
Liebe Wanderfreunde,
nachdem wir im vergangenen Jahr bereits an der Naked European Walking Tour teilgenommen haben, sollte es für Andreas, Torsten und mich in diesem Jahr zu den Thüringer Naturistentagen gehen. Viel wussten wir nicht über Thüringen, lediglich die Wanderrouten lagen anhand der Beschreibungen vor uns und dass es viele Wanderungen in den Wäldern Thüringens geben wird, sowie dass wir in einer Unterkunft am Hohenwarte-Stausee übernachten würden. Der erste Teil dieses Berichts handelt vom 14. bis 17. Juli, den zweiten Teil des Berichts zur Wanderwoche findet ihr im folgenden Beitrag …
Die, in der ich ein Kranich bin …
Als wir am Sonnabendmorgen, den 14. Juli starteten, sollte es zunächst einmal gute drei Stunden dauern, bis wir am Startpunkt der Wanderung in der Nähe von Eisenach ankamen. Da wir ohne größere Staus oder andere Zwischenhalte über die A4 kamen, zählten wir auch zu den ersten Wanderern, die am Startpunkt eintrafen. Mit der Zeit erschienen jedoch immer mehr Wanderer – so auch Horst, zusammen mit Rainer und Mic aus Münster, aber auch Erik aus Leipzig, Pascal und Clarisse aus Frankreich und viele weitere – zum Teil auch unbekannte – Wanderer. Bei Vereinzelten stellte es sich heraus, dass wir uns bereits kannten – in Form einer Anmeldung auf unserer Webseite … wie bei Günter ohne H…aar 😄 …
Doch wir sind schließlich nicht nach Thüringen gekommen, um Nacktwanderer aufzuzählen, sondern um zu wandern. So warteten wir auf Andreas aus Thüringen, bis er die Wanderung startete. Als er uns sagte, dass wir bis zur ersten Kreuzung schon mal loslaufen könnten, entschied sich der erste Teil der Gruppe dieser „Anweisung“ zu folgen und wenige Meter nach dem Start fanden wir uns schon an einer Kreuzung, an der wir alle warteten und „Verunsicherung“ auftauchte. Wenige Augenblicke später übernahm Andreas schon die Führung und wir liefen die geplante Wanderstrecke.
Nach den ersten Hundert Metern sollte es steil bergauf gehen – für die Wanderfreunde aus Sachsen sicherlich kein Problem und so liefen wir in den Wald hinein, um nach einer guten Stunde die erste Aussicht zu erreichen, wo auch unsere erste Pause stattfand.
Von dieser ersten Pausenstelle sollte es den Berg wieder hinab gehen, an dem wir eine Mountainbike-Strecke der besonderen Art entdeckten – sicher nur etwas für Hartgesottene, also ging es für uns weiter in Richtung des zweiten Aufstiegs, welcher uns an einem Geocache vorbeiführte, der einige Meter weiter oben in einem Baum versteckt war. Erik und Andreas baten mich hinauf zu klettern, doch ein erster Blick auf den Baum vermittelte mir, dass ich dieses Wagnis lieber nicht eingehen sollte. Schließlich war der erste Ast schon angebrochen und auch ein wenig morsch. Andreas ( der Einfachheit halber nenne ich Andreas aus Sachsen nun „unseren Andreas“ ) meinte daraufhin, dass er auch eine Leiter in seinem Auto hat 😂. Doch wir entschieden uns letztendlich diesen Cache an seinem Ort zu belassen und lieber die Wanderung fortzusetzen …
Ehe wir uns versahen erreichten wir auch schon die zweite Aussicht des Tages, zu Füßen der Wartburg bei Eisenach, in der Martin Luther zehn Monate bis zum 1. März 1522 verbrachte.
Da es bereits Nachmittag wurde, entschieden wir uns an dieser Aussicht eine zweite Pause einzulegen, bevor es zurück in Richtung des Parkplatzes gehen sollte. Auf dem gemächlichen Abstieg kam Erik aus Leipzig immer wieder an einigen Caches vorbei, zu denen er mich einlud diese ebenfalls zu heben – für einen Cacher außer Dienst eine Einladung wieder aktiv an dieser Freizeitbeschäftigung teilzunehmen …
Am späten Nachmittag erreichten wir unseren Parkplatz und es sollte noch einmal ein paar Kilometer mit dem Auto in Richtung der alten A4 gehen, wo wir in einer ehemaligen Autobahnraststätte einkehrten.
Die, in der es nur einen geben kann …
Am Sonntag sollte es für unsere Autos ein Ruhetag geben, denn der Startpunkt unserer Wanderung lag direkt vor unserer Hütte in der Alterbucht, von wo aus wir einen ersten leichten Aufstieg in Richtung einer Aussicht nahmen, an der wir einem jungen Pärchen begegnen sollten. Dieses junge Pärchen wird uns im weiteren Verlauf der Wanderung noch ein schönes Erlebnis bescheren …
Von dieser kleinen Aussichtsstelle sollte es den Hang ( Oder ist es schon ein Berg ? ) steil hinauf gehen, so kamen nicht nur ordentlich Höhenmeter zusammen, sondern auch reichlich Hunger, weshalb unsere Mittagspause am Mooshäuschen stattfand. Doch warum nennt sich diese Hütte „Mooshäuschen“ ?
Ganz einfach, denn das Haus ist im Innern mit Moos verkleidet, um seinen Bewohnern einen warmen Platz und reichlich Versteckmöglichkeiten zu bieten, denn hier gab es neben einer schönen Aussicht auf den Hohenwarte-Stausee auch Siebenschläfer zu bewundern. Da Roberto’s Frau Andrea noch ein bisschen was von ihrem Apfel übrig hatte ( eigentlich müsste es doch Roberto’s Apfel sein 😉 ), entschied sie sich einen Siebenschläfer zu füttern, der mal schauen wollte, warum plötzlich so viele Menschen in seiner Hütte auftauchten …
Von hier sollte es weiter durch den einzigen kleinen Ort gehen, den wir während dieser Wanderwoche während einer Wanderung kreuzten. So zogen wir uns kurz die Hosen an, bestaunten die Kühe und manch seltsam anmutende Dekoration eines Hauses, bevor es wieder zurück in den Wald ging. Da Rainer in den nächsten Minuten beschäftigt war, eine Mail von Helmut zu beantworten, entschied ich mich bei ihm zu bleiben. Doch als wir uns versahen war plötzlich die Gruppe weg – gut, dass Rainer ein Navi dabei hat, so konnten wir über einen kleinen Umweg zurück zur Gruppe finden.
Im ersten Absatz des Tages erwähnte ich ein junges Pärchen, welches uns während der Wanderung noch ein schönes Erlebnis bescheren sollten, denn genau jene Beiden trafen Rainer und ich wieder und sie erzählten uns, dass sie „gemeinsam zum ersten Mal nackt baden waren“ und dass „ihr Freund auch ein paar Meter nackt gelaufen sei“. Naturismus im Selbstexperiment 😃. Offenbar hat es beiden so gut gefallen, so dass wir kurz ins Gespräch kamen, von der Internationalität der verschiedenen Wanderwochen erzählten und ich ihnen eine Visitenkarte überreichte – vielleicht sehen wir uns ja ganz spontan in Sachsen 😉 …
Zurück in der Gruppe, ging es erneut den Hang hinab, um an einer kleinen Badestelle die Füße und den Körper abzukühlen. Die nächsten Kilometer führten uns entlang von Feldern in denselben Ort, welchen wir am Mittag kreuzten, doch diesmal lockten uns die Kirschen … in Nachbars Garten … nein ganz so schlimm war es nicht, standen doch die Kirschbäume direkt gegenüber der Wiese, wo auch die Kühe immer noch grasten …
Da Pascal und Andreas ( nicht unser Andreas und schon gar nicht der Initiator der Wanderwoche ) das Ende der Gruppe bildeten, entschieden wir uns noch zum Ende der Wanderung ein paar Fotos zu machen, so entstand auch obiges Foto mit einem grinsenden Andreas und einem lächelnden Pascal … bei Letzterem müsst ihr nur genauer hinsehen 😂.
Da wir am Morgen einen größeren Aufstieg hinter uns hatten, sollte dieser als „Belohnung“ vor der Einkehr im Hotel Saalestrand auf uns im Abstieg warten. Wie sich letzten Endes herausstellen sollte, wurde das Restaurant ein bisschen zu unserer Lieblingseinkehr, bedingt durch einen extrem lockeren Kellner und der Frage, ob die Schlangen im Keller echt seien. Günter meinte hier, dass diese nicht echt seien – eine Frage, die uns ein paar Tage beschäftigen sollte. Für unseren Andreas und Torsten wurde es jedoch Zeit „Bis bald“ zu sagen, denn bevor es für die beiden zusammen mit Wolfgang und Mario zur Radtour an den großen Stechlinsee gehen sollte, musste Torsten noch eine Woche arbeiten …
Die, mit den „Dächern über der Stadt“ …
Der dritte Tag in Thüringen, sollte zugleich der erste Tag ohne unseren Andreas und Torsten werden. Dafür hielt Andreas aus Thüringen eine Überraschung für uns parat, denn am Startpunkt der Wanderung stellte sich plötzlich eine junge Frau vom „Freien Wort“ vor, welche einen Bericht über die Thüringer Naturistentage verfassen und ein paar Eindrücke zum Thema Naturismus sammeln wollte. Ebenso waren zwei bekannte Autoren, welche die Bücher der Nackedei-Reihe veröffentlichen – wie sich später herausstellte, schrieben sie auch einen Artikel für die Ostthüringer Zeitung, welchen wir allerdings – bedingt durch Lizenzen – nicht auf unserer Webseite veröffentlichen können 😒 …
Doch soviel dazu. Kommen wir lieber zurück zur Wanderung …
Vom Startpunkt sollte es zunächst einige Meter über ein Feld gehen, bevor es viele Höhenmeter hinauf in den Wald ging. An unserer ersten Pausenstelle, welche wir etwa nach einer Stunde Wanderung erreichten, entschieden wir uns eine kleine Pause einzulegen. Nach der Pause sollte es wieder den weiten Weg talwärts gehen, wo wir auch eine kleine Quelle sahen, die sogleich als Abkühlung von einigen Wanderern genutzt wurde. Nachdem Erik sich entschied mich herauszufordern, dass es mir doch zu kalt sei, nahm ich die Herausforderung an und wenige Augenblicke später nahm ich auch schon ein Bad im kühlen Nass. Dem schlossen sich auch Uwe, Rainer und einige weitere an.
Jedes Bad nimmt einmal ein Ende und so ging es für uns weiter, denn der richtig schöne Teil der Wanderung sollte erst noch kommen. Die Saale-Horizontale zählt nicht ohne Grund zu den schönsten Wanderwegen Deutschlands 😊.
So folgten wir dem Wald, bis zu den letzten Bäumen, denn als der Muschelkalk immer stärker hervortrat, wurde aus dem beschaulichen Waldweg ein schmaler Felspfad, der zu meinem Erstaunen kein Problem für Pascal und seine Höhenangst darstellen sollte. Der Weg schlängelte sich immer weiter, an einigen Aussichten vorbei, unter uns die Städte an der Saale liegend, so dass wir trotz der reichlich vorhandenen Bewölkung einen wunderschönen Blick erhielten …
Für mich war dies der perfekte Anlass, um das obige Panoramafoto aufzunehmen. An der selben Aussicht entschieden sich auch Uwe und Pascal noch einmal Stellung zu beziehen, um für mich und mein iPhone zu posieren 😊. Da wir – wie es für Fotografen üblich ist – wieder etwas hinter der Gruppe hingen, entschied sich der Rest zu einem kurzen Päuschen an einer „frisch gestrichenen“ Birke.
Von dieser letzten großen Aussicht, sollte es über ein markantes Gebäude in Jena gehen, welches auch „die Keksrolle“ genannt wird, bis wir schlussendlich im Jenaer Ortsteil Ziegenhain ankamen, wo wir im Restaurant „Zum Ziegenhainer“ am Ende nackt einkehren durften ( dies kam auch durch eine andere Gruppe, die ihre Einkehr abgesagt hatte ) …
Vor unserer Einkehr im Ziegenhainer erblickte ich noch eine kleine Sensation ( speziell für unseren lieben Torsten ), denn ein Anwohner hatte in seiner Garage einen alten Audi, sowie eine Sport- und eine Touren-AWO stehen. Beide in fahrbarem Zustand, so dass wir nach einem kurzen Gespräch bei einem „Du“ angelangt waren und der Besitzer mir anbot, eine Maschine anzulassen, so dass ich eine Runde damit drehen konnte – mangels Führerschein musste ich absagen, aber ich denke, dass Torsten hier sofort zugestimmt hätte … besaß er doch bis 1995 selbst eine AWO, welche er schweren Herzens verkaufen musste.
Die, mit dem bisschen Geschichte …
Am vorerst letzten Tag des ersten Teils meines Berichts zu den Thüringer Naturistentagen, sollte uns die Wanderung um den Hohenwarte-Stausee führen. So stellten wir unsere Autos in Drognitz auf einem Parkplatz nahe einem Feld und einem Gebäude ab, dass unter Urbexern bzw. Geocachern auch den Eindruck eines Lost Place vermitteln könnte. Nach kurzer Wartezeit und Inspektion des „Lost Place“, in dem es durchaus einige interessante Sachen zu sehen gab ( unter anderem ein Go-Kart und eine Sammlung von allen möglichen Ersatzteilen aus DDR-Zeiten ), starteten wir zur Wanderung …
An den Feldern vorbei ging es in die hügelige Landschaft um den Stausee, dessen Weg uns immer wieder vorbei an imposanten Aussichten führte – an der zweiten Aussicht entschieden sich Andreas und ich zu einem Sprung, um unsere Freude über die schöne Zeit in Thüringen der ganzen Wandergruppe mitzuteilen. Thüringen, da wo man vor Lebensfreude in die Wolken springen möchte …
Da ich während der ganzen Wanderwoche auch unser Maskottchen Stephan mit mir führte und er uns bei jeder Wanderwoche außerhalb Sachsens begleitet, sollte auch er in Szene gesetzt werden 😉. Nach dieser kleinen Fotosession sollte es den Hang hinab in Richtung des Stausees gehen, nicht ohne zuvor an einem Wildblumenfeld Halt zu machen, das gerade von Bienen und Hummeln belagert wurde.
Am Stausee angekommen, nutzten wir das kühle Nass für eine entsprechend lange Abkühlung. Lediglich Veikko und ich hatten so unsere Probleme mit der Wassertemperatur, was mich eigentlich selbst etwas verwunderte, war ich doch letztes Jahr zur NEWT mit Wolfgang in jeder Viehtränke bei vergleichbaren Temperaturen und wesentlich kälterem Wasser. Rainer entschied sich auch kurzerhand seine Salatgurke im See zu verspeisen, woraus dann eine Seegurke wurde 😂 …
Da ich im Laufe der Pause bemerkte, dass mein Wasservorrat etwas knapp wurde, entschied ich mich – kurz nach Aufbruch – noch einmal in das nahegelegene Restaurant zu gehen und meine Wasserflasche aufzufüllen. Natürlich wollte auch Veikko auf Nummer sicher gehen und so wurde auch seine Flasche aufgefüllt – daran sieht man wieder die Gastfreundlichkeit der Thüringer. Nachdem die Wasserflaschen gefüllt waren, konnte es endlich weiter gehen. Da Wolfgang und Andreas ( beide aus Thüringen ) auf mich warteten, war die Chance sich zu verlaufen eher gering, doch als Andreas dann sagte „So jetzt laufen wir mal etwas langsamer, damit Martin auch etwas Zeit hat“, wusste ich zunächst nicht was er meinte, bis ich dann merkte, dass ich ja noch meine Hose anhatte 😆.
Eine reichliche Stunde später erreichten wir dann den nächsten Lost Place – diesmal ein altes Kraftwerk. Dumm nur, dass dies auf der anderen Seite des Sees lag, aber dank Veikkos Fernglas konnte ich zumindest einen möglichen Eingang erkunden – zusätzlich zu reichlich Hinweisen, dass dies ein Privatgrundstück und der „Zutritt verboten“ sei. Vandalismus ist leider gerade bei Lost Places bzw. Abandoned Places ein großes Problem 😞 …
Doch genug der Probleme, die wir ohnehin nicht ändern können – schauen wir lieber nach vorn, denn unser nächstes Ziel sollte die Wysburg sein, diese wurde im späten 13. Jahrhundert gebaut, warum, wieso und weshalb ist leider nicht belegbar, was uns nicht weiter stören soll, denn die Anlage an sich ist wirklich ein Traum – auch wenn wir dafür einen ordentlichen Aufstieg zu bewältigen hatten. Diesen hatten vermutlich auch die Soldaten des Vogtländischen Krieges beschritten, als sie die Burg um 1354 belagerten und zerstörten. Die Burganlage selbst wurde durch Ausgrabungen von 1985 bis 2005 in den heutigen Zustand versetzt – wie ich finde durchaus ein wunderschöner Platz, um eine Pause in geschichtsträchtiger Umgebung zu genießen.
Nach diesem langen Aufstieg, gefolgt von einer kleinen Pause in den Überresten der Wysburg, entschieden wir uns den Weg hinab ins Tal zu laufen, um über Waldwege und entlang von Feldern unseren Weg in Richtung der Autos zu finden. Eine gute Stunde sollte dieser Weg dauern, der uns durch die wärmenden Strahlen der Sonne nochmal einiges abverlangte.
Abschließende Worte
Abschließend kann ich – als erstes Fazit – für diese vier Tage in Thüringen nur sagen, dass Andreas hier eine unglaublich gute Arbeit geleistet hat. Wie ich ihm bereits während der Wanderung auf der Saale-Horizontale gesagt habe, man merkt, dass er wirklich für seine Wanderwoche lebt – dies soll fortan auch unser Anspruch sein, zählt doch die Sächsische Nacktwanderwoche zu einer der ältesten Wanderwochen im deutschsprachigen Raum. Wir danken Andreas für diese unglaublich tolle Organisation, die Ruhe, die er vermittelt und auch mit einer so großen Gruppe nicht den Überblick verliert bzw. jemand verloren geht.
Wir danken Andreas für diese großartige TNT,
euer Andreas, Martin und Torsten