen. Keine 500 Meter wird der Weg uns begleiten, bis wir auf die Waitzdorfer Aussicht treffen – jene Aussicht, die es sogar mehrfach in die Heimatfilmreihe „Der Ranger – Paradies Heimat“ schaffte …

Die Aussicht gewährt uns einen Blick auf die Tafelberge der Sächsischen Schweiz und darüberhinaus: Bei schönem Wetter lassen sich sogar die Schrammsteine, Torsteine und der Rosenberg, sowie der Hohe Schneeberg erkennen. Wir wollen nicht all zu lang an jener Aussicht verweilen, die gern von Touristen besucht wird, sondern weiterziehen. Nach etwa 350 Metern erreichen wir die Straße „Zum Dorfgrund“ und der Waldweg weicht einer asphaltierten Straße. Wir treffen auf unseren Parkplatz, doch die Wanderung ist keineswegs schon zu Ende und so folgen wir dem Holländerweg, der entlang einer Linie von Bäumen zu den Feldern um Waitzdorf führt. Auf den Feldern grasen Schafe und Ziegen örtlicher Bauern, sowie einige Galloway-Rinder, welche hier unter Aufsicht der Nationalparkverwaltung gehalten werden. Der Holländerweg ist ein typischer Feldweg: Also steinig, steinig, steinig und dies wird sich auch für die nächsten knapp 290 Meter nicht bessern.

Doch jedes „Leid“ kennt ein Ende und so eröffnet sich zu unserer Rechten ein Weg den Hang hinauf, es geht fortan über die Wiese zur Waitzdorfer Höhe auf 414 Metern. Wir überwinden hier einen Höhenunterschied von gut 100 Metern auf 510 Metern. Die Aussicht auf Waitzdorf ist jedoch beachtlich und so können wir die schöne Sicht und die einzeln stehende Sitzgruppe nutzen, um eine kurze Pause zu machen, bevor es an den Abstieg geht.

Der Abstieg soll nicht minder schön sein, wie der Aufstieg und so führt uns der Leichenweg ( die Herkunft des Namens ließ sich leider nicht ergründen ) entlang der Wiese hinab zum steinigen Holländerweg. Auch der Leichenweg fordert seinen Tribut, bevor es wieder in den Wald geht. Auf dem Holländerweg angekommen, folgen wir den wachsamen Blicken von Galloway-Bullen und Ziegenböcken, bevor wir in den wunderschönen Buchenwald abtauchen, der uns in Richtung des Tiefen Grunds führt. Etwa 1,4 Kilometer verläuft unser Weg stetig bergab, wir bewegen uns hierbei auch innerhalb der Kernzone, was bedeutet, dass die offiziell markierten Wege nicht verlassen werden dürfen. Gut 110 Meter tiefer finden wir uns im Tiefen Grund und seinem kleinen Bächlein wieder. Wir passieren die Straße und finden abseits der Brücke eine sehr kleine Badestelle, welche für eine kurze Erfrischung genutzt werden kann.

Da wo es hinunterging, geht es auch wieder hinauf. So oder ähnlich lässt sich erahnen, was jetzt folgt: Zur Linken, führt der Brandweg den Hang hoch, wir nehmen den etwas steinigen Weg, welcher sich über gut 760 Meter und rund 70 Höhenmeter hinauf schlängelt, bevor wir auf einen Abzweig treffen, der uns vor eine schwere Entscheidung stellt.

( V-24A ) Hinter’m Wald kamen sie hervor …

Der Lupinenweg zur Linken verläuft recht steinig und führt uns nach rund 780 Metern auf die Brandstraße – hier verkehren sogar Busse bis zur Brand-Aussicht, daher gilt es Obacht zu geben, wenn wir den Wald verlassen. Häufiger als Busse findet man jedoch auch Handbike- bzw. Rollstuhlfahrer, denn die Tour von Hohnstein startend, wurde vom Tourismusverband sogar als Handbike-Tour angepriesen, so dass jeder in der Lage ist, den „Balkon der Sächsischen Schweiz“ zu erreichen.

An der Brandstraße angelangt, verläuft unser Weg noch etwa 325 Meter, bis wir auf einen erneuten Abzweig treffen – der Rundweg führt unteranderem zur Napoleonschanze, der zweiten Variante dieser Route.

( V-24B ) Attacke !

Von nun an bewegen wir uns auf den Spuren der Geschichte, denn wie dereinst die Preussen, Österreicher und Russen gemeinsam bei der Völkerschlacht bei Leipzig kämpften, so pirschen auch wir uns heute im Schutze des Waldes an die Napoleonschanze heran. Der Ringflügelweg, welcher zur Rechten abzweigt, wird uns über gut 1,3 Kilometer zu den Füßen jenes Hangs führen, der zuvor unter dem Namen „Kretzscheleiberg“ bzw. „Kretzschelei Höhe“ bekannt war – abgeleitet von dem noch heute am nördlichen Unterhang stehenden Dreiseitenhof, welcher den Namen Kretzschelei trug, wobei der Name sicher von „Kretzschel“ abgeleitet wurde, dem damaligen Besitzer des Hofs.

Hört ihr bereits, wie die Kanonen in Stellung gebracht werden ? Nicht ? Dann haben wir Glück und die napoleonischen Truppen haben uns noch nicht bemerkt. Also pirschen wir uns weiter den Hang über die Wiese hinauf.

Nach seiner Niederlage im Russlandfeldzug 1812 kehrte Napoleon im Frühjahr 1813 mit einer neuen schlagkräftigen Armee aus Frankreich zurück. Das Königreich Sachsen und die Sächsische Schweiz wurden in dieser Zeit zum Kampf- und Durchzugsgebiet gewaltiger Truppenverbände. Vom 2. bis zum 27. Juli 1813 wurde eine Militärstraße zwischen Stolpen und Königstein erbaut, um möglichst schnell Truppenbewegungen durchzuführen.

Zum Schutz diese strategisch wichtige Verbindungen, zu der auch die Straßen Sebnitz – Hohnstein und Bad Schandau – Hohnstein gehörten, wurden mehrere Verteidigungsbaue angelegt. Bei Hohnstein wurden zu diesem Zweck drei Befestigungen errichtet und mit Kanonen bestückt. Eine davon wurde auf dem Kretzscheleiberg errichtet – heute zugleich die Einzige, welche im Hohnsteiner Gebiet erhalten geblieben ist.

Für diese Arbeiten mussten im Juli und August 1813 hunderte Hohnsteiner und Lohmener Bauern- und Steinbrecherfamilien, die teilweise die bis zu vier Meter hohen Schanzen für die Artillerie ausheben. Doch schon bald nach Fertigstellung mussten sich die französischen Truppen wieder zurückziehen, und sie den gegnerischen Truppen überlassen.

Sie haben uns entdeckt ! Nun heißt es schnell den Hang zu stürmen, bevor uns die Kanonen treffen. So wird es sich einst angefühlt haben, als die preussischen, österreichischen und russischen Soldaten auf diese Befestigung vorgerückt sind. Heute noch zeugen Aufschüttungen und Auffahrtsrampen in den drei Ecken der Flanken von den Standorten der Kanonen – die Schrecken der napoleonischen Befreiungskriege sind allerdings längst verblasst, auch wenn eine Tafel an jenen geschichtsträchtigen Ort erinnert. Von der Napoleonschanze erhält man einen ungefähren Eindruck, warum diese Position so militärisch bedeutend war, denn – neben einer vorzüglichen Raststelle für Wanderer – überblickt man das gesamte umgebende Land.

Vom Kretzscheleiberg bzw. der Napoleonschanze begeben wir uns nach einer ausgedehnten Pause hinab in Richtung der Brandstraße. Diese – gut ausgebaute Straße würde uns weiter in Richtung des „Balkons der Sächsischen Schweiz“ führen, doch um diesen zu erreichen, nehmen wir den ersten Abzweig zur Rechten in den Wald und gelangen so zum „Waldborn“, einer Quelle für den müden Wandersmann, um seine Reserven aufzufrischen. Der Waldweg kommt auch Barfußwanderern entgegen. Vom Waldborn geht es hinunter zum rund 260 Meter entfernten Rundweg, der uns über weitere 670 Meter zurück auf die Brandstraße führt.

Die Geschichte hinter uns liegend …

Die Brandstraße führt uns auf direktem Wege über rund einen Kilometer zur Brand-Baude. Die Straße ist gut ausgebaut, stellt aber dennoch Barfußwanderer vor keine nennenswerten Probleme. Wir können uns hier entscheiden, ob wir dem Restaurant einen Besuch abstatten, oder lieber an der nahegelegenen Thümmelgrotte die Aussicht genießen wollen. Beide Aussichten – vornehmlich jedoch der Brand – gelten als „Balkon der Sächsischen Schweiz“, denn von hier aus erhält man einen Überblick auf nahezu alle Steine und Tafelberge der Sächsischen und Böhmischen Schweiz …

Der Thümmelgrotte können wir ohnehin noch einen Besuch abstatten, denn dieser lohnt sich auf jeden Fall: Wer etwas zum Klettern sucht, kommt hier ebenso auf seine Kosten, wie diejenigen Wanderer, die einfach die Ruhe abseits des Restaurants genießen wollen. In der Grotte findet sich eine Inschrift, die jedoch nach mehr als 200 Jahren nur noch schwer zu entziffern ist:

Wohl mir, dass mir noch unverwöhnet
Die Lockung der Natur gefällt,
Solch eine Gegend, Freund, versöhnet
Mich mit dem Überdruß der Welt.
Man wird des Lebens überdrüssig
Bei aller Ebb’ und Flut der Stadt.
Doch hier, geschäftig oder müßig,
wird keiner seines Daseins satt.

- Moritz August von Thümmel ( 1738 - 1817 ) -

Vom Brand kommend, findet sich kurze Zeit später ein Waldweg linker Hand, der uns zur letzten Aussicht des Tages entführt: Es wird noch einmal an der Zeit, so manch kuriose Sandsteinformationen auf Film zu bannen – die Hafersäcke, aber auch die ersten Häuser von Waitzdorf auf der gegenüberliegenden Seite des Tals lassen sich ( je nach Vegatation ) erahnen …

Über die Brandstufen nähern wir uns dem Ende unserer Wanderung, im oberen Teil geht es über Holz-, Stein- und Eisenstufen, während der untere Teil allmählich in den Tiefen Grund absteigt. Ganz unten angekommen, ahnt ihr bestimmt, was jetzt folgt: Es geht die Straße für etwa 380 Meter hinauf, bis wir zur Rechten den Abzweig in den Dorfgrund entdecken. Zahllose Stufen erfordern noch einmal unsere letzten Reserven, bevor wir die ersten Häuser von Waitzdorf erblicken. Hier wird es nicht nur Zeit, die Klamotten aus dem Rucksack zu holen, sondern auch den Autoschlüssel bzw. das Portemonnaie zu suchen, denn wer möchte, kann in der Waitzdorfer Schänke einkehren. Über die Straße „Zum Dorfgrund“ gelangen wir auch direkt zurück zum Parkplatz.

Besonderheiten

Die ersten – reichlich – anderthalb Kilometer, welche uns zur Waitzdorfer Aussicht und wieder zurück zum Parkplatz führen, können wir ohne Rucksack und anderweitiges Gepäck zurücklegen.

Beschaffenheit der Wege

Die gesamte Route ist nur teilweise für Barfuß-Wanderer geeignet, da wir uns hier abwechselnd auf Waldboden, Sand oder Sandsteinen bewegen. Während der Wanderung werden wir uns über die asphaltierte Straße im Tiefen Grund bewegen, zusätzlich treffen wir auf einige Leitern aus Metall.

Einkehrmöglichkeiten

Auf dem Brand findet sich die Brand-Baude, welche nur darauf wartet von euch besucht zu werden. Zusätzlich haben wir die Möglichkeit am Ende der Wanderung in die Gaststätte „Waitzdorfer Schänke“ einzukehren. Die Preisgestaltung kommt dabei auch Wanderern mit kleinem Geldbeutel entgegen.

Download der Routen

Wenn du über ein GPS-Gerät oder eine App auf deinem Smartphone besitzt, kannst du dir die Route herunterladen und uns bei der Wanderung unterstützen. Je mehr Wanderer die Route besitzen, um so eher können die Fotografen unter uns sich die Zeit für ein perfektes Foto nehmen.

„Sachsen_V-24A.gpx“
Vorschau & Herunterladen

„Sachsen_V-24B.gpx“
Vorschau & Herunterladen

Download der Routenbeschreibung

Du möchtest einmal unabhängig von uns diese Wanderung unternehmen ? Kein Problem, lade dir dazu einfach die Routenbeschreibung herunter, welche den obigen Text, sowie die Daten zu Parkmöglichkeiten, Dauer und Länge der Wanderung enthält.

„Sachsen_V-24.pdf“
Herunterladen

Hinweis: Wenn du die Routenbeschreibung auf deinen Computer herunterladen möchtest, so klicke einfach mit der rechten Maustaste auf den Link und wähle „Verknüpfte Datei laden“ bzw. einen vergleichbaren Eintrag aus.

Diesen Beitrag teilen …

Über Martin

Natürlich. Nackt. Frei. Seit Sommer 2015 haben diese drei Worte einen neuen Lebensweg für mich geprägt. Ich war es leid, immer wieder die richtigen Klamotten in Schuh- oder Bekleidungsgeschäften zu finden, nur um sie nach meiner nächsten Wanderung in die Waschmaschine werfen zu können. Der Bibel zufolge wurde der Mensch nackt von Gott erschaffen - wir sehen dies sogar heute bei jeder Geburt, dass niemand mit einer Mütze geboren wird. Aber warum sollten wir Kleidung während einer Wanderung tragen ? Schließlich sind wir ein Teil der Natur und je mehr wir den Kontakt mit dieser erfahren, um so eher sind wir gewillt diese zu schützen. Für mich ist es daher wichtig, dass ich nicht nur meinen eigenen Körper der Natur aussetze, sondern dass meine Umwelt um mich herum geschützt wird …