Liebe Wanderfreunde,
der Lilienstein gilt nicht nur als Symbol unseres Nationalparks, seine Steine sind Zeugen europäischer Geschichte: Napoleon sah er ebenso, wie das Adelsgeschlecht der Wettiner. Und dass er heute noch von Sachsen und Gästen aus aller Welt bestiegen werden kann, verdanken wir dem gewitzten Festungskommandanten von Kyau …
Sammelparkplatz
Der kostenpflichtige Wanderparkplatz „Lilienstein“ bietet Platz für 60 Autos. Alternativ besteht auch – nach Absprache – die Möglichkeit, dass wir uns am Parkplatz vor dem Eingang des Waldcampingplatzes in Pirna-Copitz an der Äußeren Pillnitzer Straße 18 in 01796 Pirna treffen.
Treffpunkt | Wanderparkplatz „Lilienstein“ | ||||||||
Koordinaten | N50.934372° E14.083059° | ||||||||
N50° 56.062350′ E14° 4.983559′ | |||||||||
N50° 56′ 3.7410″ E14° 4′ 59.0135″ | |||||||||
Adresse | Kaiserstraße, 01814 Bad Schandau | ||||||||
| 4:30 | 7,88 km | 478 m | 478 m |
Verlauf der Wanderung
Unsere Wanderung rund um den Lilienstein startet vom Wanderparkplatz unterhalb des markanten Tafelberges – wer mit dem Zug anreist und mit der Fähre übersetzt, kann aber auch bei Kilometer 2,9 starten und begibt sich als Erstes auf das Symbol unseres Nationalparks, bevor dieser umrundet wird.
Vom Parkplatz begeben wir uns die ersten gut 310 Meter die asphaltierte Liliensteinstraße in Richtung Halbestadt, bevor wir in die Kaiserstraße abbiegen, welche kurz darauf zur „Halbestadt“ wird. Auf diesem Plateau – die Ebenheit – kapitulierte am 16. Oktober 1756 die kurfürstlich-sächsische Armee nach der Belagerung bei Pirna vor den preußischen Truppen. Auch in der Zeit der Befreiungskriege kam es hier zu Kampfhandlungen zwischen den napoleonischen und alliierten Truppen Englands, Österreichs, Preußens und Russlands. Die heute noch erhaltene Kaiserstraße, sollte es ermöglichen, in kürzester Richtung aus der Lausitz über den Nollendorfer Paß ins Teplitzer Becken vorzustoßen oder einer vor Dresden operierenden feindlichen Armee in die Flanken bzw. in den Rücken zu fallen …
Wir folgen dem Weg weiter entlang des Feldes, mit Blick auf die Westecke des Liliensteins. Im Verlauf erkennen wir auch die typische Silhouette mit abfallenden Nordhang und der schroffen Südkante.
Nach etwa 1,2 Kilometern wird der Weg unter unseren Füßen etwas steiniger – es geht bergab in Richtung Elbe. Wir nehmen etwa 100 Höhenmeter auf einer Distanz von 700 Metern, bevor wir auf die ersten Gebäude von Halbestadt treffen. Wir folgen der Kurve bis zum Ende und biegen anschließend links ab. Auf der anderen Seite der Elbe ragt der Königstein mit seiner imposanten Festungsanlage empor, während der gleichnamige Ort malerisch dem Lauf der Elbe folgt. Die asphaltierte Straße durch Halbestadt begleitet uns für etwa 620 Meter, vorbei geht es an Wiesen und Feldern, wie auch vereinzelten Häusern. Kurz vor’m Anleger der Elbfähre ( wer mit dem Zug anreist, kann auch hier starten ) biegen wir links ab und folgen der Ausschilderung zum Lilienstein. Es geht leicht bergan, auf 250 Metern geht es etwa 50 Höhenmeter hinauf – der Weg ist gepflastert, aber auch stark von Touristen frequentiert, denn er ist Hauptverbindungsweg für Wanderer, die mit dem Zug anreisen.
Haben wir diesen Anstieg bewältigt, geht es etwas gemütlicher den Kirchweg bergauf – wir wollen zum „Alten Südaufstieg“, welcher einst auf Ersuchen des Bergwirtes angelegt wurde, da die Gastwirtschaft von Ebenheit, durch dessen Gelände der Aufstiegsweg von Königstein her führte, zeitweise abgesperrt war. Der Forstfiskus übernahm die Kosten, und im Frühjahr 1887 entstand dieser mit vielen Steinstufen versehene Weg, durch viele herabgestürzte Blöcke führend und von großen Kiefern eingerahmt.
Um zum Alten Südaufstieg zu gelangen, halten wir nach der Talstation des Lastenaufzugs vom Lilienstein Ausschau, haben wir diesen erreicht, verläuft ein schmaler Pfad rechter Hand in den Wald hinein, wir erkennen ihn bereits an den ersten steinernen Stufen. Es geht noch einmal steil bergan und im Verlaufe von etwas mehr als 400 Metern überwinden wir etwas mehr als 120 Höhenmeter – der Lilienstein mit seinen 418 Höhenmetern fordert seinen Tribut. Der Weg wird eher selten begangen und so ist es nicht verwunderlich, dass uns so manch sterbende Buche den Weg versperrt, uns soll dies nicht kümmern und so finden wir auch hier einen Weg drüber.
Den alten Teil des Südaufstieges hinter uns liegend, nähern wir uns dem Klettergipfel „Liliensteinwächter“, sowie jenem Teil des Aufstiegs, den schon August der Starke, König von Polen und Kurfürst Sachsens dereinst nahm. Wir folgen dem Haupttouristenweg über vereinzelte Eisengitter und -stufen für weitere gut 110 Meter, bis wir auf dem Plateau des Liliensteins ankommen. In den Sommermonaten kann es hier recht voll werden, doch wir wollen sogleich die erste Aussicht besuchen: Jene am Liliensteinwächter, bevor es über zwei schmale Eisenleitern hinüber zur Aussicht an der Westecke geht. Von hier erhalten wir einen wunderschönen Blick auf das Basteigebiet, den Rauenstein, die Bärensteine, aber auch den Königstein. Dass wir den Lilienstein noch heute besuchen und uns nicht auf preußischem Hoheitsgebiet befinden, dafür können wir uns beim Festungskommandant von Kyau bedanken:
Nach Ende des Zweiten Schlesischen Krieges 1745 und Unterzeichnung des Friedensvertrages in Dresden feierten Sieger und Besiegte auf der Festung Königstein. Beim Bankett in der Christiansburg verliebte sich Friedrich II. in den Lilienstein. Kurfürst Friedrich August II. schenkte in gönnerhaft dem preußischen Monarchen ( in einer anderen Version – zu lesen an der Felsbaude – verspielte er ihn beim Trinkgelage ). Jedenfalls bereute er es am nächsten Tag, denn die 50 Meter Höhenunterschied zu Gunsten des Liliensteins waren ein unschätzbarer Vorteil. Keiner seiner Berater konnte helfen. Nur der gewitzte Festungskommandant von Kyau wusste Rat. Er verfasste einen Brief an den Preußenkönig ( in der zweiten Version begibt er sich selbst nach Potsdam ). In ihm bittet er darum, dass doch der Lilienstein innerhalb von vier Wochen abtransportiert werden müsste, da Sachsen den Platz selbst dringend benötige. Es fände sich doch bestimmt noch ein Plätzchen im Park von Sanssouci. Der Preußenkönig war erstaunt und belustigt und verzichtete mit süßsaurer Miene.
Von diesen beiden Aussichten kommend, begeben wir uns hinüber zur ehemaligen Burg Lilienstein, diese wurde im Zusammenhang mit dem Bau der Burg auf dem Königstein als Wehranlage errichtet. Im Gegensatz zu vielen anderen Befestigungsanlagen in der Sächsischen Schweiz wurde die Burg aus Stein erbaut und ist deshalb heute noch in Teilen erhalten. Viele andere Burgen wurden aus Holz errichtet und sind längst verfallen. Erstmals wurde die Burg im Jahre 1379 urkundlich belegt und 1397 bezeichnete man sie als „veste Lilgenstein“. Im Verlaufe der Dohnaischen Fehde gelangte mit der Burg Königstein auch der Lilienstein in den Besitz der Meißner Markgrafen. Alte Stadtrechnungen von Dresden zeigen an, dass im Jahre 1406 markgräfliche Söldner auf der Burg weilten. Durch den Vertrag von Eger vom 25. April 1459 kamen Festung und Lilienstein dauerhaft nach Sachsen, damit ging einher, dass der Lilienstein seine Berechtigung als Grenzsicherung verlor und wahrscheinlich im 15. Jahrhundert aufgelassen wurde. Die Zeit verwischte alle Spuren, und die Burg geriet fast in Vergessenheit.
Vorbei geht es an der Felsbaude Lilienstein, den Wettin-Obelisken fest im Blick. Im Zuge der 800-Jahr-Feier des Bestehens des Haus der Wettiner – dem Adelsgeschlecht der sächsischen Könige und Kurfürsten, wurde am 13. Oktober 1889 die Wettinsäule eingeweiht. In Richtung Talseite befindet sich der Sinnspruch der Wettiner „Providentiae memor“ – „Der Vorsehung eingedenk“, auf der Rückseite die sächsische Königskrone und an den Seitenflächen die Jahreszahlen 1089 und 1889. Gebaut wurde er aus Sandstein, welcher in der Nähe gebrochen wurde. In Folge seiner exponierten Lage, kam es im Laufe der Jahre zu mehrfachen Blitzeinschlägen, dies führte 1999 dazu, dass er stark einsturzgefährdet war. Im Auftrag der Nationalparkverwaltung wurde er jedoch ein Jahr später restauriert.
Wir folgen dem eingezäunten Weg weiter, bis wir die nächste Aussicht erreichen und auch hier findet sich erneut ein Obelisk. Er wurde anlässlich der Besteigung des Tafelberges durch August den Starken errichtet. Diese Besteigung erfolgte am 26. Juli 1708 über den Südaufsteig. Neben Mitgliedern seines Hofstaates, soll auch seine Mätresse die Gräfin Cosel, in seiner Begleitung gewesen sein.
Friedrich August, König und Kurfürst
von Sachsen, hat mit Glück und ebenso mit Mut diesen wilden
Felsen als erster bezwungen und den Zugang
bequemer einrichten lassen im Jahre 1708.
1957 wurde der obere Teil des Obelisken durch einen Blitzschlag zerstört. Der Ilse-Bähnert-Stiftung, dem Nationalparkamt und dem Tourismusverband Sächsische Schweiz ist es zu verdanken, dass seit 2008 ein neuer Stein eingeweiht werden konnte. Zu diesem Anlass wurde die Besteigung des Lilienstein durch August den Starken nachgestellt. Tom Pauls in der Rolle des Kurfürsten fuhr mit einer Kutsche bis zum Fuße des Liliensteins und erstieg anschließend mit seinem Gefolge das Plateau, wo der neue Obelisk feierlich enthüllt wurde …
Von hier erhalten wir bei gutem Wetter eine hervorragende Sicht ins Elbtal und können über die Tafelberge Pfaffenstein, Gohrisch und Papststein sogar bis ins Böhmische blicken.
Eine letzte Aussicht findet sich noch auf dem Lilienstein: Die Carolabastei, benannt nach Carola, Prinzessin von Wasa, die durch spätere Heirat mit Albert von Wettin, einem Sohn von „König Johann von Sachsen“, letzte Königin Sachsens wurde. Ihre Volksnähe und Beliebtheit im Volke veranlasste daraufhin den an der Erschließung der Sächsischen Schweiz maßgeblich beteiligten „Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz“ und seiner Ortsgruppen, ihr in der Natur ein Denkmal zu setzen.
Von der Carolabastei folgen wir dem Weg zum Nordabstieg. Über eine Kombination aus Leitern, Stufen und Treppen nähern wir uns über etwa 570 Meter einer Kreuzung, die uns – wir sehen sie bereits linker Hand – zu einer weiteren großen Kreuzung führt. Wir verbleiben auf dem Ringweg, welcher rechts entlang des Hangs verläuft, um so in Richtung der Sellnitz zu gelangen – früher Schäferei, heute befindet sich hier eine Jugendbildungsstätte und der Wirtschaftshof des Nationalparks Sächsische Schweiz. Hier können wir einiges über die Sächsische Schweiz, sowie die Flora und Fauna lernen. Über die Wiese gelangen wir zur gleichnamigen Zufahrtsstraße, welche nach rund 600 Metern in den Sellnitzfahrweg mündet. Bis zum Parkplatz sind es nun nur noch knapp 550 Meter.
Besonderheiten
Auf der Wiese der Jugendbildungsstätte Sellnitz laden zahlreiche Stationen zum bewussten Naturerleben ein. So tauscht man hier das Smartphone einmal gegen das Baumtelefon, um die Leitfähigkeit des Holzes nachzuempfinden oder fühlt unterschiedliche Bodenbeschaffenheiten beim Gang über den Barfußpfad. Am Augenbaum kann man erleben, wie verschiedene Tiere sehen und auch Stationen wie die Kräuterspirale, die Wurzel und andere Elemente laden zum Ausprobieren ein und vermitteln allerlei Wissenswertes.
Beschaffenheit der Wege
Die gesamte Route ist größtenteils für Barfuß-Wanderer geeignet, da wir uns hier lediglich auf Waldboden, Sand oder Sandsteinen bewegen. Wir werden während der Wanderung allerdings immer wieder auf einige Leitern und Stufen treffen. Zu Beginn der Wanderung und im Verlauf durch Halbestadt werden wir uns auch über asphaltierte Straßen bewegen.
Einkehrmöglichkeiten
Auf dem Lilienstein findet sich die gleichnamige Felsenbaude, welche nur darauf wartet von euch besucht zu werden. Die Preisgestaltung kommt dabei auch Wanderern mit kleinem Geldbeutel entgegen – ihr solltet allerdings eine kleine Höhenzulage einkalkulieren.
Download der Routen
Wenn du über ein GPS-Gerät oder eine App auf deinem Smartphone besitzt, kannst du dir die Route herunterladen und uns bei der Wanderung unterstützen. Je mehr Wanderer die Route besitzen, um so eher können die Fotografen unter uns sich die Zeit für ein perfektes Foto nehmen.
„Sachsen_V-14.gpx“
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Download der Routenbeschreibung
Du möchtest einmal unabhängig von uns diese Wanderung unternehmen ? Kein Problem, lade dir dazu einfach die Routenbeschreibung herunter, welche den obigen Text, sowie die Daten zu Parkmöglichkeiten, Dauer und Länge der Wanderung enthält.
„Sachsen_V-14.pdf“
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