
Liebe Wanderfreunde,
die Sächsischen Naturistentage sind vorüber und viele der Teilnehmer können nicht genug bekommen von den textilfreien Wanderungen – gut, dass auch Andreas seinen Ausflug in die Tiroler Alpen rechtzeitig beenden konnte und nun seine Anhänger zu einer weiteren Wanderwoche nach Thüringen ruft …
Als „Basecamp“ wurde dieses Jahr das Hufhaus ausgewählt, denn die Wanderungen sollten am Rande des Freistaates im Südharz stattfinden – und natürlich werden wir auch das befreundete Sachsen-Anahlt mehrfach besuchen …
Inhaltsverzeichnis
1. Tag: Ilfelder Panorama-Tour …
2. Tag: Neustadt – Burg Hohnstein …
3. Tag: Schierker Klippentour …
4. Tag: Wanderung Rappbode – Wendefurth …
5. Tag: Wanderung bei Altenau …
6. Tag: Wanderung in der Hohen Schrecke …
7. Tag: Wanderung auf dem Kyffhäuser-Weg …
8. Tag: Stolberg – Josephskreuz …
9. Tag: Brocken-Wanderung …
10. Tag: Wanderung bei Bad Frankenhausen …
Sonntag, 25. Juli: Ilfelder Panorama-Tour …
Es ist kurz vor 10, als wir am Parkplatz in Ilfeld ankommen – in der Kirche nebenan beginnt der Gottesdienst, es ist Sonntag. Auf geht es zum Bahnhof. Hier angekommen sind die ersten bekannten Gesichter zu entdecken und schnell gesellen sich weitere hinzu, aber auch mir unbekannte Wanderer verstärken die Gruppe. Kurz von 11 ist ein Pfeifen zu hören und die Dampfwolke zu sehen: Pünktlich kommt unser Zug, welcher uns zum Netzkater bringen soll. Nach wenigen Minuten ist die Fahrt wieder beendet und wir beginnen den Aufstieg. Nach zwei Kurven aber erstmal eine kurze Pause: Wir können unsere Wanderkleidung anlegen, bevor es weiter den Berg hinauf zum Ilfelder Panoramaweg geht.
Nach einem kurzen Stück auf der breiten Waldstraße geht es vorbei an der ersten Stempelstelle der Harzer Wandernadel auf einem schmalen Pfad in den Wald. Gute drei Kilometer zeigt der Armbandcomputer, als der erste Höhepunkt der Wanderung erreicht ist: Das Wetter meint es gut mit uns, so das der Pausenplatz seinen Namen zurecht trägt – Brockenblick. Hier ist jetzt die große Mittagspause für die 39-köpfige Truppe ( der eine Hund sei nicht vergessen ). Frisch gestärkt geht es immer weiter den Berg hinauf zum Poppenberg, welcher an sich nicht bemerkenswert ist, wäre dort nicht der 33,5 Meter hohe Turm, den ( fast ) alle hinaufstiegen um einen Ausblick in die Umgebung zu genießen. Nachdem alle wieder festen Boden unter den Füßen hatten, ging es wieder hinab. Der Weg führte uns dabei an mehreren Felsen und Ausblicken vorbei: Falkensteine, Kupfertalklippe und Bielstein. Aber wir sind natürlich nicht die einzigen Wanderer in der Gegend, auch der alte Geheimrat Goethe war hier schon unterwegs – so vermittelten es die Informationstafeln an der Wetterfahne oberhalb von Ilfeld: Diese Lichtung bot einen grandiosen Ausblick auf den Ort und auch das Gipfelbuch wurde signiert. Die Pause war beendet und der endgültige Abstieg begann – vorbei am Ausblick am Gänseschnabel. Im Tal angekommen ging es nach dem „Umziehen“ über die Gleise zurück zu den Autos – nur kurz aufgehalten vom Feuerross, welches uns heute morgen kurz mitnahm und nun auch seinen täglichen Ausflug zum Blocksberg fast wieder erledigt hatte.
Montag, 26. Juli: Wanderung Neustadt – Burg Hohnstein …
Der zweite Wandertag begann für die Hüttenbewohner ganz entspannt: Start und Ziel war das Hufhaus, also genug Zeit am Morgen, bevor es um 11 Uhr los gehen sollte. Das Höhenprofil zeigte auch eine Besonderheit – es ging bis zur Burg Hohnstein hinab, bevor uns der Aufstieg wieder zurück zur Unterkunft bringen sollte. Fast pünktlich konnte die Mannschaft – welche unterwegs auf 40 Teilnehmer anwachsen sollte – starten und der Anfahrtsstraße folgend die Unternehmung beginnen. Der Weg zu unserem Hauptziel war nicht besonders spannend und wurde so für Gespräche zum Kennenlernen der „neuen“ Teilnehmer genutzt. Im Tal des Hardtbachs konnten wir einen ersten Blick auf die Burg erhaschen und nun lag die erste schwierige Passage vor uns: Der Aufstieg zur Burg war nicht nur recht steil, sondern erforderte auf Grund des Weges besondere Trittfestigkeit – aber im Team wurde sich geholfen und wenig später war der Eingang zur Burg Hohnstein erreicht.
Ein Umziehen war nicht erforderlich – die Wirtschaft vor Ort hatte Ruhetag – und jeder erkundete das alte Gemäuer auf seine Art – ob nun der Turm mit der Aussicht über Neustadt, der alte Kräutergarten, die verfallenen Mauern als Kulisse und nicht zuletzt die zahlreichen Sitzgelegenheiten: Es war Zeit für die Mittagspause.
Neueste Forschungen zum romanischen Baubestand der Burg scheinen darauf hinzuweisen, dass der Bau der Ursprungsanlage frühestens in die Mitte des 12. Jahrhunderts zu setzen ist. Ihre Gründung wurde stets einem Grafen Konrad von Sangerhausen zugeschrieben, einem Neffen des Thüringer Landgrafen Ludwig der Springer. Eine Verbindung Konrads zu den ab 1182 auftretenden Grafen von Honstein lässt sich nicht nachweisen. Es handelt sich hier um die Grafen von Ilfeld, welche die Burg, keine Grafschaft, Mitte der 1170er Jahre von den Welfen erlangten. Als Grafen von Hohnstein ( zeitgenössisch: Honstein ) übernahmen die Grafen von Ilfeld rasch die Vorherrschaft im Südharz-Gebiet. Die neubegründete Dynastie der Honstein-Ilfelder Grafen führte den Leitnamen Elger, und sie wählten die Burg Honstein als ihren Stammsitz. Es ist bekannt, dass sie unter der Regentschaft Elger III. geschleift wurde. Die erste Erwähnung der Burg Hohnstein ist auf das Jahr 1202 datiert. Nach der ersten Blüte des Geschlechts im 13. Jahrhundert trat durch die Erbteilung 1315 in mehrere Linien ein Bedeutungsverlust ein. Auch militärisch war die Burg Hohnstein bald veraltet. 1380 wurde sie erstmals erobert und nochmals 1412 in einem Familienstreit, der zum so genannten Fleglerkrieg ausartete, in dessen Folge die Hohnsteiner Grafen ihre Stammburg verloren.
Während des Bauernkrieges galt Hohnstein noch als sichere Festung und wurde deshalb vom Abt des Klosters Ilfeld aufgesucht, um sich und den Klosterschatz zu retten. Während die Hohnsteiner Grafen auf Burg Lohra das Ende ihrer Herrschaft besiegelten ( sie starben 1593 aus ), gelangte die Burg Hohnstein durch Kauf im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts in den Besitz der Grafen zu Stolberg, welche die Anlage militärisch und baulich mit großem Aufwand modernisierten ( Artillerieturm ) und unter Graf Heinrich zu Stolberg zu einem repräsentativen Renaissanceschloss ausbauten. In dieser Zeit wurde sie eine der größten Burgen im Harz.
Sie wurde 1627 zerstört. Eine kaiserliche Truppe unter Obristleutnant Christian Vitzthum von Eckstedt steckte die von ihr bereits weitgehend ausgeplünderte Burg und das zugehörige Vorwerk im Juli 1627 in Brand. Nur wenige brauchbare Überbleibsel konnten so nach Abzug der vitzthumschen Truppe aus der Brandruine geborgen werden, wozu die Glocke der Burgkapelle und der Altar der Schlosskapelle gehörten.
Nach dem der Proviant vertilgt war, kamen alle noch für einige Gruppenphotos zusammen und der Abstieg begann. Dort kamen wir zu den Resten der Vogtei und an einem Mammutbaum vorbei – ob dieser nun 150 oder gar 350 Jahre alt war, konnten wir leider nicht ergründen. Auf unseren nun beginnenden Aufstieg kamen wir am Felsentor vorbei – wieder wurde eine Gruppenaufnahme choreographiert – und dann eine Pause auf einem der beiden Felsen eingelegt. Auch wenn uns hin und wieder ein paar Regentropfen erreichten, ging es weiter bis zur Talsperre Neustadt – zum Bedauern vieler leider zur Trinkwassergewinnung bestimmt und daher mit einem Badeverbot belegt. Nach dieser letzten Pause ging es strammen Schrittes hinauf zum Hufhaus, nur kurz aufgehalten durch zwei mächtige Maschinen, welche sich der Baumernte widmeten.
Dienstag, 27. Juli: Schierker Klippentour …
Nach dem regnerischen Wetter zum Abendessen am Vortag, wollte sich auch am Morgen des dritten Tages keine richtige Sommerstimmung einstellen, aber die Wanderer der wohl schwierigsten Etappe sollte das nicht stören und es ging teilweise leichtem Niesel von Elend den Berg hinauf zur ersten von unzähligen Aussichten: Dem Barenberg. Nach kurzer Pause war die Truppe von 34 Teilnehmer wieder vereint und es ging weiter zu einer geologischen Besonderheit, den Schnarcherklippen – gut dass wir uns auf den Wanderleiter verlassen konnten, und nicht auf den Kompass angewiesen waren, dieser ließ sich hier vom Felsen verwirrend anziehen. Aber viel interessanter war der Ausblick von oben, der Dank einiger Leitern gut zu erreichen war.
Gut gestärkt ging es wieder hinab nach Schierke – Einige konnten es nicht lassen, unterwegs auf den Mäuseklippen zu klettern – und vorbei an der Kirche auf der anderen Talseite über den Pfarrsteig wieder den Berg hinauf. Unterwegs querten wir, gesäumt vom tal- und bergwärts fahrenden Zug, die Strecke der Brockenbahn, deren Pfeifen uns die ganze weitere Wanderung begleiteten sollte. Nicht viel weiter, wartete schon die nächste Aussicht auf uns: Der Ahrentsklint. Nach unzähligen Fotos sollte uns der Weg über den Glashüttenweg und den Moorsteig zum Höhepunkt des Tages bringen – der Leistenklippe. Für einen Teil der Wandergruppe war kurz nach dieser Aussicht Schluss, denn Rainer entschied sich ( unfreiwillig ) näheren Kontakt zu den Steinen auf dem Moorsteig zu suchen: Martin, Mic und Rainer entschieden sich daraufhin, eine Abkürzung zu nehmen. Ein imposanter Rundblick, ebenbürtig dem Brocken, lies bis nach Wernigerode, den Wurmberg und natürlich dem höchsten Gipfel des Harzes schauen. Aber irgendwann holte uns der Zeitplan in das hier und jetzt zurück und der Abstieg zum Endpunkt der Wanderung – der Schierker Stern – sollte beginnen. Einen letzten Ausblick bot unterwegs der Trudenstein.
Mittwoch, 28. Juli: Wanderung Rappbode – Wendefurth …
Heute sollte es eine mehr oder weniger entspannte Etappe geben: Nicht zu lang und auch der Höhenunterschied überschaubar. Los ging es mit eine Fahrt zum Startpunkt in Neuwerk, vorbei an der noch relativ unbelebten Staumauer der Rappbode-Talsperre. Zum Aufwärmen ging es erstmal schnellen Schrittes bergauf vorbei am unspektakulären Gesundheitsbrunnen. Die weitere Wanderung führte uns durch den Wald und über die Straße nach Rübeland, wo wir den Zugang oberhalb der Attraktionen rund um die Talsperre erreichten. Einige der nun auf 44 angewachsenen Teilnehmer versuchten sich darin, die „einfachste“ der Aufgaben zu lösen: Eine Wanderung über die zeitweise längste Hängebrücke der Welt. Den Weg ins Tal mussten schließlich alle zu Fuß antreten, denn keiner war mutig oder auch zahlungswillig genug den Flug an der Zip-Line dorthin zu nutzen.
Nach einer längeren Pause am unteren Ende der Rohrbahn des Pumpspeicherwerkes ging es weiter über die Mauer der Sperre Wendefurt – ein wenig aufgehalten durch das Warten des startenden eins mutigen Mauerläufers – in der Waagerechten an der Mauer hinunter. Danach war wieder die bereits erprobte Kondition gefragt, denn es ging wieder bergauf. Nach endlos erscheinenden Kilometern war der sehnlichst erwartete „Tiefpunkt“ erreicht – die Badestelle am Unterbecken. Diese wurde gern genutzt und die „Wasserscheuen“ versteckten sich vor dem kurzen Regenschauer unter den Bäumen. Selbst der Wanderleiter war auf dem letzten Teilstück nicht nur von den Steigungen und auch Länge überrascht – am Ende waren es über 15 km und 300 Höhenmeter.
Donnerstag, 29. Juli: Wanderung bei Altenau …
Heute ging es über das gewohnte Wandergebiet hinaus – eine Wanderung in Niedersachsen rund um Altenau. Start war in der Nähe der Kristalltherme, welche eigentlich im Anschluß der Wanderung besucht werden sollte, was auf Grund der Bauarbeiten nicht möglich war. Nach dem Aufstieg zu den Resten der alten Sprungschanze und Überqueren der Zufahrtsstraße zum Ort, entschieden sich die ersten der 35 Teilnehmer die übliche Wanderkleidung anzulegen – die Temperaturen und besonders der aufkommende Wind hielt die Mehrheit ( noch ) davon ab. Am Rand der Skiwiese ging es flinken Schrittes den Berg hinauf, über den Dammgraben zum Okerstein und weiter zur Wilden-Sau-Hütte, wo unsere erste größere Pause stattfinden sollte.
Nach dem Auffrischen der Reserven ging es zum Höhepunkt des heutigen Tages, der 916 Meter hohen Wolfswarte. Der nun neuerlich auffrischende Wind lies die zwischenzeitlich angestiegene Zahl der „korrekt“ gekleideten Wanderer wieder sinken – aber der Ausblick in Richtung Altenau und Brocken war Spitze. Der nachfolgende Abstieg brachte uns zu einem Teil des Oberharzer Wasserregals, einem Kunstbau der bergmännischen Wasserwirtschaft im Harz, ausgezeichnet als UNESCO-Weltkulturerbe. Entlang des Bewässerungskanals wurde an mehreren Stationen über die Funktionen der Bauwerke informiert. Die Temperaturen stiegen und der Wind lies merklich nach, je näher wir zum Ende Wanderung mit der Überquerung der Skiwiese kamen.
Freitag, 30. Juli: Wanderung in der Hohen Schrecke …
Die zweite Hälfte der Wanderwoche begrüßte uns – am Ende 35 Teilnehmer – mit blauen Himmel und Sonnenschein, die Sonnenbrandgefahr war heute nicht zu unterschätzen. Am Parklatz angekommen, entrichteten wir unsere Parkgebühr symbolisch als Eintritt für den Höhepunkt des heutigen Tages. Kurz nach dem Ortsende wurde die Wanderkleidung angelegt. Nach wenigen hundert Metern wurde der erste Wegweiser zur Hängebrücke entdeckt und gleich von Wanderleiter links liegen gelassen, um noch ein paar mehr Kilometer auf dem Zähler zu haben. Entlang des Waldrandes ging es mit einem wunderbaren Ausblick über die Ebene vor dem Kyffhäuser und der Stadt Bad Frankenhausen, weiter zum Pausenplatz: Ausgestattet mit unzähligen Bänken, ausreichend für genügen Abstand untereinander und Zeit zum Sonnenbaden.
Doch es dauerte nicht lange bis der Ruf zum Aufbruch zur nächsten Etappe kam und endlich war die Hängebrücke erreicht. Nach einigen kritischen Blicken auf die Konstruktion entschieden sich denn doch alle Wanderer auf den Weg durch das Tal zu verzichten und wagten den Pfad in luftiger Höhe zur anderen Seite des Tales. Von hier aus wurde dann der „kurze“ Weg zurück zum Parkplatz gewählt, was aber auch noch drei Kilometer durch den Wald bedeutete. Wieder an der Straße angekommen, war noch genug Zeit bis zur Einkehr für ein erneutes ausgiebiges Sonnenbad.
Samstag, 31. Juli: Wanderung auf dem Kyffhäuser-Weg …
Heute sollte es einen Kulturtag geben – so der Wanderleiter – nach einer Busfahrt vom Parkplatz bis zur Barbarossahöhle. Die Anhydrithöhle – fast einzigartig in der Welt – sollte durch den Großteil der Gruppe von 35 Wanderern besichtigt werden. Das dort erworbene Wissen konnte schon kurze Zeit später in der Praxis getestet werden, als die erste Lichtung gequert wurde. Danach ging es noch ein wenig durch den Wald bis zur großen Wiese – unserem Ort für die Mittagspause. Nach Kreuzung der Bundesstraße ging es an Wegweisern zum Denkmal vorbei – nur sollten die Entfernungsangaben nicht mit unserem Wanderplan übereinstimmen … aber endlich kam unser Ziel auch zum ersten Mal auf der Wanderung ins Blickfeld – der Blick von Süden – perfekt für eine weitere Pause.
Aber schon ging es weiter und wir sollten bis zum Ende des Weges am Fusse des Berges noch weitere Ansichten zum Denkmal erhaschen. Unten angekommen, blickten wir erwartungsvoll zum Denkmal auf und allen war klar, was dies bedeuten sollte: Der steile Aufstieg sollte den Abschluss des Tages bilden. Nach etwa einer halben Stunde konnte der Schlusswanderer melden, dass alle Teilnehmer erfolgreich an der Burg angekommen waren und vor der Einkehr wurde die Zeit noch für weitere Kultur genutzt: Eine kurze Besichtigung der Unterburg.
Sonntag, 1. August: Stolberg – Josephskreuz …
Nach der „Stadtrundfahrt“ durch Stolberg auf dem Weg zum Parkplatz, startete die Wanderung mit einem kräftigen Anstieg – gut, dass die meisten der 19 Teilnehmer schon am Start die korrekte Kleidung gewählt hatten. Unterwegs ein paar Geocaches eingesammelt ging es trotz eines kurzen Regenschauers flinken Schrittes Richtung Josephskreuz – aber es gab auch eine überraschende Wendung: Der Wanderleiter entschied kurzfristig doch zur ursprünglichen Route zurückzukehren, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge.
Am Aussichtsturm angekommen, musste die Wanderkleidung für die Pause und Besteigung kurz abgelegt werden.
Schon im 17. Jahrhundert stand auf dem Auerberg ein hölzerner Fachwerk-Aussichtsturm, der wegen Baufälligkeit und Wetterschäden 1768 abgerissen wurde.
1832 beauftragte Graf Joseph zu Stolberg-Stolberg den Berliner Architekten Karl Friedrich Schinkel mit dem Entwurf eines neuen Turms, den ein Stolberger Zimmermann ausführte. Das Richtfest von Schinkels hölzernem Turm in Form eines Doppelkreuzes wurde am 24. September 1833 gefeiert. Am 21. Juni 1834 wurde der Turm eingeweiht und nach seinem Auftraggeber „Josephskreuz“ benannt. 1880 brannte das Bauwerk durch Blitzschlag bis auf das Fundament nieder.
Mit dem Bau eines neuen Josephskreuzes nach einem Entwurf von Otto Beißwänger wurde am 20. April 1896 begonnen. Der Turm nahm in der Doppelkreuzform Bezug auf Schinkel, war jedoch nach dem Vorbild des Pariser Eiffelturms als Stahlfachwerkkonstruktion ausgeführt, wobei dessen Bestandteile wie der Rundbogen zwischen den Beinen sogar nachgebaut wurden. Die Kosten von 50.000 Mark trugen das Fürstenhaus zu Stolberg und der Harzklub. Am 9. August 1896 wurde das neue Josephskreuz eingeweiht.
Im 20. Jahrhundert verfiel das Kreuz zusehends, bis es 1987 wegen Baufälligkeit für den Besucherverkehr gesperrt wurde. Ab 1989 wurde es saniert und am 28. August 1990 wiedereröffnet.
Gut gestärkt ging es nach erneutem Umkleiden weiter in Richtung Straßberg vorbei an den Kiliansteichen. Im alten Bergbausstädtchen angekommen, war noch genug Zeit, bevor uns der Bus zurück zum Start bringen sollte, also ging es zum Italiener für ein paar Kugeln erfrischendes Eis. Nach Ankunft im Herzen der Stadt nutzte ein großer Teil der Teilnehmer die Chance für eine erneute Besichtigung, diesmal zu Fuß.
Montag, 2. August: Brocken-Wanderung …
Die neue Woche startet mit dem Höhepunkt der Wanderwoche und wir wollten es den berühmten Vorbildern Heine und Goethe gleichtun – die Besteigung des höchsten Gipfels in Norddeutschland, den mystischen Blocksberg. Start für die Truppe, welche im Abstieg auf 18 Teilnehmer anwachsen sollte, war der Bahnhof Schierke. Gestartet wurde von hier in der gewohnten Wanderkleidung erstmal entlang der Gleise, bis wir diese überquerten und dann den Weg etwas weiter im Tal zur Haifischklippe folgten, um wenig später den Aufstieg über den Eckerlochstieg bis zur Brockenstraße zu nehmen. Langsam kamen wir den alpinen Verhältnissen immer näher, so das immer mehr Wanderer die Wanderbekleidung ablegten und in Höhe der Tafel zur „Wiedereroberung“ des Berges waren alle mit einem Windschutz ausgestattet.
Brocken-Benno ( * 22. Mai 1932 ) ist inzwischen mehr als 8.000 Mal auf den Brocken gewandert, er zählte am 3. Dezember 1989 zu den mehreren hundert Menschen, die auf den Zugang drängten. Im Juni 1990 wurde Brocken-Benno nahe dem Bahnhof Brocken von einem Wachhund der sowjetischen Bewacher ins Bein gebissen. Nachdem der Brocken wieder frei zugänglich war, nahm Benno Schmidt seine Wanderungen auf den Brocken wieder auf, wobei es zunächst nicht um Rekorde, sondern um das Naturerlebnis ging. Am 26. August 1995 beging er seinen tausendsten Aufstieg und erhielt an diesem Tag von Wanderfreunden des Harzklubs Wernigerode den Beinamen Brocken-Benno. Brocken-Benno ist aktiver Wanderführer im Harz und setzt sich für den Natur- und Umweltschutz im Nationalpark Harz ein. Außerdem ist er Sonderbotschafter der Harzer Wandernadel. Auch seine Ehefrau Helga hatte 2016 über eintausend Aufstiege hinter sich gebracht.
Der Lohn für die Anstrengungen war dann ein grandioser Ausblick ins Tal.
Hier stießen auch zwei Nutzer des Dampfzuges für den Aufstieg zur Gruppe und nach der Erkundung begann der gemeinschaftliche Abstieg wieder über das Eckersloch, aber diesmal nur bis zur HSB-Strecke, wo auf den Bahnparallelweg gewechselt wurde. Wenig später ging es auf die alte Bobbahn um unsere Einkehr in Schierke zu erreichen.
Dienstag, 3. August: Wanderung bei Bad Frankenhausen …
Der Morgen begann für die meisten der verbliebenen Gäste der Unterkunft am Hufhaus mit dem großen Packen, denn nach der letzten Wanderung sollte es zurück Richtung Heimat gehen. Über den Kyffhäuser ging es zum Anger in Bad Frankenhausen, dem Start der Wanderung. Begonnen wurde diese mit einem kurzen Stadtrundgang zum schiefen ( Kirch- ) Turm. Mehr Schräglage als das Pendant in Pisa, sind ein Grund für viele Fotos. Von hier ging es weiter zum Hausmannsturm den Berg hinauf – geübt in der Sächsische Schweiz, nutzen viele der 17 Teilnehmer den innerstädtischen Kletterpfad für den Weg bis zum Stadtrand, wo endlich der Umziehpunkt erreicht werden konnte. Nur wenige Meter weiter ging es auch schon weiter in Sachen Kultur: Vor uns stand das „Elefantenklo“ – das Gebäude des Bauernkriegspanoramas. Aber unser Weg bog vorher ab und ging vorbei an einem Stinkschieferaufschluß wieder den Berg hinab Richtung Stadtpark – vorbei an einem der Protagonisten der Schlacht – Thomas Müntzer, verewigt als Holzstatue. Nach einem kurzen Abstecher zum alten Richtplatz und dem Ausblick am Galgenberg erreichten wir die Naturparkstation für eine verdiente Pause.
Der weitere Weg sollte viele der Teilnehmer an vergangene Naturistentage in Thüringen erinnern, hatte er doch Ähnlichkeiten mit der Saalehorizontale bei Jena, nur war das weiße Gestein diesmal Gips und kein Muschelkalk. Zurück im Tal ging es entlang der kleiner Wipper wieder zurück nach Bad Frankenhausen.
Abschließende Worte
Nach zehn abwechslungsreichen Wanderungen sind die Thüringer Naturistentage im Jahre 2021 vorbei und für mich heißt es nun wieder warten auf 2022, um wieder in der richtig großen Gruppe unterwegs zu sein. Unser Dank gilt Andreas für die Auswahl der Strecken in einer Region, die bisher nicht im Fokus der naturistischen Unternehmungen stand. Meine Aufzeichnungen zeigen rund 145 Entfernungskilometer und mehr als 4400 Höhenmeter an – da darf man sich auch ein wenig ausruhen.
Wir danken Andreas für die wunderschönen Tage im Harz,
dein Erik, Martin und alle Freunde aus nah und fern.