Liebe Besucher,
wir leben im 21. Jahrhundert oder wie es ein bekannter Nachrichtensender in seiner aktuellen Image-Kampagne formuliert: „Wir leben in bewegten Zeiten“. Gerade in Zeiten von Nachrichten und Meldungen, deren Wahrheitsgehalt nicht immer gesichert ist, ist es für uns Naturisten wichtig, sich auf einen extrem schmalen Grad zu begeben, denn zum einen möchte ich – als Teil der jungen Generation der Naturisten – nicht, dass unsere Lebensweise eines Tages ausstirbt oder wir in den nächsten Jahrzehnten Wanderwochen veranstalten, in der sich nicht einmal mehr 10 Menschen zusammenfinden …
Warum spreche ich von so wenigen, wenn wir letztes Jahr doch während der Naked European Walking Tour an die 50 Wanderer waren, der World Naked Bike Ride in Dresden und die Sächsische Nacktwanderwoche jeweils einen neuen Teilnehmerrekord ( letztere mit 32 Besuchern ) zu verzeichnen hatten ?
Das Problem ist nicht die Anzahl der Teilnehmer, sondern der Altersdurchschnitt. So ist es für mich als junger Naturist mit 30 Jahren schwer, gleichaltrigen Naturisten während der Wanderwochen zu begegnen. Sicher, es gibt den Bund junger Naturisten, die sich allerdings mehr auf die Berliner Region konzentrieren und mit Ende 20 ist da auch eine Teilnahme nicht mehr möglich. Dies führte letztendlich auch dazu, dass Tanja und ich die – mit Abstand – jüngsten Teilnehmer der Sächsischen Nacktwanderwoche im vergangenen Jahr waren, erst mit reichlich 16 bzw. 17 Jahren Abstand kamen dann Gerhard und Martin, welche jeweils mit Mitte 40 zu den Jüngsten der ganzen Wandergruppe zählten. In Österreich zur NEWT sah es auch nur minimal anders aus, genauso wie bei den Westfälischen Naturistentagen.
Eine Generation. Eine aussterbende Lebensweise ?
Dies ist eine gute Frage. In Anbetracht des Altersdurchschnitts, vor der sich manche Städte in Ostdeutschland fürchten, sollten wir uns Gedanken machen, wie wir die junge Generation von PlayStation, Smartphone und Co. weglocken und ihnen die Schönheiten der Natur aufzeigen können. Aber lasst es mich am besten mit einem Video von Sebastian Linda erklären 😏 …
Wie ihr seht – wir sollten viel mehr den Mut haben etwas Neues zu entdecken. Wagemutig sein. Neugierig bleiben. Nie die Lust auf ein Abenteuer zu verlieren oder wie Sebastian Linda es nennt:
In unserem Alltag scheinen wir blind für Neues zu sein. Aber wahrscheinlich ist es nur eine Sache der Perspektive. […] Es liegt an uns ins Abenteuer zu stürzen.
Daher sollten wir Naturisten uns nicht verstecken. Wir sollten gerade der jungen Generation mittels traditioneller, als auch neuer Medien zeigen, dass wir am Leben sind. Dass wir Abenteuer auf unsere ganz besondere Weise erleben und man diese mindestens einmal im Leben erlebt haben muss.
So wurde es für mich im letzten Jahr eine persönliche Herzensangelegenheit, dass wir medial präsenter werden, denn gerade wir in Deutschland – und speziell in Sachsen – leiden besonders unter diesem Problem. Mag es bedingt durch die Überalterung der Bevölkerung sein oder durch die Blindheit des Alltags, die Teilnehmer unserer Wandergruppen werden nicht jünger, darum sollten wir uns Gedanken machen, wie wir die junge Generation animieren, ein Teil von uns zu werden, bevor wir in einigen Jahrzehnten vor vollendete Tatsachen gestellt werden 🤔.
Niemand ist schließlich gern krank ?
Wie ich in meinem ersten Gedanken schrieb, war ich so seit einigen Jahren nicht mehr krank. Husten, Schnupfen oder gar eine Grippe sind für mich Fremdwörter und Möglichkeiten mich zu infizieren hatte ich in den letzten Jahren mehr als genug. So bleibt am Ende nicht nur ein stärkeres Immunsystem, sondern ihr entdeckt auch eine gesündere Lebensweise für euch – ganz automatisch.
Aufmerksamkeit garantiert …
Eines musst du dir als Nacktwanderer bzw. Naturist bewusst sein: Du bist kein Niemand, sondern wirst als Jemand gesehen, kurz gesagt die Aufmerksamkeit ist dir gewiss, manchmal ist dies ganz interessant, einen wirklichen Nachteil habe ich so noch nicht festgestellt. So kam es auch, dass uns letztes Jahr die Sächsische Morgenpost anschrieb, um für einen Artikel über Nacktheit zu recherchieren, dabei sollte es unter anderem um FKK, als auch die generelle Frage, „Wie nackt man eigentlich sein darf“ gehen. Der Artikel erschien am 23. Juli sowohl in der Morgenpost am Sonntag, als auch wenige Zeit später online …
Herausgekommen ist ein kleiner Beitrag, der als Ankündigung für etwas wesentlich Größeres dienen sollte: Denn als ich von der Redaktion angefragt wurde, plante man bereits einen Artikel über das Nacktwandern in der Sächsischen Schweiz zu schreiben – bedingt durch unsere Webseite ist dann Frau Seyfert auf uns zurückgekommen und so entstand der nachfolgende Artikel, welcher reichlich drei Wochen später in der Morgenpost am Sonntag veröffentlicht wurde …
Leider müssen wir hier auch auf einen Fehler hinweisen, der sich eingeschlichen hat, so steht in der Ankündigung vom 23. Juli, dass ich seit 2005 Naturist sei, richtig wäre aber 2015 gewesen. Dieser Fehler kann aber auch durch das telefonische Interview entstanden sein, denn die Verbindung ist am Telefon – wie wir alle wissen – nicht immer ideal.
In beiden Fällen stellten wir eine erhöhte Aufmerksamkeit der Leser fest, so dass die Zugriffe auf unserer Webseite stiegen und wir zum Teil fast eine Verdoppelung der Besucherzahlen feststellen konnten. Inwiefern uns diese beiden Beiträge für die Wanderwoche in diesem Jahr geholfen haben, können wir nicht sagen, denn bisher haben wir schon reichlich Anmeldungen vorliegen und wir rechnen mit einem erneuten Rekord. Dennoch bleibt die Frage, wieviele junge (Neu-)Naturisten hinzukommen 🤔.
Von der Tagespresse in die Fachpresse …
Da wir nicht nur mit der Tages- bzw. Wochenendpresse zusammenarbeiten möchten, bieten sich für uns auch immer wieder Chancen in die Fachpresse aufgenommen zu werden. So haben wir zu Beginn diesen Jahres der Mitgliedszeitung des Deutschen Verband für Freikörperkultur einen Beitrag zugesandt, als wir am 10. Februar 2018 die Ausstellung „Akt und Landschaft“ von Klaus Ender im Spreewaldmuseum in Lübbenau besuchten. Die Idee, diese Akt-Ausstellung nackt zu besuchen, kam Torsten, als er in eine der vorherigen Ausgaben der „FreiKörperKultur“ die Anzeige für die Ausstellung sah, woraufhin wir alle nötigen Schritte in die Wege leiteten …
In Folge der E-Mail-Korrespondenz mit Michaela vom DFK, bedankte diese sich bei unserer Initiative und sie zeigte sich ebenso erfreut, dass auch die regionalen Vereine etwas auf die Beine stellen, um die Frei-Körper-Kultur außerhalb von Badestränden oder der Sauna populär zu machen. So kamen wir auch auf unsere Nacktwanderwoche zu sprechen, welche dieses Jahr vom 4. bis 12. August stattfindet. Michaela bot uns daraufhin an, unsere Nacktwanderwoche in die Ausgabe vom April 2018 der „FKK Reisen“ aufzunehmen. Gesagt. Getan 😃 !
Wir freuen uns über die positive Resonanz, welche diese beiden Beiträge in den Fachzeitschriften der DFK verursacht haben – sicher, es gibt überall Menschen ( auch unter den Anhängern der Frei-Körper-Kultur ), die kein Verständnis für das Nacktwandern, Nacktradeln, Nacktreiten oder andere Nacktivitäten haben und zumeist verbringen die ihre Zeit in aussterbenden FKK-Vereinen 🙄 …
Dies soll kein Angriff auf die FKK-Vereine sein. Viele von ihnen haben die Wende geschafft und können auch jüngere Generationen begeistern, doch es gibt auch solche FKK-Vereine, die vor großen Herausforderungen in Folge der Überalterung der Gesellschaft stehen und da sollte es keine Rolle spielen, ob potenzielle Vereinsmitglieder eher in der Natur frei von ihren Klamotten Wandern, Radfahren oder Reiten. Wer sich diesem Trend – als Verein – verschließt, der besiegelt damit letztendlich nur sein Schicksal 😉.
Es gibt sie auch: Negativbeispiele …
… leider, denn in der Vergangenheit führte es dazu, dass S., dem wir unseren (Ur-)Freundeskreis zu verdanken haben, immer wieder die mediale Aufmerksamkeit auf sich zog. So führte es während der Wanderwoche bzw. dem damaligen Naturistencamp Sachsen immer wieder dazu, dass die Journalisten der Regenbogenpresse von S. eingeladen wurden – vornehmlich die BILD und dann Artikel wie diese entstanden. Um ehrlich zu sein, wir sind alles andere als glücklich über diese Art der Berichterstattung, hat sie uns doch mehr geschadet, als Nutzen gebracht. So war es auch nicht verwunderlich, dass die BILD dann unbedingt die Schlagzeile bringen musste, dass S. verhaftet wurde.
Ich kann es nur mehrfach wiederholen, wir sind nicht stolz auf solch eine Berichterstattung, im Gegenteil, wir lehnen solch eine Form strikt ab, daher werden wir auch Anfragen der BILD, anderer Vertreter des Axel-Springer-Konzerns, sowie ähnlicher Medien unbeantwortet lassen.
Wir möchten auch nicht mit politischen Veranstaltungen bzw. Vereinigungen in Verbindung gebracht werden, denn wir haben hier ein ganz einfaches Credo:
Möchtest du, dass die Menschen dir gegenüber tolerant sind, so schenke auch Ihnen Toleranz.
Unser Ziel ist eine objektive Berichterstattung zum Thema Naturismus, damit auch die junge Generation sieht, dass das Leben im Einklang mit der Natur in der Form, wie wir geschaffen wurden, nichts Verwerfliches ist.
Abschließende Worte
Abschließend möchte ich allen Naturisten für ihr Verständnis in den letzten Monaten danken, dass ihr Teil der Berichterstattung der geladenen Medien ward. Ich möchte auch betonen, dass es uns nicht um egoistische Ziele geht und wir – wie in der Vergangenheit geschehen – die Medien einladen, um zu zeigen, dass in Sachsen problemlos nackt gewandert, Rad gefahren oder geklettert werden kann. Unser Ziel ist und bleibt, den Naturismus auf eine lange Zeit zu erhalten, so dass wir auch in gut 20 Jahren noch „neue Rekorde“ während unserer Wanderwochen verzeichnen können 😉.
Ich hoffe, dass euch dieser Einblick in meine Gedanken gefallen hat,
euer Martin
Hallo Martin,
Danke für diesen sehr schönen Beitrag, der unsere Ansichten, Motivationen und zugleich auch Freude zum Ausdruck bringt für die verschiedenen nackten Aktivitäten. Gleichzeitig auch zeigt das wir die Medien nicht scheuen bei seriöser Berichterstattung von den einzelnen Aktivitäten, wie sicher dann auch von den Nacktwandertagen im August. Denke es gibt vielen Lesern auch Anregungen bzw. den Mut mitzumachen, das Nacktsein unter Gleichgesinnten mit Spaß zu leben, zu genießen sowie gleichzeitig auch für Toleranz einzustehen.