
Liebe Besucher,
vor wenigen Wochen wurde ich in der Online-Ausgabe der Sächsischen Zeitung auf eine Veranstaltung des Sachsenforsts in Verbindung mit dem Nationalpark Sächsische Schweiz aufmerksam, denn man lud zu einem Gesprächsforum, in der aktuelle Probleme des Nationalparks im Bürgerdialog geklärt werden sollten. Die Teilnehmerzahl war begrenzt, daher war ich froh, rechtzeitig einen begehrten Platz erhalten zu haben. Am gestrigen Mittwoch, den 6. September 2023 war es dann soweit und es ging ins SoliVital an der Schandauer Straße 100 in 01855 Sebnitz.
Hinweis: Ich versuche den Beitrag so objektiv wie möglich zu halten, am Ende werde ich das erste Treffen dieses Formats jedoch versuchen einzuordnen, dazu habe ich am Ende auch einige Teilnehmer zu ihrem Feedback gefragt.
Erstaunt war ich, so vielen Namen in meinem Kopf nun auch die entsprechenden Gesichter zuordnen zu können: So waren nicht nur Legenden, wie Bernd Arnold oder Dr. Ulrich Voigt vom Sächsischen Bergsteigerbund vor Ort, sondern auch Landrat Michael Geisler, sowie die Akteure von Nationalpark, namentlich Uwe Borrmeister, Andreas Knaack und die Verantwortlichen der Stadt Sebnitz.
Nach Begrüßung durch Landrat Michael Geisler ( CDU ) und dem Verweis darauf, dass die Veranstaltung bereits nach wenigen Tagen ausgebucht war, versicherte er, dass dies zunächst ein Test des Formats sei, es aber beabsichtigt sei, vielleicht noch weitere in Bad Schandau oder Hohnstein abzuhalten. Schließlich wolle man mit den Bürgern in Kontakt bleiben, dennoch erwarten sich alle Beteiligten auch, dass man bei verschiedenen Themen voran kommt und positive Veränderungen schafft. Dem schloß sich Uwe Borrmeister, seit April neuer Leiter des Nationalparks Sächsische Schweiz und zuvor Chef des Forstbezirks Neustadt an:
Wir wollen die Region mit den Menschen in der Region gemeinsam entwickeln.
Zugleich versicherten beide, dass man auch versuchen möchte, Verständnis für verschiedene Haltungen aufzubringen. Hauptanliegen waren dabei vier verschiedene Themen, von denen sich jeder zunächst ein Thema aussuchen durfte. Nach genau einer Stunde konnte man sich dann ein weiteres Thema aussuchen. Die vier Hauptthemen des Abends:
- Waldbrandschutzmaßnahmen
- Tourismusentwicklung in der Nationalparkregion
- Wege im Nationalpark
- Waldentwicklung im Nationalpark
Nach der zweiten Runde stand eine gemeinsame Zusammenfassung auf dem Programm, sowie ein lockerer Austausch mit allen Beteiligten.
Ich entschied mich dabei vor allem für die zunächst wichtigen Themen „Wege im Nationalpark“ und später für die „Waldbrandschutzmaßnahmen“. Es war klar, dass auch andere Themen für uns als Verein wichtig waren, siehe die Parkplatzproblematik ( wie von Thomas aus Dresden gewünscht ), doch dazu werden wir sicher in einem weiteren Gespräch kommen.
Inhaltsverzeichnis
Wege im Nationalpark
Waldbrandschutzmaßnahmen
Zusammenfassung
Conclusio
Wege im Nationalpark
Andreas Knaack von der Nationalparkverwaltung stand einer Gruppe von ca. 20 Personen für diese erste Runde zur Verfügung und gab den Impuls zum Start: Zunächst wurde zweieinhalb Jahre zurück in die Vergangenheit geschaut, in das Frühjahr 2021, die Saison stand nach zwei Jahren COVID-Pandemie vor der Tür und die Menschen wollten endlich wieder raus in die Natur. Doch im Nationalpark fand man vor allem eins: Viele toten Fichten, im Vergleich zu den Jahren 2016 und 2019 stieg der Befall durch den Borkenkäfer um den Faktor 80. Drei Jahre nach Befall brechen die Fichten zusammen, weshalb 50 Wege zunächst unbegehbar waren. Er verglich dabei die Wege im Nationalpark mit den Blutgefäßen eines Menschen, er gestand jedoch auch die schlechte Kommunikation seitens des Nationalparks ein:
Kletterer müssten sich schonmal drauf einstellen, dass man die nächsten fünf Jahre nicht mehr im Großen Zschand klettern könne.
Im Sommer 2021 wurden – nach einem Besuch des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer ( CDU ) – erste Forderungen, auch seitens des Landrats, laut, dass man wieder auf Ballhöhe kommen möge und Geschwindigkeit beim Freischneiden der Wege gefordert wurde. In der Folge wurden 110 Wege ( es wurde darauf verwiesen, dass es keine Wegkilometer seien ) freigeschnitten, einige davon mehrfach, wie der Königsweg. Dabei verwies Andreas Knaack auch auf bürokratische Hürden: Alles 1,5 bis 2 Meter abseits der Wege muss beantragt werden, dem Nationalpark fehlt hier freie Hand. Rettungswege werden dabei um eine Baumlänge links und rechts des Weges beräumt, bei Wanderwegen immerhin noch die halbe Baumlänge. Im August 2021 wurde dazu eine Genehmigung erteilt, die Maßnahmen müssen jedoch bis Ende Oktober erfolgen, letzte Frist dafür ist der darauffolgende Februar, denn ab Mai sind aufgrund von Artenschutzauflagen Waldarbeiten zu unterlassen. Es wurden 18 Wege freigeschnitten, der Großteil davon mit touristischer Bedeutung. Er stellte aber auch fest, dass der Borkenkäfer von Osten nach Westen wandern, so sähe das Polenztal heute ähnlich aus, wie das Zeughausgebiet. Mit Verwais auf das Wegenetz, machte er folgende Angaben:
- 500 Kilometer gekennzeichnete Wege
- 100 Kilometer Kletterzugänge
Auch hier wurde in der Vergangenheit kommuniziert, dass die Kletterzugangspfade für Wanderer grundsätzlich tabu sein, dem folgte eine Richtigstellung, wonach diese nicht zu stark frequentiert werden sollen. Ein generelles Verbot für Wanderer, diese in ihre Wanderungen einzubinden gäbe es nicht – man müsse nur damit rechnen, vor einer Wand zu stehen.
Der geneigte Besucher, Tourist oder Anwohner dürfe auch nicht davon ausgehen, dass ein Freischneiden ausreicht, sondern es handelt sich hier vielmehr um eine Daueraufgabe für eine kleine Truppe von sechs bis sieben Mann, die auch schon „fortgeschrittenen“ Alters seien und sich bei jedem Einsatz in hohes Risiko begeben. Teilweise werden Wege auch von Rangern freigeschnitten, ebenso wie Kletterzugangspfade. Mit Verweis auf das Jahr 2021 und die Starkregenereignisse vom 17. Juli betonte er, dass in der Folge 57 Wege unpassierbar ware, aber diese nicht gesperrt wurden. Zur Brandvorsorge äußerte er sich ebenfalls, so dass Holz aus dem Wald gezogen, vor Ort kleinere Äste usw. gehäckselt und brennbares Material entlang der Wege entfernt wird. Zum – immer mal wieder zu hörenden – Vorwurf zur bewussten Reduzierung des Wegenetzes äußerte er sich relativ klar:
Die Wege bleiben. Gesperrte Wege werden freigeschnitten.
Im Verlauf der Baumaßnahmen im Kirnitzschtal, welche im November beginnen, wird hier sicher einiges passieren.
Beginn der Diskussion
Dr. Rolf Böhm, Kartograf aus Bad Schandau, sieht hier zwei Seelen im Nationalpark, zum einen werden immer mehr Wege gesperrt, wie der rechte Polenztalweg vor einigen Jahren, inzwischen bleibt er geschlossen, aber auch dem Bemühen, dass touristisch wichtige Wege freigeräumt werden. Dazu bezog er sich auch auf den Evaluierungsbericht, der die Dichte des Wegenetztes stark kritisiert.
Marco Angermann, zertifizierter Natur- und Landschaftsführer für die Region Sächsische Schweiz, stellte die Grundsatzfrage: „Haben wir einen Nationalpark in der Region ?“, denn fachlich und sachlich entspricht der Nationalpark nicht den Richtlinien, so fehlt die Naturnähe, hinzu kommt die Beeinflussung durch den Menschen. Die Aussage von Andreas Knaack zum Thema „Borkenkäferbefall“ findet er spannend, da linkselbisch immer mehr Löcher im Wald auftauchen, aufgrund der Bekämpfung des Borkenkäfers. Der Nationalpark sieht sich jährlich mit drei bis vier Millionen Besuchern konfrontiert und so teilte der Sachsenforst, im Dialog mit einem Privatwaldbesitzer aus dem Erzgebirge, während einer Info-Veranstaltung mit, dass die „Verkehrssicherung wichtig sei“. Viele Wege wurden aufgrund der Verkehrssicherung gesperrt. Er zog zudem einen Vergleich: Wenn der Sachsenforst Privatwaldbesitzer anhält, ihre Wege zu sichern, in denen nur wenige Menschen zu Besuch sind, warum leistet der Sachsenforst dem nicht Folge, wenn in den Wäldern der Sächsischen Schweiz Millionen Besucher zu Gast sind ? Zudem stellte er die Überlegung an, die Wegmarkierungen an die Schwierigkeiten von Skipisten anzupassen und er fordert entschieden eine Reduzierung der Wegedichte.
Dipl.-Ing. Dietmar Schubert, merkte an, dass auf OpenStreetMap, sowie der Wander-App komoot immer wieder mal Wege fehlen und er berichtet davon, dass Mitarbeiter des Kartendienstes in Verbindung zum Nationalpark stehen, um Wege zu entfernen. Dazu äußerte er sich kritisch gegenüber der Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt ( Nationalen Biodiversitätsstrategie, NBS ) der Bundesregierung und der Europäischen Union: Jedes Bundesland solle 2 % seiner Fläche als Waldfläche ausweisen, der BUND hingegen fordert Totalreservate, so ist die Königsbrücker Heide bereits als Wildnisgebiet ausgewiesen, wofür der Nationalpark nicht geeignet ist. Andreas Knaack, beantwortete hier zunächst die Frage, betreffend der Zusammenarbeit mit OpenStreetMap: Eine Verbindung zu den Betreibern existiert und er berichtet von einer formellen Zusammenarbeit, es bleibe aber Sache der Anbieter, ob Wege entfernt werden oder nicht. Ein Weg wird nur gelöscht, wenn es Beweise gibt. In der NBS existieren Vorgaben für Wege, dennoch sollen keine Wege innerhalb der Kernzone gesperrt werden. Er selbst war überrascht von den Erwartungen und Forderungen, das Sächsische Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft ( SMEKUL ) sagt dazu selber:
Die Wege bleiben.
Odilian Adamczak ergänzte zur bestehenden Diskussion, der auch für OpenStreetMap arbeitet, sieht das Problem hingegen woanders: Wege existieren oftmals nur aufgrund von alten Luftbildern, zudem werden keine Wege gelöscht, sondern nur auf „Unsichtbar“ gesetzt. Dr. Rolf Böhm hakte ebenfalls ein, und ergänzte zu den Wildnisgebieten, dass die Rede davon sei, dass die touristische Infrastruktur entfernt werden solle, die NBS kann aufgrund der Realitätsferne nicht umgesetzt werden. Marco Angermann schlussfolgerte, dass die Nationalparke aus rechtlicher Sicht in Deutschland als Wildnisgebiete gelten, die Fläche des Nationalparks Sächsische Schweiz macht von der Gesamtfläche in Sachsen etwa 0,6 % aus, 10 % sind EU-weit gefordert und es wird der Vorwurf des „Quoten-Nationalparks“ laut. Ein echter Nationalpark würde zudem nicht in die Region passen und der bestehende wird ohnehin nie ein Vollwertiger. Er verweist auf den Bayrischen Wald, sowie den angrenzenden Böhmerwald auf tschechischer Seite, die heute die größte zusammenhängende Waldfläche Mitteleuropas bilden.
Heiko Hesse, Betreiber der Kräuterbaude in Hinterhermsdorf, stellte die Frage zu Grenzwegen und -übergängen, denn der Ball läge inzwischen auf deutscher Seite, nachdem Vorschläge aus Tschechien ( maschinelle Übersetzung von Dr. Rolf Böhm ) laut wurden, weitere Grenzübergänge im Nationalpark zu eröffnen. Der derzeitige Grenzübergang in Hinterdittersbach sei nicht sinnvoll, so fehlt ein Übergang im Großen Zschand, auch am Altarstein wäre ein Übergang wünschenswert. Andreas Knaack hakte ein und erwiderte, dass die Nationalparkverwaltung Kenntnis zu jenem Vorhaben hat, aber noch nicht informiert sei. Wie so oft muss hier eine Prüfung erfolgen, denn unterschiedliche Interessen wollen abgewogen werden, zudem vermischt sich die Forderung mit der Brandvorsorge.
Gunter Förster beklagte, dass Wanderwege in komoot teilweise nicht mehr existent seien, der Amselfall nach dessen Sperrung touristisch nicht mehr erschlossen sei. Er merkte an, dass eine Aufklärung in Werbung, Presse und Fernsehen wichtig sei, dennoch kommt es auf die Wortwahl an und kritisierte die Wortwahl von Landrat Geisler ( der zugehörige Beitrag im MDR Sachsenspiegel wurde kurz darauf wieder entfernt ), der davon sprach, die Amselfallbaude abzureißen und einfach anderswo wieder aufzubauen. Andreas Knaack antwortete mit den Worten, dass es dazu keine weiteren Fortschritte gibt, sein Bruder war 30 Jahre lang Betreiber der Amselfallbaude.
Dr. Ulrich Voigt, Ehrenvorsitzender des Sächsischen Bergsteigerbundes, meldet sich zuletzt zu Wort: Vor 25 Jahren hat er zusammen mit dem Ministerium die Arbeitsgemeinschaft Wanderwege ins Leben gerufen, mit dem Ziel des Einvernehmens unterschiedlicher Zielsetzungen. Er bekräftigt den Nationalpark-Gedanken von Marco Angermann, nachdem – per Definition – der Nationalpark Sächsische Schweiz kein echter Nationalpark sei, dennoch erreichte die Arbeitsgemeinschaft große Erfolge, was den Ansprüchen der größten Menge Wanderer und Kletterer entsprach. Bedingt durch den Wandel in der Politik merkt er an, dass nun der Naturschutz Vorrang hat.
Es folgte eine kurze Pause, in der uns das Team des SoliVital mit allerlei Köstlichkeiten verwöhnte, bevor ich mich dem nächsten Thema des heutigen Abends annahm: Waldbrandschutzmaßnahmen. Ein Jahr nach den verheerenden Bränden wollte ich wissen, was sich in der Zwischenzeit alles tat und was man für die Zukunft gelernt hat – Fragen, die in der zweiten Gesprächsrunde nur vereinzelte Teilnehmer interessierten, so dass wir lediglich knapp 10 Leute waren.
Waldbrandschutzmaßnahmen
Unsere Aufgabe im Bevölkerungsschutz ist es, die Zukunft sicherer zu gestalten, dies können wir nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den unterschiedlichen Akteuren vor Ort bewerkstelligen.
Den Impuls gab Kai Ritter-Kittelmann, Leiter des im November vorigen Jahres neu eingerichteten Amts für Bevölkerungsschutz, wonach die Schutzmaßnahmen in zwei Teile aufgeteilt würden:
- Vorbeugende Maßnahmen
- Aufklärung
- Brandverhütungsschau im Wald
- Forschung
- Kontrolle
- Konzepte
- Training
- Zisternen
- einheitliche Karten
- neue Technik
- „Einsatzwege“
- Abwehrende Maßnahmen
- Strukturierte überörtliche Hilfe
Bisher befänden sich Zisternen im Bau, davon wurde bereits eine feste Zisterne in Hohnstein fertiggestellt, sowie zwei mobile Zisternen angeschafft. Im Schnitt sei ein Waldbrand in Deutschland binnen einer Stunde gelöscht, Waldbrände, wie jener im vergangenen Jahr, 2018 an der Bastei oder in diesem Jahr oberhalb der Ostrauer Mühle könne man nur verhindern, in dem man auf Kontrollen im Wald setze, hierzu war man mit der Landespolizei Sachsen in den vergangenen Wochen wieder aktiv. Zusätzlich wolle man eine Brandverhütungsschau im Wald anbieten, wie dies bereits „überall“ praktiziert würde ( gemeint sind hier Industriebetriebe, Schulen usw. ). Dazu soll der Wald an verschiedenen Stellen sicherer gemacht werden, ebenso stellt sich die Frage, ob Fluchtwege gekennzeichnet werden sollen – bisher gäbe es jene Brandverhütungsschau für Wälder nicht.
In Erwägung wird ebenfalls gezogen, den Wald durch gezielte Eingriffe gegen Waldbrände zu „härten“. Ziel soll auch die Aufklärung innerhalb der Bevölkerung sein, dabei bezog er sich auf den Versuch der Nationalparkverwaltung, eine familienfreundliche Lösung für dieses Problem zu finden – fand jedoch keine guten Worte dazu. Dem Bewohner des Landkreises sei schließlich klar, dass man im Wald kein Feuer zu machen habe …
Mittels Ki und Drohnen soll so die Wissenschaft helfen. Dienlich dazu sollen auch Konzepte sein, wie sie im Bericht der Expertenkommission oder dem Müller-Gutachten vorgeschlagen wurden. Nach Auswertung des Waldbrandes stellte sich recht schnell die Frage zu neuer Technik, wie die Waldbrandausstattung des Nationalparks, aber auch neue Fahrzeuge für Feuerwehren und einheitliche Karten für die Einsatzkräfte. Die Wanderkarten von Rolf Böhm waren während des Waldbrandes im Einsatz, da sie die besten Karten für die Region seien. Ziel soll sein, dass Wege über einheitliche Wegfarben für Rettungskräfte schnell ersichtlich sind, bisher ist dies in Deutschland nicht existent. Darüberhinaus erwähnte er die „Strukturierte überörtliche Hilfe“, ein neues Konzept, welches erstmalig im Landkreis Meißen getestet wurde und stellte die Akteure für den Waldbrandschutz vor:
- Forschung
- Gemeinden
- Landkreis
- Medien
- Nationalparkverwaltung
- Polizei
- Sachsenforst
- Zivilgesellschaft
Beginn der Diskussion
Natürlich hatte ich gerade zu diesem Thema einige Fragen parat, was insbesondere die Feststellung betraf, dass „dem Bewohner des Landkreises schließlich klar sei, dass man im Wald kein Feuer zu machen habe“, denn dies war grundsätzlich falsch. Im Laufe der letzten Jahre erblickten wir immer wieder Wanderer, die im Wald mit Zigarette rumrannten – egal zu welcher Witterung. Wir erhielten fadenscheinige Ausreden, wie „Wir haben doch einen Wanderaschenbecher“ oder „Wir wussten nicht, dass man im Wald nicht rauchen darf“. Gerade letztere Aussagen sorgten beim ebenfalls anwesenden Hanspeter Mayr, Sprecher des Nationalparks für Kopfschütteln. Zusätzlich hakte ich beim Thema „Aufklärung“ nach und fragte, inwiefern Schulen in die Aufklärung eingebunden werden – als Kind der frühen 90er kam ich noch in den Genuss einer von DDR-Zeiten geprägten Erziehung ( es war nicht alles schlecht ) und lernte so im Laufe des Kindergartens oder der Grundschule, dass man im Wald kein Feuer macht.
Hanspeter Mayr, Sprecher des Nationalparks, sowie Katrin Müller, Leiterin der oberen Forst- und Jagdbehörde, Naturschutz im Wald, beantworteten meine Fragen. Eine Aufklärung finde bereits in Form des Ganztagsangebots der Junior-Ranger und an der Bildungsstätte „Sellnitz“ statt, zudem spreche man hier von einem langwierigen Prozess, denn es müssten Lehrpläne und -bücher angepasst werden. Kai Ritter-Kittelmann stimmte ein, dass zudem Unterricht im Wald nur da möglich sei, wo auch Wälder vorhanden seien.
Frau Rogge warf ein, dass die Böhmische Schweiz unter den Akteuren gänzlich fehle, woraufhin Kai Ritter-Kittelmann entgegnete, dass es einen regen Austausch mit den Behörden in der Tschechischen Republik gäbe, der Grenzraum solle dabei einer Gefahrenprüfung unterzogen werden, was nicht nur Waldbrände, sondern auch chemische und weitere Gefahren betrifft – Ziel soll eine gemeinsame Lösung sein. Er selbst flog während des Waldbrands im Helikopter mit und ein Mitarbeiter einer privaten Organisation zu Waldbrandbekämpfung erklärte ihm, dass dies eine einzigartige Region und deshalb nicht mit Griechenland oder anderen Regionen zu vergleichen sei.
Sepp Friebel meinte, dass einfach auch Strafen für solcherlei Vergehen fehlten, eine klare Kommunikation in der Presse fehlt: „Welche Strafen drohen mir, wenn ich im Wald Feuer mache ?“. Auch fragte er, warum neue Zisternen gebaut und nicht bestehende Ressourcen genutzt würden, so zum Beispiel die Obere und Niedere Schleuse bei Hinterhermsdorf, die auch teilweise zurückgebaut wurden. Auch wenn Fördermittel in Höhe von bis zu 30 Millionen € zur Verfügung ständen, stellt sich die Frage nach Instandhaltungskosten und dafür nötigem Personal. Kai Ritter-Kittelmann versprach, dass Straftaten verfolgt würden, wie im Falle der vier Iraker, welche den Brand an der Bastei am vorigen 17. Juli auslösten. Die Zuständigkeit dafür liegt bei den deutschen Richtern. Der Freistaat würde überdies die Instandhaltungskosten anteilig zur verfügung stellen, für die Zisternen sei der Eigentümer verantwortlich. Auf die von Sepp Friebel gestellte Frage, wer denn der Eigentümer sei, entbrannte eine kurze Diskussion, bis Katrin Müller einsprang: Derzeit sei die Eigentumsfrage noch „ein Dschungel, der gelichtet werden müsse“. Lösungen hierzu werden besprochen. Hanspeter Mayr erwähnte darüberhinaus, dass die Nieder Schleuse funktionsfähig sei und auch während des Waldbrands als Verteidigungslinie in Verwendung war. Der Winterbergteich hingegen wurde nicht genutzt, wird jedoch aktuell entschlammt.
Joachim Schreiber, ehemaliger Mitarbeiter des Nationalparks Sächsische Schweiz, sprach davon, dass das schwierigste Problem die dauerhafte Verortung der Brände sei und fragte, ob es konkrete Einsatzpläne für Pumpen usw. gäbe. Christoph Hasse, Betreiber des Campingplatz‘ Ostrauer Mühle, informierte die Gruppe darüber, dass etwaige Pläne seitens der Bad Schandauer Feuerwehr für den Weg zum Großen Winterberg existieren. Hanspeter Mayr erwähnte, dass man nun auch eine Drohne angeschafft habe und vier Mitarbeiter des Nationalparks diese pilotieren können. Zudem war er erstaunt über die Leistungsfähigkeit der Wärmebildkameras der Landespolizei, zusätzlich sei die Feuerwehr Bad Schandau an einer Machbarkeitsstudie ( EU-Projekt ) mit Steigleitung hinauf zum Winterberg, beteiligt. Es stellt sich natürlich die Frage nach der Finanzierung.
Christoph Hasse, Betreiber des Campingplatz‘ Ostrauer Mühle, verwies darauf, dass die Brandverhütungsschau an vielen Stellen gezeigt werden müsste, zudem fordert er eine Minderung des Totholzes im Wald, denn die Fichte verrottet nicht, sondern bleibt im Wald als Trockenholz liegen. Er selbst war während des Waldbrandes im Großen Zschand im Einsatz und sicherte Kameraden von ortsfremden Feuerwehren. Er stieg auf Joachim Schreiber’s Problem der Verortung der Brände ein: Hubschrauber und Karten boten die Möglichkeit zur Verortung, so zeigte er auf den brand am Malerweg, oberhalb der Ostrauer Mühle. Das Rettungswegenetz muss auf jeden Fall verbessert und instand gehalten werden. Kai Ritter-Kittelmann ergänzte, dass es keine Generalklauseln für Rettungswege geben kann, ein Konzept dazu soll in wenigen Tagen oder Wochen veröffentlicht werden und bezieht sich dabei auf das „Waldbrandschutzkonzept für den Nationalpark“.
Warum unterhält die Nationalparkverwaltung keine eigene Feuerwehr ?
Kai Ritter-Kittelmann reagierte auf die Frage, dass der Nationalpark keine eigene Feuerwehr benötige, zumal ja die Freiwillige Feuerwehr Ottendorf als Nationalparkfeuerwehr bereits zur Verfügung stünde, zudem sei der Kosten / Nutzen nicht gegeben. Im Falle eines Brandes stehen Ranger als Hilfe zur Verfügung, man fühlt sich „gut aufgestellt“. Katrin Müller schob ein, dass die Feuerwehr zudem entscheide, wo gelöscht wird und nicht der Nationalpark. Kai Ritter-Kittelmann verwies auf eine Änderung des Blaulichtgesetzes, womit Kosten zwischen Land und Kommune aufgeteilt würde – zusätzlich soll ein „Großschadensereignis“ eingeführt werden.
Sepp Friebel schaute besorgt auf den Zustand der Straßen und erkundigte sich nach dem Schutz für die Feuerwehr. Hanspeter Mayr verwies auf die Frage der Zuständigkeiten, gestand aber auch ein, dass man sich hier in einem ewigen Gerangel befindet.
Kai Ritter-Kittelmann entgegnete, dass er seit 2016 vor Ort sei und schon viele Krisen erlebt habe, wie die COVID-Pandemie, den Ukraine-Konflikt, den Waldbrand usw., nur ein Hochwasser sei noch nicht darunter gewesen. Sepp Maier und ich korrigierten ihn und wähnten das Kirnitzsch-Hochwasser vom Juli 2021, welches für ihn jedoch nur ein „Starkregenereignis“ gewesen sei – unabhängig des Wasserstands in Bad Schandau. Kai Ritter-Kittelmann versuchte zu beschwichtigen …
Wenn jeder seine Arbeit machen würde, wofür er bezahlt wird, gäbe es keine Probleme.
… und verwies auf die vielen Naturgefahren, denen wir uns ausgesetzt sehen: Schlammlawinen, Waldbrände, Überschwemmungen und Felsstürze.
Dipl.-Ing. Dietmar Schubert erinnert an den Brand aus dem Jahre 1842: Brandschneisen wurden infolge des Waldbrandes angelegt, die bis ins Jahre 1960 auf Karten nachweisbar waren und stellte die Frage, ob Brandschneisen heute nicht mehr aktuell seien und wie man Feuerwehrleute ins gebiet der Weberschlüchte sowie in Richtung des Neuen Kanapée bekommen würde ? Katrin Müller verwies darauf, dass das bestehende Waldbrandschutzkonzept nicht mehr Stand der neusten Erkenntnisse sei und Kai Ritter-Kittelmann schlussfolgerte, dass der Freistaat Sachsen drei neue Hubschrauber angeschafft hat, diese sollen 2025 ausgeliefert werden und sich ab 2026 im Einsatz befinden. Diese waren vorher nicht im Freistaat verfügbar.
Zusammenfassung
Abschließend folgte eine Zusammenfassung aller Moderatoren ( hier im Transkript, so gut es die Aufnahme hergab ), die in wenigen Minuten die – durchaus heiß geführten – Diskussionen für die ganze Gruppe auf den Punkt brachten. Die Vorschläge werden anschließend den Verantwortlichen übergeben.
Waldbrandschutzmaßnahmen
Die Diskussionen zu Waldbrandschutzmaßnahmen sind ein heißes Thema.
Aber: Wenn alle die, die irgendwie im Nationalpark zuständig sind, so zusammen kommunizieren, wie Herr Ritter-Kittelmann vom Landkreis, die Frau Müller vom Sachsenforst, den Herrn Mayr vom Nationalpark, dann brauchen wir uns keine Sorgen machen, dass es Hand an Hand geht. Es war eine tolle Diskussion und auch dass Nationalpark, Landkreis und Sachsenforst an sich in der Beantwortung, die Bälle so zugespielt, dass es wirklich ein Gewinn war für diejenigen, die dabei waren. Was wir diskutiert haben, waren natürlich Konzepte. Und zwar Konzepte, also gibt es jetzt nach den Erfahrungen des Waldbrandes im letzten Jahr, gibt es etwas Konzepte für Löschwasser, für die Einsatzkommunikation usw.. Und da wurde sehr deutlich:
Die Sächsische Schweiz ist nicht die Laußnitzer Heide …
… oder irgendein Brandenburger Wald, wo man sozusagen für ein Flachland ein Konzept hat und dann kann man das 1:1 übertragen. Vor allem aufgrund der Topographie, werden Konzepte gemacht, aber die lassen sich nicht so einfach skalieren, also nicht so einfach übertragen auf andere Situationen, das ist die große Problematik. Weiter wurde diskutiert, das Problem: Wie sieht man denn die Brände ? Es riecht irgendwo und die Frage ist: Wie können Brände geortet werden ? Dann war eine Frage: Was wird dann getan ? Drohnen sind angeschafft worden an denen wird ausgebildet und Polizeihubschrauber mit Wärmebildkameras, also Einsatz neuer Technik, soll dort helfen. Das eine war die Brandverortung, das andere ist: Wie kommt denn Wasser möglichst schnell in die entlegenen Gegenden ? Da wurde diskutiert, die Frage, ob nicht Trockenleitungen oder Steigleitungen, entlang der Forstwege oder entlang der Rettungswege, also nicht über Natur, sondern direkt unter den Wegen verbaut werden könnten. Mit Löschhäusschen, dass das Wasser schneller dorthin kommt, wo es hin soll. Und dazu gibt es von der Stadt Bad Schandau eine Machbarkeitsstudie. Und das war so ein Ergebnis überhaupt dieser Diskussion, es wurde etwas gefragt, es wurde angefragt, was wird dort getan und dann kam immer wieder: „Ja, es ist auf dem Schirm, es wird ein Konzept erarbeitet“. Demnächst wird das „Waldbrandschutzkonzept für die Nationalparkregion Sächsische Schweiz“ veröffentlicht, wo zum Beispiel deutlich wird, dass sich die bis in die 50er Jahre existierenden Waldbrandschneisen im Flachland eignen, nicht jedoch in der Sächsischen Schweiz. Neuste wissenschaftliche Erkenntnisse werden dort eingebracht. Also man ist bei Vielem auf dem Weg. Eine gute Idee gab es, also es gab viele gute Ideen, aber eine, die diskutiert wurde und zwar: Ignorante Wanderer. Die Rauchen, Saufen und dann, wenn sie betrunken sind feiern oder wie auch immer. Also ignorante Wanderer, übrigens nicht nur fremde Touristen, sondern auch Einheimische und was kann man da machen ? Da war das Thema Aufklärung ganz groß und die Nutzung der neuen Medien und die Vernetzung aller im Nationalpark agierenden Akteure. Da war eine konkrete Idee, die Herr Ritter-Kittelmann gleich jetzt am Mittwoch umsetzt, da wird er den Vortrag nochmal halten beim Tourismusverband. Und dass also nicht nur der Nationalpark diese Warnhinweise auf Schilder und in seinen Medien hat, auf Instagram, auf Facebook, wie auch immer, sondern dass alle Akteure diese Regeln, wie man sich hier verhält, dort übernehmen. Das ist so ein Aufklärungsthema. Gut, es gab noch viel mehr: Totholz war natürlich auch ein Thema. Zum Schluss, etwas, was mich sehr beeindruckt hat, hier stand auf dem Zettel: Was läuft positiv ? Den Moderator hat sehr beeindruckt, dass die 100 Mitglieder der Bergwacht beim letzten Brand den ortsfremden Feuerwehren die Wege gezeigt und freigeräumt haben, die nämlich einfach dachten, die könnte man nach Karte, rein nach GPS, hoch. Das war sehr beeindruckend.
Tourismusentwicklung in der Nationalparkregion
Besprochen wurden unteranderem die Grenzen der Tourismusentwicklung, es gibt Grenzen, die da sind und ein Thema ist ganz einschneidend und nachdrücklich in beiden Gruppen genannt worden und das ist das Thema Personalmangel, also gute Qualität, ist nur noch mit ausreichend Personal zu leisten, aber auch mit Personal, das – etwas überspitzt gesagt – arbeitsfähig ist und das sind Entwicklungen, die berücksichtigt werden müssen. Einfach bei allem, was man sich vorstellt und ob Tourismus, dass es Leute braucht, die die Qualität sichern und bestimmte Serviceleistungen vorhalten können. Die Diskussion rankte sich ansonsten um Pole, die sich gegenüberstehen: Naturschutz auf der einen Seite und Besiedelung auf der anderen Seite, also gar nicht mal der Platz für Leute, die in der Region wohnen ( teilweise sehr lange wohnen ) aber auch herziehen wollen, immer knapper wird, weil es kaum noch Platz für Gäste gibt. Dabei stand auch die Frage im Raum: Qualitätstourismus gegenüber dem Massentourismus und die Frage: „Was wollen wir eigentlich ?“. Dabei fiel auch häufig das Wort „Blechlawine“, die im Sommer durch die Region rollt. Wäre es nicht eigentlich günstiger auf Qualitätstourismus zu setzen und zu sagen, wie wir können wir angesichts der Ressourcen, die wir haben, eine gute Qualität bieten, die vielleicht gar nicht auf Massen ausgerichtet ist, aber auf ausreichend Leute, die ausreichend Qualität hier vorfinden. Ein ganz wichtiger Punkt war auch, dass es eine ganze Menge Entscheidungen gibt, die nicht vor Ort getroffen werden. Ortsvorsteher wurden zum Beispiel genannt, aber auch verschiedene andere Interessengruppen und Bewohner, auch Leute, die sich engagieren in den einzelnen Orten und durchaus auch Ideen haben, wie man bestimmte Dinge entwickeln könnte, die möchten nicht nur informiert werden, wobei es auch selbst da immer wieder mangelt, sondern sie möchten auch gern in Entscheidungen mit eingebunden werden. Damit Entscheidungen, die an anderen Orten getroffen werden, auch tatsächlich praxistauglich auch für den Ort sind, an dem sie dann am Ende auch umgesetzt werden. Es gab eine große Bereitschaft daran mitzuwirken und insofern wurde es auch immer wieder gesagt, dass dieses Format auch gut ist, da die unterschiedlichen Perspektiven auf den Tisch kommen und ihre Sachen mit einbringen können. Natürlich gab es noch viele weitere Ideen, doch ein Punkt empfand die Moderatorin noch als wichtig, den ein Teilnehmer sehr eindrücklich schilderte:
Vor 50 Jahren wurden hier Leuchttürme geschaffen, auf die man heute stolz ist, was gut ist. Heute ist es aber für viele eher so, dass sie die Erfahrung machen, wenn sie dann einmal eine Idee haben, für einen Leuchtturm oder selbst auch für kleinere Sachen, dann wird es schwierig und in der Regel versandet das oder wird das nicht gehört. Und das ist einfach schade.
Wege im Nationalpark
Über das Thema wurde durchaus leidenschaftlich diskutiert, was dafür spricht, dass die Menschen durchaus engagiert sind für die Region, in der sie leben – aber auch konstruktiv und sachlich. Die Interessen gehen natürlich weit auseinander. Es kam immer wieder das Stichwort dieser Blutgefäße: Der Weg als Blutgefäß im Nationalpark, was zum großen Problem führt, wenn sie zu verstopfen drohen. In den letzten Jahren ist im Wald viel passiert, was die Wege beeinflusst hat, viel Freischnitt war notwendig, wo allerdings noch eine ganze Menge getan wurde, da wurde vor allem um Verständnis geworben, dass all diese Maßnahmen, welche die Nationalparkverwaltung vornimmt und dieses Begehen des Nationalparks zu ermöglichen, immer natürlich genehmungsbedürftig sind. Dass es bisweilen Prozesse sind, die dauern und die es auch nicht so ohne Weiteres einfach machen, bis der Weg frei ist. Es war freundlicherweise eine Frau aus der Genehmigungsbehörde dabei, die gesagt hatte: Der Nationalpark macht einen super Job. Also das funktioniert eigentlich ganz gut und insofern ist das Tempo gar nicht so verkehrt. Gleichwohl bleibt ein Riesenthema, die Frage der Kommunikation, auf seitens der Nationalparkverwaltung, wie selbstkritisch eingeschätzt wurde, das war in den letzten Jahren nicht immer optimal. Es ist aber auch nicht einfach und weil sich sozusagen auch zu dichte Wege, die auch kommuniziert werden, über Verlage, über digitale Medien. Im Grunde natürlich auch jeder Verlag oder digitale Anbieter kann solche Wege kommunizieren und ob das nun genau diese Wege, das Wegekonzept des Nationalparks treffen, ist noch eine ganz andere Frage. Es wurde viel versucht auch in der Kommunikation mit diesen Akteuren, aber das ist natürlich auch nicht aus der Nationalparkverwaltung 100%ig zu steuern. Wir haben gelernt, es gibt 600 Kilometer Wege in diesem Nationalpark, wo es ein klares politisches Bekenntnis zumindest gibt, dass diese Wege auch bewahrt bleiben sollen und wenn diesen Wegen etwas passiert, dass sie freigeschnitten und geräumt werden sollen. Daran gab es dann leisen Zweifel, was aber deutlich macht, in welchem Spannungsfeld wir und da bewegen. Es kam auch die Frage auf: Reden wir tatsächlich von einem Nationalpark ? Wenn man touristisch nach Definition liest, hätte man ganz andere Schutzinteressen. Dafür ist das Wegesystem schon viel zu dicht, andere wiederum sagen, wir brauchen eigentlich mehr Wege, wir brauchen vor allen Dingen auch mehr Wege im grenzüberschreitenden Verkehr in Richtung Tschechien. Also da gehen die Meinungen dann doch deutlich auseinander. Ein Stichwort war, in diesem Zusammenhang, dass im Grunde für diesen Nationalpark es einen Gesellschaftsvertrag braucht, also wo auch die komplette Region sich damit abstimmt: Was wollen wir jetzt eigentlich genau ? Es gibt ja auch die Nationalparkverordnung, die ein Stück weit ein Gesellschaftsvertrag sein könnte, der im Übrigen demnächst auf einer Evaluierung stehen soll. Das wäre eine Möglichkeit, für einen weiteren Dialogprozess, auch gemeinschaftlich darüber nachzudenken, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln soll.
Ein Stichwort aus der zweiten Runde, war die Frage nach einer Eintrittskarte / Erlaubnis, nicht in vorderster Linie, um Geld einzunehmen, sondern auch tatsächlich um darüber Besucher zu lenken, in dem man so ein System sehr klar differenziert, nach Wegen, nach Orten und auch nach Nutzern.
Das müsste man natürlich für die Einwohner anders gestalten, als für Gäste. Auch das sind sicher Themen, die weiter diskutiert werden müssen. Natürlich geht es immer wieder um sehr konkrete Wege, bis die Karte rausgeholt wurde, um zu schauen, worüber wir eigentlich reden. Also das ist ein sehr kleinteiliges Geschäft, was durchaus schwierig ist und für alle Beteiligten ziemlich herausfordernd. Eine konkrete Frage, die im Protokoll mit erschienen wird ist: Was wird eigentlich aus der schönen Amselfallbaude ?
Waldentwicklung im Nationalpark
Auch in der Waldentwicklung spielten Wege eine Rolle: Das Thema Totholz war ein großes und auch ein konträres Thema. Gibt es zu viel Totholz ? Wieviel verträgt der Nationalpark ? Das Landschaftsschutzgebiet ? Es war auch immer wieder der Fokus darauf, dass Nationalpark und Landschaftsschutzgebiet verschiedene Maßnahmen zulassen / verschiedene Maßnahmen verlangen.
Die Theorie beantwortet uns die Frage nicht.
Es gibt jedoch zwei Grenzen: Die Grenze ist, die Gefährdung der Sicherheit, also Gefahren, die auf dem Totholz basieren, die müssen beseitigt werden, worin sich auch alle einig waren. Es wird versucht, diese Störungen, diese Gefahren zu beseitigen und natürlich Walderleben / Naturerleben dieses Nationalparks zu ermöglichen, das heißt natürlich auch, dass bedacht wird, Wege freizuhalten und Natur zu erleben. Es wurde mehrmals betont, dass mehr Totholz beseitigt werden soll, aber dem wurde auch entgegengesetzt, dass Totholz unglaublich wichtige Waldfunktionen gewährleistet, darüber durften wir viel erfahren, es wurde auch teilweise intensiv darüber diskutiert. Es ging so weit, dass gesagt wurde, dass der Nationalpark, doch so wie er jetzt ist, kein echter Nationalpark sei – ich möchte das einfach mal so in den Raum werfen. Das ist eine Meinung gewesen und auch darüber haben wir gesprochen. Man kam insofern zusammen, dass Pflegebereiche im Nationalpark genau betrachtet werden und begleitet ( also Aufgabe des Nationalparks: betreuen, beobachten, begleiten ), um dann genau feststellen zu können: In welchem Stadium sind wir hier gerade ? Was können und sollten wir jetzt tun ? Und genau diese Pflegebereiche zum Beispiel, ist man bemüht sich anzunehmen und zu schauen, welche Maßnahmen sind möglich und welche Maßnahmen können und müssen getätigt werden ? Bei dem Thema Waldentwicklung spielte der Borkenkäfer eine Rolle und ganz kurz zusammengefasst mit der Frage: Ist der Borkenkäfer Lösung oder Problem für den Waldumbau ? Die Frage wurde von Jemandem beantwortet mit: „Ja, an sich schon, er unterstützt dabei, aber zu schnell“. Wir haben darüber gesprochen, wie die Entwicklung der letzten Jahre war, die Entwicklung des Borkenkäfers, dass es nicht mehr so intensiv und so stark ist, wie in den letzten Jahren und auch über die verschiedenen Maßnahmen, die der Nationalpark und das Landschaftsschutzgebiet, die mit Blick auf den Borkenkäfer getätigt werden und getätigt werden können.
Nationalparkleiter Uwe Borrmeister und Landrat Michael Geisler beendeten die Veranstaltung mit einem Dank, sowie dem Eindruck, dass viel zu wenig Zeit zur Diskussion der Themen verblieb. Dennoch freut sich Uwe Borrmeister auf weitere Veranstaltungen in diesem Format, denn die Zusammenarbeit mit Bürgern und Kommunen ist gefragt, gleichzeitig betonte er eine neue Organisation für die Nationalparkverwaltung: Der Forstbezirk Neustadt und die Nationalparkverwaltung werden künftig zusammengelegt und in der Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz aufgehen. Konstanz ist das Ziel: Die einzelnen Forstreviere und Revierförster bleiben. Michael Geisler stellte fest, dass er die meisten Gesichter fast auf jeder Veranstaltung sieht und so fast ein Fachpublikum zu sehen war. Viele Argumente hörte er in den letzten Jahren immer wieder, so dass man sich überlegen müsste, das Format beizubehalten. Er selbst hat dabei auch die ein oder andere Idee:
Ich könnte mir ganz gut vorstellen, dass in den vier Zimmern … was weiß ich, in einem Zimmer sitzt der Umweltminister, in einem sitzt der Innenminister, in einem sitzt der Finanzminister und in einem sitzt der Wirtschaftsminister.
Wie zu erwarten stieß diese Idee auf Applaus, zugleich verwies er auf die anstehenden Landtagswahlen. Es seien „Zeiten, in denen man Politiker wirklich quälen kann, bis hin zur Folter. Diese Zeit müsse man nutzen, denn danach tritt wieder eine andere Zeit ein“. Er verwies auf sieben Besuche mit unterschiedlichsten Entscheidungsträgern am Großen Winterberg – die einzige Kontinuität, war er selbst. Er erwartet Entscheidungen zu diesem und einigen anderen Prozessen und dankt gleichzeitig der neuen Administration des Nationalparks unter Uwe Borrmeister, mit dem sich die Zusammenarbeit intensiv gestaltet.
Wer sagt, es gibt keine Ergebnisse, der sagt auch nicht die Wahrheit. Es gibt also durchaus Ergebnisse, die vorzeigbar sind und die wir also auch gewollt haben. Also insofern haben wir schrittweise was erreicht. Es gibt Ziele über die müssen wir reden, ob man die erreichen will oder nicht erreichen will oder dann, ob man sie erreichen kann.
Er stellt dabei auch die Aussicht in den Raum, dass die Bevölkerung an der Ausgestaltung der neuen Nationalparkverordnung mitwirken kann.
Conclusio
Natürlich sprach ich direkt im Anschluss mit vereinzelten Teilnehmern, heraus kam eine Mischung aus Erwartungshaltung, dass man mithilfe des neuen Formats nun endlich auf die Bevölkerung zugeht, aber auch Ernüchterung. Denn feststand eben auch, dass man aus behördlicher Sicht in den letzten Monaten alles richtig gemacht hat – Fehler wurden stets bei politischen Gegnern oder der vorherigen Administration im Nationalpark gesucht. Ich möchte dem neuen Format eine Chance geben, war es doch zugleich die erste Veranstaltung, vielleicht erreicht man auf Seiten des Nationalparks ja endlich jene Kritiker und kann sie ins Boot holen, um so gemeinsam die Zukunft zu gestalten. Den Verantwortlichen im Nationalpark kann man indes nur Wünschen, dass sie die Sorgen und Ängste der Teilnehmer ernst nehmen, denn gerade das Thema der Finanzierung stellt viele Kommunen vor Probleme, hier sei nur einmal der Waldbrand 2018 an der Bastei zu erwähnen, der im Anschluss zu einer Haushaltssperre in der Stadt Lohmen führte.
Ich hoffe, dass euch dieser Beitrag gefallen hat,
euer Martin
Kleine Ergänzung: Markus vom Blog „Felsenheimat“ hat ebenfalls einige Zeilen zum Gesprächsforum unter dem Titel „Nationalparkverwaltung im Dialog – erstes Bürgerforum in Sebnitz“ verfasst …