
Liebe Wanderfreunde,
die Burg Hohnstein zählte einst zum herrschaftlichen Besitz des böhmischen Adelsgeschlechts der Berka von der Dubá, später ging die Burg, wie auch der benachbarte „Tyrgartten“ in kurfürstlichen Besitz über. Wir wollen uns auf die Spuren der Berken begeben, als auch so mancher Geschichte entlang des Lehrpfads Hohnstein lauschen, sowie in den Tiefen der Gautschgrotte versinken. Und vielleicht finden wir ja noch so manche Überraschung, die uns der Schinder von Hohnstein hinterließ ?
Sammelparkplatz
Der kostenpflichtige Parkplatz „Eiche“ bietet Platz für 65 Autos. Alternativ besteht auch – nach Absprache – die Möglichkeit, dass wir uns am Parkplatz vor dem Eingang des Waldcampingplatzes in Pirna-Copitz an der Äußeren Pillnitzer Straße 18 in 01796 Pirna treffen.
Treffpunkt | Parkplatz „Eiche“ | ||||||||
Koordinaten | N50.979167° E14.114631° | ||||||||
N50° 58.750048′ E14° 6.877856′ | |||||||||
N50° 58′ 45.0029″ E14° 6′ 52.6714″ | |||||||||
Adresse | Teichgasse 10, 01848 Hohnstein | ||||||||
Einfache Variante ( V-22A ) | |||||||||
| 5:00 | 9,78 km | 580 m | 580 m | |||||
Schwierige Variante ( V-22B ) | |||||||||
| 5:00 | 9,83 km | 602 m | 602 m |
Verlauf der Wanderung
Wir starten am Parkplatz „Eiche“ mitten in Hohnstein, so dass wir die ersten Meter unserer Wanderung bekleidet zurücklegen. Wir folgen der Rathausstraße, vorbei am wunderschönen Rathaus, welches wir nach etwa 270 Metern erreichen und den vielen kleinen Häusern, der immer noch sehr mittelalterlich geprägten Stadt. Die Kreuzung vor Augen, nehmen wir den Weg zur Linken in den Bärengarten. Stets über dem Ort wacht die Burg Hohnstein – seit 1924 Jugendherberge, damals sogar die Größte und Schönste. Unter den wachsamen Augen von Hinko, Berka von der Dubá, dessen Wappen mit gekreuzten Eichenästen den Durchgang zum zweiten Hof zieren und der im Jahre 1353 das „castrum hohenstayn“ zum Lehen erhielt, folgen wir dem Bärengarten bis zur Grenze des Nationalparks …
90 Jahre herrschten die Berken hier, bis sie das Anwesen durch Tausch- und Kaufgeschäfte an Kursachsen verloren. Nach etwa 180 Metern erblicken wir die spärlichen Überreste einer Mauer linker Hand, zum Ende unserer Wanderung können wir uns hier entscheiden, ob wir der Ritterstiege oder doch dem Weg wie wir ihn kamen zurück zum Ausgangspunkt folgen wollen.
Doch bevor es so weit ist, steigen wir in den Schindergraben hinab: Einmal um die Kurve und es eröffnet sich ein Weg hinunter in eine kleine Schlucht. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde von einem „Tyrgartten“ in Hohnstein berichtet der aber nur als ein Vorläufer des späteren Bärengartens angesehen werden kann. Der zur Rechten befindliche Bärengarten wurde im Auftrag von Kurfürst Christian II. im Jahre 1609 angelegt. Die Tiere wurden hier für grausame Hetzjagden auf dem Dresdner Altmarkt und im Schlosshof von Dresden gehalten. Besonders eindrucksvoll ist das untere Mauerwerk mit seinem Rundbogentor – der Bärenfang. Dieser diente zum Einfangen der Tiere für den Abtransport. Bei den im Hohnsteiner Zwinger gehaltenen Tieren handelte es sich größtenteils um Wildfänge aus dem Zeughausgebiet der Hinteren Sächsischen Schweiz, später auch aus Polen. Schon um 1660 galten die Bären in Sachsen als ausgerottet, nachdem die Bärenbestände im Dreißigjährigen Krieg noch einmal kurz zunahmen. Wer wilde Tiere hält, muss damit rechnen, dass diese auch ausbrechen: So entkam ein Hohnsteiner Bär bis in den nahen Thomaswald am Tanzplan in der Böhmischen Schweiz. Als der Ausreißer 1724 anlässlich einer Treibjagd bei Thomasdorf den Grafen Leopold Anton Salm-Reifferscheid angriff und zu Boden warf, wurde der Bär durch J. A. Hees erlegt. An dieses besondere Ereignis erinnert heute noch ein kleines Relief am Grabmal des Grafen in der Wölmersdorfer Kirche. Mit zunehmender Baufälligkeit der Anlage, wurde 1756 der Hohnsteiner Förster angewiesen alle noch gefangen gehaltenen Bären abzuschießen. Seitdem hat der Bärengarten ausgedient.
Die einzigen Bären, die sich heutzutage hier herumtreiben, sind entweder Rucksackwanderer oder werden mir zwei „e“, statt einem „ä“ geschrieben. Der Bärengarten geht ab einer kleinen Brücke in den Schindergraben über – zugleich ein kleiner Bach, der etwas Abkühlung verspricht. Der Schindergraben kann auch als Wildwasserbach gewertet werden, bevor dieser in der Nähe zur Polenztalschänke in die Polenz mündet.
Der Schindergraben verdankt seinen Namen dem ehemaligen Hohnsteiner Schinder, auch Abdecker, Feldmeister oder Caviller genannt, der in einem Haus unterhalb der Burg Hohnstein lebte. Die Schinder gehöhrten zu den „unehrlichen Leuten“ und wurden von anderen gemieden und ihr Haus lag meist am Rande einer Ansiedelung. Er war nicht nur zuständig um totes und totkrankes Vieh zu entsorgten, um damit der Entstehung von Seuchen und Krankheiten vorzubeugen, sondern auch der Gehilfe des Scharfrichters.
Wir werden die neu gebaute Brücke nutzen und die Polenz in Richtung des Polenztalweges überqueren. Der Polenztalweg führt uns stets entlang des Flüsschens mit mehreren einfach zugänglichen Badestellen am Rande des 2,8 Kilometer langen Weges. Schwierigkeiten haben wir hier keine zu erwarten, so dass wir dem angenehm barfußfreundlichen Weg folgen.
Ein Stück nach der Waltersdorfer Mühle treffen wir auf eine Sandsteinbrücke, welche uns trockenen Fußes über die Polenz führt. Sie wurde während der zweiten Phase der touristischen Erschließung unserer Heimat errichtet – also jener Zeitspanne, in der auch ihre große Schwester gebaut wurde: Die Basteibrücke. Auf der anderen Uferseite angelangt, halten wir uns links und erreichen nach 160 Metern nicht nur den Neuweg, sondern auch mit der Schlinge eine Bademöglichkeit. Seid vorsichtig – je nach Jahreszeit sind hier auch ganz gern Bremsen anzutreffen.
Abgekühlt und voller Tatendrang wartet das nächste Ziel unserer Wanderung auf uns: Der Neuweg wird uns so manches abverlangen, denn über gut einen Kilometer geht es knapp 180 Höhenmeter hinauf. Dabei wechselt der Untergrund stetig, so dass wir uns entweder über lockeren Waldboden oder so manche Sandsteine bewegen. Zu Beginn ist es möglich, dass einige Kieselsteine den Weg etwas beschwerlich gestalten, doch für den geübten Barfußgänger sicher kein Problem. Auf den letzten 20 Metern des Weges müssen wir einige Stufen nehmen – der krönende Abschluss, bevor es auf den Räumigtweg geht. Wir nutzen die Kreuzung, um kurz Luft zu holen, einen kleinen Schluck zu trinken oder um auf die letzten Wanderer zu warten. Der Räumigtweg verläuft entlang der Räumichtwiese ( ein Eingang findet sich nach etwa 480 Metern ), wenn das Gras frisch gemäht ist, können wir hier eine Pause einlegen, andernfalls verläuft unser Weg noch weitere 300 Meter, bis wir zum Abzweig in Richtung des Kleinen Kuhstalls gelangen.
Wir nehmen den etwas unscheinbaren Weg zur Linken und verlassen somit den Räumigtweg. Es geht leicht bergab, bevor es so richtig eng wird: Wir gelangen in eine 60 Meter lange Schlucht, auf der wir den Begangsteig erreichen. Fortan verläuft unser Weg immer entlang vom Stein, bis wir nach reichlich 190 Metern – unterhalb der Berken-von-der-Dubá-Wacht – auf den „Kleinen Kuhstall“ treffen. Derer gibt es in der Sächsischen Schweiz zuhauf, meist entstanden sie zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges, als sich die Bevölkerung ( oder das Vieh ) umliegender Dörfer in dem nur schwer zugänglichen Gelände in solchen Höhlen versteckte. Auch in späteren militärischen Konflikten, wie den napoleonischen Befreiungskriegen oder den Weltkriegen fanden die Bewohner Hohnsteins hier Schutz vor den feindlichen Truppen …
Für den Wagemutigen geht es natürlich unten durch, die Höhle ist keine 10 Meter lang, aber nur etwa 1,50 Meter hoch – Kopf einziehen, sei hier empfohlen. Wer keine Lust auf die kurze Passage hat, kann natürlich auch außen herum gehen, hier ist allerdings eine „kleine Klettereinlage“ erforderlich, denn eine große Sandsteinstufe will zu Beginn genommen werden. Auf der anderen Seite bzw. oben angelangt, folgen wir dem Begangsteig am Kletterfelsen „Grüner Stein“ vorbei und erreichen so nach knapp 310 Metern die Kreuzung zum Halbenweg. Wir folgen dem Halbenweg für wenige Meter und erblicken zur Rechten eine Höhle: Es ist die Diebshöhle, welche neben dem aufgelassenen und bewaldeten Steinbruch Hohnstein liegt. Es handelt sich um eine große Schichtfugenhöhle, die etwa 25 Meter breit und 10 Meter tief ist. An den Felswänden ist der Sandstein mancherorts wabenförmig verwittert.
Hinweis: Wir sollten hier ganz genau auf den Weg achten, denn die Diebshöhle befindet sich in der Kernzone.
Wir begeben uns zurück in Richtung des Halbenwegs. Für etwa 1,5 Kilometer wird dieser Waldweg unser Begleiter sein. Wie schon auf unserem Weg entlang der Polenz sind hier keine Schwierigkeiten zu erwarten, auch wenn es so manche Höhenmeter zu überwinden gilt. Hin-und-wieder treffen wir auf Hinweisschilder des „Lehrpfads Hohnstein“, ein Rundweg von etwa fünf Kilometern Länge, der durch den Hohnsteiner Wald, sowie auf die umliegenden Höhen führt und neugierige Wanderer auf insgesamt 18 Informationstafeln zu besonderen Felsformationen oder typischen Waldbildern und Baumarten aufklärt. Wir umrunden den beliebten Klettergipfel „Kleiner Halben“ und gelangen an eine Kreuzung: Von hier aus geht es zur Gautschgrotte, die über einen schmalen Pfad nach knapp 50 Metern erreicht wird. Früher wurde sie auch „das kalte Loch“ genannt und so ist die Gautschgrotte eine durch überhängende Felswände gebildete Grotte. An einem Quellhorizont an der Oberkante, tritt je nach Niederschlag, unterschiedlich viel Wasser aus. In kalten und feuchten Wintern kann sich so ein riesiger Eiszapfen bilden, der vom Grund der Grotte bis zu deren Oberkante reicht ( zuletzt geschehen im Winter 2021 / 2022 ). Diese Eissäule wurde schon durch den sächsischen Bergsteiger Bernd Arnold bestiegen. Benannt wurde die Grotte übrigens nach dem Dresdner Rechtsanwalt und Heimatforscher Carl ( auch Karl ) Friedrich Constantin Gautsch, der sich um die Geschichte des Gebietes verdient machte. Gautsch erkannte schon frühzeitig die Bedeutung einer Sammlung von Gemälden, Kupferstichen, Holzschnitten, Lithographien und Photographien. Das Ziel war die möglichst lückenlose Dokumentation der Entwicklung von Natur und Landschaft und ihrer Veränderungen …
Und auch in der Geschichte des letzten Jahrhunderts spielte die Gautschgrotte eine wichtige Rolle, denn nach der Machtübernahme durch die NSDAP fand hier eine illegale Bezirkskonferenz der KPD Sachsen statt, um das weitere Vorgehen der Partei gegen die neuen Machthaber abzustimmen.
Zurück geht es, wie wir den Weg kamen, bis wir auf den Halbenweg gelangen. Vorbei geht es am ebenfalls beliebten Klettergipfel „Großer Halben“ und an der Aussicht zum Kalten Loch, bevor wir nach etwas weniger als 270 Metern einen malerischen Blick auf die Burg Hohnstein erhalten. Auf unserem Weg begegnen wir immer häufiger vereinzelten Wanderern und bis zum Abzweig Schindergraben ist es auch nicht mehr weit. Keine 280 Meter vergehen und wir finden uns im Bärengarten wieder. Die letzten Meter des Tages wollen genommen werden und so folgen wir dem Waldweg für etwa 140 Meter, bis wir an jene Stelle gelangen, von der eingangs der Wanderroute schonmal berichtet wurde: Dem Aufstieg zur Ritterstiege.
( V-22A ) Die Bären sind los …
Ihr möchtet es lieber entspannt angehen ? Die letzten Meter unserer Wanderung führen uns unterhalb der Burg Hohnstein den Bärengarten hinauf – es ist der gleiche Weg, wie wir ihn zu Beginn der Wanderung nahmen. Am Rathaus des kleinen Örtchens biegen wir rechts ab und folgen der Rathausstraße bis zur Kreuzung Am Breiten Stein / Teichgasse. Noch etwas mehr als 110 Meter und wir befinden uns am Ausgangspunkt unserer Wanderung.
( V-22B ) Auf Hinko’s Spuren …
Darf es etwas herausfordernder sein, blicken wir hinauf zur Mauer: Die Ritterstiege beginnt etwas hinter der Mauer und verläuft zunächst stetig entlang der alten Überreste des Zwingers. Wenige Meter darauf entdecken wir die ersten Stufen im Sandstein – spätestens jetzt wissen wir, dass wir richtig sind. Es geht die Stufen hinauf, wir biegen links ab, folgen dem Weg rund um den Stein und stehen plötzlich … vor einer frei stehenden Leiter ( im besten Fall ) oder einer rund zwei Meter hohen Sandsteinwand. Diese will erklommen werden – etwas einfacher mit jener an den Fels gelehnten Leiter oder eben mit Muskelkraft. Griffe finden sich im oberen Teil leider nur wenige, so dass Hilfsmittel von Zeit zu Zeit benötigt werden. Mal lehnt hier so eine Birke als Tritthilfe oder eben seit dem Jahr 2022 eine Leiter …
Haben wir den Anstieg gemeistert, verläuft unser Weg ohne größere Herausforderungen hinauf zum Ritterfelsen. Wir erhalten einen einzigartigen Blick auf den Herrschaftssitz Hinkos, Berka von der Dubá. Vorbei am Feld gelangen wir zur Waldstraße, welche uns zurück in Richtung Rathaus und hinein in den Stadtkern führt. Nach rund 80 Metern geht die Waldstraße in den Weg „Am Breiten Stein“ auf, der uns über 200 Meter zur Rathausstraße führt. Wir biegen ein letztes Mal rechts ab und in etwas mehr als 110 Metern befinden wir uns am Ausgangspunkt unserer Wanderung.
Besonderheiten
Im Verlauf haben wir mehrfach die Möglichkeit, uns in der Polenz abzukühlen. Das Ufer ist teilweise geprägt von Sandstränden, aber auch steinigen Untergründen, im Gewässer kann es hin und wieder vorkommen, dass einige Steine liegen. Zum Ende der Wanderung haben wir die Möglichkeit, über die Ritterstiege zum Ritterfelsen aufzusteigen und einen einzigartigen Blick auf die Burg Hohnstein zu genießen.
Beschaffenheit der Wege
Die gesamte Route ist für Barfuß-Wanderer geeignet, da wir uns hier abwechselnd auf Waldboden, Sand oder Sandsteinen bewegen. Am Anfang und Ende der Wanderung werden wir uns über die asphaltierte Rathausstraße bewegen. Wenn ihr euch für den Weg über die Ritterstiege entscheidet, ist es notwendig, dass ihr einige Sandsteine erklimmen müsst und wir treffen – bestenfalls – auf eine freistehende Leiter aus Metall, zum Abschluss geht es über den teilweise asphaltierten und im unteren Verlauf gepflasterten Weg „Am Breiten Stein“.
Einkehrmöglichkeiten
Im Polenztal befindet sich das Gasthaus „Polenztalschänke“, welche nur darauf wartet von euch besucht zu werden. Zusätzlich haben wir die Möglichkeit am Ende der Wanderung in zahlreichen Cafés und Gaststuben in Hohnstein einzukehren. Die Preisgestaltung kommt dabei auch Wanderern mit kleinem Geldbeutel entgegen.
Download der Routen
Wenn du über ein GPS-Gerät oder eine App auf deinem Smartphone besitzt, kannst du dir die Route herunterladen und uns bei der Wanderung unterstützen. Je mehr Wanderer die Route besitzen, um so eher können die Fotografen unter uns sich die Zeit für ein perfektes Foto nehmen.
„Sachsen_V-22A.gpx“
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„Sachsen_V-22B.gpx“
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Download der Routenbeschreibung
Du möchtest einmal unabhängig von uns diese Wanderung unternehmen ? Kein Problem, lade dir dazu einfach die Routenbeschreibung herunter, welche den obigen Text, sowie die Daten zu Parkmöglichkeiten, Dauer und Länge der Wanderung enthält.
„Sachsen_V-22.pdf“
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